„Demenzfreundliche Kommune Weinstadt“ – so heißt ein neues Bürgerprojekt, das die Verwaltung, die Großheppacher Schwesternschaft, und evangelische Kirchengemeinden in Weinstadt ins Leben rufen wollen. Am Montag, 16. März, geht es los.

Weinstadt - Wir wollen die Themen Alt-Sein und Demenz zum Stadtgespräch machen und aus der Tabuzone holen“, fasst Magdalene Simpfendörfer-Autenrieth, die Oberin der Großheppacher Schwesternschaft, die Ziele des neuen Bürgerprojekts „Demenzfreundliche Kommune Weinstadt“ zusammen. Gemeinsam mit der Stadt und den evangelischen Kirchengemeinden von Großheppach und Beutelsbach wolle die Stiftung Strukturen schaffen, damit ältere Mitbürger und vor allem auch Demenzkranke möglichst lange in ihrem gewohnten Lebensumfeld bleiben könnten, beziehungsweise es nicht ganz verlören, ergänzt Hans-Michael Wünsch, der Pfarrer der Schwesternschaft.

 

Sämtliche örtlichen Vereine und Verbände sind eingeladen

Das Projekt solle kein Strohfeuer sein, das sich in einer Vortragsreihe über das Thema Demenz erschöpfe. Vielmehr solle es langfristig angelegt sein und auch gesellschaftlich getragen werden. Daher findet am kommenden Montag eine öffentliche Auftaktveranstaltung statt, zu der man bereits sämtliche Verbände, Vereine, Initiativen, den Stadtseniorenrat sowie unter anderem auch Ärzte und Vertreter von Handel und Gewerbe eingeladen habe. „Wir haben schon Resonanzen darauf bekommen“, berichtet Magdalene Simpfendörfer-Autenrieth. Aber auch interessierte Bürger seien willkommen.

Der Zweck der Veranstaltung sei, zum einen Ideen für ein demenzfreundliches Weinstadt zu sammeln und zum anderen eine Lenkungsgruppe zu bilden, die das Projekt weiter vorantreibe. Hierfür werde Sylvia Kern, die Geschäftsführerin der Alzheimer-Gesellschaft Baden-Württemberg, von Erfahrungen in anderen Städten berichten. Denn in Esslingen, Filderstadt und Schwäbisch Hall gebe es ähnliche Projekte.

Live-Übertragung von Gottesdiensten in Pflegeheim

Gleichwohl haben auch die Weinstädter Initiatoren schon erste Ideen. Angedacht sei etwa, Gottesdienste live in das Wilhelmine-Canz-Zentrum, das Pflegeheim der Schwesternschaft, zu übertragen, sagt Jutta Hansen-Paal, die evangelische Kirchengemeinderatsvorsitzende in Großheppach. Möglich wäre, in Kooperation mit Weinstädter Geschäftsleuten sogenannte Erkennungspunkte einzurichten. Sie könnten als Anlaufstellen dienen, falls jemand auf der Straße eine orientierungslose Person antreffe, so Wünsch. Denkbar sei auch, dass sich Handwerksbetriebe über altersgerechtes Wohnen fortbildeten und dazu eine Beratung anböten, ergänzt Simpfendörfer-Autenrieth.

Geplant sei außerdem eine Veranstaltungsreihe über Demenz, um die Thematik in Kunst, Literatur, Musik und Film in „all ihren Facetten zu beleuchten“. „Denn das Projekt soll eine Bewusstseinsoffensive sein.“ Ein Baustein werde auch die neue Tagespflege für Demenzkranke im Erweiterungsbau des Wilhelmine-Canz-Zentrums sein, sagt Rainer Köpf, der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Beutelsbach. Im Sommer werde das Angebot voraussichtlich mit 15 Plätzen starten.

Oberbürgermeister ist Schirmherr

Federführend wird die Stadt das Projekt begleiten, der Oberbürgermeister Jürgen Oswald hat die Schirmherrschaft übernommen. Schließlich sei Weinstadt als familienfreundliche Kommune zertifiziert, sagt der Sozialamtsleiter Ulrich Spangenberg. Und zur Familie gehörten die Großeltern. Zudem sei Familienfreundlichkeit im Kursbuch der Stadt als Ziel definiert. Allerdings könne die Verwaltung dies nicht alleine leisten. „Das ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Die Stadt kann nur Impulsgeber sein.“