Das eine oder andere Viertele erleichtere auch kommunalpolitische Entscheidungen, sagt Roger Kehle, der Pate des 2014er Ratstrunks bei der Präsentation der aktuellen Tropfen aus dem Weinstädter Stadtwengert.

Weinstadt - Es sei kein einfaches Weinjahr gewesen, das Jahr 2014, hat der Weinstädter Stadtwengerter Gerhard Bischoff der Festgemeinde verkündet, die sich am Dienstagabend zum Ratstrunk im Beutelsbacher Stiftshof versammelt hatte. Für ordentliche Weine aus dem Stadtwengert habe es aber trotz des trockenen Frühjahrs, nassen Sommers und der Kirschessigfliege allemal gereicht. „Mir brauchet ons vor niemand verstecka“, sprach der Mann, der den Oberbürgermeister und die Gemeinderäte bei der Lese anleitet, bei der Präsentation des 2014er Riesling Schnaiter Altenberg.

 

1100 Liter mit 82 Grad Öchsle hat die Stadt bei der Remstalkellerei zum Ausbau abgeliefert. Herausgekommen ist ein fruchtiger Tropfen, dem man bei knackiger Säure noch etwas Restsüße gelassen hat. „Oifach probiera“, empfahl Bischoff für den Trollinger, von dem die Stadt 1050 Liter für repräsentative Zwecke zur Verfügung hat. Und für den Spätburgunder aus dem Barrique – Ausbeute beim jetzt präsentierten 2013er: exakt 1000 Flaschen – hat dann Stefanie Bauer, die amtierende Weinstädter Weinkönigin das allseits passende Motto parat gehabt: „Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken.“

Dem hatte zuvor auch der diesjährige Pate des Weinstädter Ratsschenks, der Vorsitzende des Gemeindetags, Roger Kehle, auf andere Art zugestimmt. „Zum Wohl“, sprach er und versprach, den Patenkindern – den Weinstädter Tropfen also – mit herzhaften Schlucken das Beste zu bieten, was man ihnen geben könne: nämlich einverleibt zu werden. Mit Wilhelm Busch, der nicht nur ein Lob auf den Rotwein gesungen, sondern auch vor dem Ehrenamt gewarnt habe („Soll der Kopf dir nicht mehr brummen / lass das Amt doch andren Dummen“), war dann der Übergang zum Thema Wein und Politik geschafft. Er sei ein Anhänger der Trollinger-Demokratie, verkündete der einstige Bürgermeister von Wernau (Kreis Esslingen) beim Ratstrunk an der Wiege Württembergs. „Wir sitzen zusammen, schenken ein Gläsle Trollinger oder Riesling ein und hauen uns dann die Klamotten um die Ohren, bis es ein Ergebnis gibt. Das halten wir fest und nehmen dann noch einen befreienden Schluck.“

Auch der Bürger sei eine wichtige Größe in der Trollinger-Demokratie: „Er wird gehört, wenn auch nicht immer erhört.“ Der engagierte Wut-, Mut- oder sonstige Bürger sei ein revitalisierendes Element der Demokratie, das sich allerdings auch dem viertelesgestützen Entscheidungsprozess stellen solle. Und wenn am Ende eine Entscheidung gefallen sei, dafür hat sich der Weinstädter Ratsschenk-Pate im Stiftskeller fast frenetischen Beifall vom gut besetzten kommunalen Gemeinderatstisch eingehandelt, „sollten wir diese, wenn schon nicht akzeptieren, wenigstens tolerieren“.

Von einem ganz anderen Entscheidungsprozess hatte dagegen der Künstler Hermann Schnenkel berichtet, der in diesem Jahr das Etikett kreiert hat. Auf dem Weg zur künstlerischen Wahrheit sei „die Leichtigkeit des Gesöffs“ im Mittelpunkt gestanden. Ein Weg, der von Skizzen gepflastert gewesen sei und auf dem er sich immer wieder selbst zugeprostet habe. Der künstlerischen Leichtigkeit wegen, „nicht Dix, sondern Matisse“ sei schließlich das Ziel gewesen. „Und irgendwann hat sich eine der ersten Skizzen als die beste erwiesen.“