Der Stadtseniorenrat Weinstadt hat erstmals örtliche Gaststätten auf ihre Seniorenfreundlichkeit und Barrierefreiheit getestet. 30 von rund 100 Wirten haben sich dem Urteil der ehrenamtlichen Prüfer gestellt.

Weinstadt - Mal eben schnell die Stufen überwinden und geschwind durch die schmale Eingangstür ins Lokal hinein – was für junge und gesunde Menschen keine Hindernisse sind, können Senioren oder Behinderten indes einen Restaurantbesuch rasch verleiden. Daher haben sich die Mitglieder des Stadtseniorenrates, nachdem sie seit dem Jahr 2009 bereits in regelmäßigen Abständen den Weinstädter Einzelhandel auf Seniorenfreundlichkeit und Barrierefreiheit überprüfen, nun auch der Gastronomie zugewandt. Denn da gibt es ebenfalls einige Knackpunkte, wie die Vorstandsmitglieder Waltraud Bühl, Gerhard Volk, Dietmar Kohr, Bernhard Dippon und Brigitte Krahmer bei einem Voroorttermin an ein paar Beispiellokalen in der Stadt erklären.

 

Ein barrierefreier Zugang, damit auch Menschen mit Rollator oder Rollstuhl in eine Gaststätte gelangen können, ist dabei nur eines von vielen Prüfkriterien gewesen. Auch die Gang- und Türbreiten, die Erreichbarkeit von Garderobe und Toilette sowie ausreichend Platz, um Gehhilfen abstellen zu können, bewerteten die Stadtseniorenräte bei ihren Testbesuchen. Zudem nahmen sie unter anderem Speisekarten auf ihre Lesbarkeit in Augenschein sowie ob Seniorenportionen angeboten werden.

Bei einer Feier werden die Zertifikate verliehen

30 von rund 100 Weinstädter Gastronomen stellten sich der Prüfung durch den Stadtseniorenrat, zu der sie der Oberbürgermeister Jürgen Oswald per Schreiben eingeladen hat. Die Teilnahme war freiwillig. Mit dem Prüfergebnis sind die ehrenamtlichen Tester ebenso zufrieden wie mit der Beteiligung bei der ersten Runde. „Bei den Einzelhandelsprüfungen haben wir damals auch klein angefangen“, sagt Waltraud Bühl. Außerdem hätten zumindest in Sachen Seniorenfreundlichkeit alle Teilnehmer den Test bestanden und werden bei der Verleihung am Montag ein Zertifikat der Kategorie zwei entgegennehmen dürfen. Wie viele indes eines der Kategorie eins erhalten werden, womit ihnen zusätzlich auch Barrierefreiheit bestätigt wird, möchte Waltraud Bühl vorab der Veranstaltung nicht verraten, um „die Spannung hochzuhalten“.

Dabei stellt sie klar: „Wir wollen nicht kritisieren sondern anregen und bitten. Eine Oberaufsicht möchten wir nicht sein.“ Das Ziel sei es, die Gastronomen für die Bedürfnisse von Senioren und Menschen mit Behinderung zu sensibilisieren, ergänzt Dippon. Denn eines sei sicher: Die demografische Entwicklung mache auch vor den Gaststätten nicht halt. „Daher müssen sich Wirte überlegen, wie sie mit den immer mehr älteren Gästen umgehen.“

Von Barrierefreiheit profitieren auch junge Eltern

Abgesehen davon komme ein mehr an Barrierefreiheit auch anderen Personengruppen zu Gute, etwa Eltern, die mit Kinderwagen unterwegs sind, merkt Brigitte Krahmer an. Und sie diene dem Stadtmarketing, führt Bühl aus. „Für seine gute Gastronomie ist Weinstadt bereits bekannt, wenn diese auch noch seniorenfreundlich und barrierefrei ist, lockt das zusätzlich.“ Daher sollen die Zertifikatsträger auch jeweils einen Aufkleber bekommen, mit dem sie ihr Lokale nach außen sichtbar entsprechend kennzeichnen können.

Dass die Zertifikate die Wirte anspornen künftig noch mehr dafür zu tun, davon sind die Seniorenräte überzeugt. Schließlich hätten auch die Prüfungen des Einzelhandels in den vergangenen Jahren zu einigen Verbesserungen geführt. So manch ein Händler habe daraufhin ein Geländer an der Eingangstreppe seines Ladens angebracht, eine Rampe installiert oder auch seine Waren mit größeren Preisschildern ausgezeichnet.