Der Architekt Thomas Weinmann übt an den Pläne für das ehemalige Jugendheimareal oberhalb von Weinstadt-Beutelsbach und dem Verhalten der Stadt Kritik. Ein Unternehmer will die Gebäude abreißen und eine grüne Modellsiedlung bauen.

Weinstadt - Der Schönbühl ist für alle da – dieser Überzeugung ist der Endersbacher Architekt Thomas Weinmann. Die Wohnbaupläne des neuen Eigentümers des ehemaligen Jugendheimgeländes hält er deshalb für nicht angemessen: „Das ist ein gewachsener Ort mit Tradition. Da kann es nicht sein, dass man dort alles nur für wenige Gutsituierte platt macht.“

 

Der Kaisersbacher Unternehmer Thomas Barth hat das oberhalb von dem Weinstädter Teilort Beutelsbach gelegene rund 40 Hektar große Areal, zu dem 30 Hektar landwirtschaftliche Flächen sowie der benachbarte Saffrichhof gehören, jüngst dem Kommunalverband für Jugend und Soziales (KVJS) abgekauft (wir berichteten). Er will dort eine grüne Modellsiedlung bauen. Dazu plant er 40 Wohneinheiten in so genannten Plusenergiehäusern zu errichten, die sich mit ökologisch erzeugter Energie selbst versorgen.

Nur die Scheune darf stehen bleiben

Bis auf die Scheune möchte er alle Gebäude abreißen lassen, da eine energetische Sanierung nicht mehr sinnvoll sei. Ob die teilweise noch bewohnten Häuser des Saffrichshofs auch weg müssen, ist nach Thomas Barths Aussage noch nicht entschieden. Auf jeden Fall werde er den bisherigen Mietern ein Vorkaufs- beziehungsweise Vormietrecht zu sichern oder sie finanziell beim Umzug oder einem eventuellen Mietpreisunterschied unterstützen, versprach der Kaisersbacher Unternehmer in einem Gespräch mit unserer Zeitung.

Thomas Weinmann ist dies einerlei. Ihm geht es ums Prinzip. Dabei beruft er sich auf eine Aussage der Stadt. So sei von der Verwaltung in den vergangenen Jahren immer wieder die Parole ausgegeben worden, dass man „keine Satelliten-Siedlung“ auf dem Schönbühl wolle – ergo keinen Wohnbau. Doch genau das plane nun der neue Eigentümer. „Damit wird auf Umwegen genau das gemacht, was man eigentlich nicht wollte“, ärgert sich Weinmann unter Andeutung auf die guten Kontakte zur Landesregierung, die das Grünen-Mitglied Barth haben soll.

Weinmann hätte sich Architektenwettbewerb gewünscht

Einen offenen und transparenten Umgang mit dem Thema Schönbühl habe er sich stattdessen gewünscht. Auch wenn die Stadt nicht die Eigentümerin des ehemaligen Jugendheim-Geländes sei, habe sie letztlich die Planungshoheit. „Zusammen mit dem KVJS hätte sie einen Architekten-Wettbewerb initiieren können.“ Auf diese Weise hätte man Ideen für die künftige Nutzung des Schönbühl sammeln können, meint Weinmann. So wie sein eignes Konzept: ein Reha-Zentrum für Kinder – für das er aber bisher keinen Bauträger interessieren konnte. Das wäre ein Projekt für die Allgemeinheit gewesen, statt nur für eine Elite, konstatiert der Architekt. Sechs Jahre lang habe er sich schon um das Objekt Schönbühl bemüht. Dabei habe ihm die Stadt stets grünes Licht für sein Vorhaben signalisiert. Doch durch die Pläne des Kaisersbachers ist dieses nun endgültig passé.

Seitens der Stadt Weinstadt war dazu trotz Nachfrage gestern keine Stellungnahme zu bekommen.