Der Eigentümer des Schönbühl will der Stadt zur Anschlussunterbringung einige Häuser des früheren Jugendheims anbieten. Eines der Gebäude hat der Landkreis bereits vorübergehend zur vorläufigen Unterbringung von rund 100 Flüchtlingen angemietet.

Wenn Thomas Barth etwas macht, dann mit voller Energie. So engagiert wie der Kaisersbacher Unternehmer vor zwei Jahren seine Vision verfolgte, auf dem Schönbühl eine ökologische Modellsiedlung zu errichten, setzt er sich nun für Flüchtlinge und ihre Belange ein. Ursprünglich wollte Barth die Gebäude auf dem ehemaligen Jugendheimgelände, das er dem Kommunalverband für Jugend und Soziales abgekauft hat, abreißen lassen, um 40 sogenannte Plusenergiehäuser zu errichten, die mehr Strom und Wärme produzieren als sie selbst verbrauchen. Die Substanz der Bestandsgebäude sei ohnehin durch den langen Leerstand kaputt, erklärte er damals dazu.

 

Nun hört sich seine Bewertung ganz anders an: „Wenn ich mir die Substanz angucke, dann ist die allemal noch gut“, sagt Barth. Von Abriss ist keine Rede mehr, ebenso wenig von Plusenergiehäusern. Statt dessen denkt Barth daran, den Mietvertrag mit dem Landkreis für eines der Gebäude zu verlängern. Zum symbolischen Preis von einem Euro pro Monat hat der Unternehmer im vergangenen Herbst das sogenannte Schefflerhaus bis Ende Mai als vorübergehende Erstunterkunft für rund 100 Flüchtlinge zur Verfügung gestellt.

Sanierung statt Abriss der Gebäude

Und nicht nur das: zwei Nachbarhäuser will er nun sanieren und so umbauen lassen, dass Asylanten, deren Anträge bewilligt wurden, dort zur Anschlussunterbringung einziehen können – sofern sich „eine Linie mit der Stadtverwaltung findet“. Denn für die Anschlussunterbringung ist nicht mehr der Landkreis zuständig, sondern die Kommune. Zudem will Barth die Versorgung vor Ort für die Flüchtlinge auf dem Schönbühl sowie im benachbarten Saffrichhof, dessen Gebäude der Kreis von Barth ebenfalls angemietet hat, verbessern. Ein Laden mit Lebensmitteln für den täglichen Bedarf und eine Kita schweben Barth beispielsweise vor sowie ein Café als Begegnungsort, auch mit Weinstädter Bürgern. Damit diese, wie Barth sagt, dann nicht nur vorbei spazierten, sondern sich auch einmal aus der Nähe anschauten, was sich auf dem Schönbühl tue, dort einkehrten und so auch mit den dort lebenden Flüchtlingen ins Gespräch kommen könnten.

Im Rathaus wartet man derweil ab. „Damit werden wir uns auseinandersetzen, wenn eine Konkretisierung auf dem Tisch liegt“, sagt der Oberbürgermeister Jürgen Oswald zu den Plänen des Unternehmers – wobei er durchaus den großen Bedarf an Möglichkeiten zur Anschlussunterbringung sehe, der in den kommenden Jahren auf Weinstadt zukomme. Er persönlich betrachte Barths Vorschlag allerdings eher „skeptisch und kritisch“.

Denn: „für mich heißt Integration, dass sie dort stattfindet, wo organisch gewachsene Strukturen sind“, sagt Oswald, „das heißt, wo heute schon gelebt wird, möglichst nah bei den Menschen.“ Der Schönbühl indes wäre hiervon losgelöst. Tatsächlich liegen die Gebäude des ehemaligen Jugendheims auf einer Anhöhe zwischen den Weinstädter Teilorten Beutelsbach und Schnait und der Nachbarkommune Remshalden vergleichsweise abgeschieden, allein von Wald, Weinbergen und Streuobstwiesen umgeben. „Unter diesem Gesichtspunkt halte ich den Vorschlag für nicht so zielführend“, sagt Oswald.

Eigentümer plant Neubau eines Mehrzweckraumes

Als „gut und machbar“ bewertet der Oberbürgermeister hingegen Barths Vorhaben, auf dem Schönbühl einen zentralen Mehrzweckraum zu bauen. 150 Quadratmeter groß und ebenerdig solle dieser sein, erläutert Barth, und zum einen für ankommende Flüchtlinge „eine Willkommenssituation schaffen“, zum anderen etwa als Schulungsraum für Erwachsene und als Spielzimmer für Kinder dienen. Vor allem Letzteres ist ihm ein wichtiges Anliegen. Denn bisher bleibe den Flüchtlingskindern angesichts der beengten Wohnverhältnisse nichts anders übrig, als auf der Straße zu spielen, wo an Saffrichhof und Schönbühl vorbeirasende Autofahrer aber wenig Rücksicht auf sie nähmen.

Eine Ausnahme von der Veränderungssperre, welche die Stadt über das Jugendheimgelände verhängt hat, hat Barth bereits beantragt. Im Technischen Ausschuss des Gemeinderates wurde diese jedoch abgelehnt – aus „formalen Gründen“, wie Oswald betont. Denn in einem Gespräch zwischen dem Baubürgermeister Thomas Deißler und Thomas Barth vor der Sitzung, sei der ursprünglich geplante Standort im südlichen Bereich des Geländes verworfen worden, berichtet der Oberbürgermeister: „Nun machen wir uns zusammen auf die Suche nach einem anderen Baubereich.“