Der Eigentümer des früheren Jugendheims Schönbühl bei Weinstadt-Beutelsbach will nach dem Auszug der Flüchtlinge seine ursprünglichen Pläne, eine ökologische Modellsiedlung zu bauen, wieder aufnehmen. Ob der Kreis den benachbarten Saffrichhof als Reserve behält, ist offen.

Weinstadt - Diese Woche müssen die ersten Flüchtlinge, die im Schefflerhaus des ehemaligen Jugendheims Schönbühl bei Weinstadt-Beutelsbach und im benachbarten Saffrichhof wohnen, ihre Koffer packen. Das Landratsamt will angesichts der sinkenden Flüchtlingszahlen die beiden Erstunterkünfte räumen, um an zentraler gelegenen Standorten eine bessere Integration der Menschen zu ermöglichen. Dies hatte in den vergangenen Wochen die Betroffenen verunsichert. Einige demonstrierten vor dem Büro der Sozialarbeiter, weil sie nicht wussten, wo und wie es für sie weitergeht (wir berichteten).

 

Dies steht nach Angaben des Waiblinger Landratsamtes nun fest. So sollen die ersten 50 der 240 im Saffrichhof wohnenden Menschen Ende dieser Woche in Häuser in Holzbauweise im Winnender Schelmenholz umziehen, wie die Sprecherin der Kreisverwaltung, Martina Nicklaus, auf Nachfrage mitteilt: „Die nächsten rund 100 Flüchtlinge werden in den nächsten Wochen dorthin folgen.“ Die übrigen Familien sollen dann Anfang Dezember in Leutenbach in einer Containerunterkunft unterkommen. Allerdings sei die genaue Umzugsplanung auch davon abhängig, wann die Ersatzunterkünfte fertiggestellt seien, und werde daher in den nächsten Wochen noch konkretisiert, erklärt Nicklaus.

Stadt sucht Wohnungen für Anschlussunterbringung

35 Saffrichhof-Bewohner wechseln laut einer Mitteilung aus dem Weinstädter Rathaus in städtische Anschlussunterbringungen. Weil damit die Kapazitäten der Stadt hierfür weitgehend erschöpft seien, suche man in allen Teilorten nach weiteren kleinen, zentrumsnahen Einheiten, um diese anzumieten. Der Oberbürgermeister Jürgen Oswald appelliert daher an Hausbesitzer, die freien Wohnraum anbieten können, sich bei der Stadt zu melden. 51 Flüchtlinge leben bereits in städtischen Anschlussunterbringungen in Weinstadt, weitere 60 sind auf dem freien Wohnungsmarkt selbst fündig geworden. Derweil wird das ehemalige Jugendheim schon früher wieder menschenleer sein. Die 68 Männer, die dort leben, ziehen alle Ende der Woche in eine Gemeinschaftsunterkunft in Plüderhausen. Damit ist das Intermezzo des Ex-Jugendheims als Flüchtlingsquartier beendet.

Der Eigentümer Thomas Barth hatte das Schefflerhaus vergangenes Jahr, als Wohnraum für Asylbewerber knapp gewesen war, an den Landkreis vermietet – von Beginn an als vorübergehende Lösung und zeitlich befristet bis Ende dieses Jahres. Doch machte er es sich in den vergangenen Monaten immer mehr auch zur Aufgabe, sich um die Flüchtlinge auf dem Schönbühl zu kümmern, legte etwa einen Fußball- und einen Cricketplatz für sie an. Zudem stellte Barth gar Überlegungen an, die früheren Jugendheim-Werkstätten als Ausbildungsstätten für junge Flüchtlinge zu nutzen, wozu er einen Bildungsträger als Partner mit ins Boot holen wollte.

All das ist nun indes vom Tisch. Es bestehe kein Interesse an solch einer Nachnutzung, erklärt Barth. Er habe niemanden gefunden, der dies mit ihm organisieren könne. So nehme er nun seine ursprünglichen Pläne wieder auf, eine ökologische Modellsiedlung auf dem Schönbühl zu errichten. Dazu möchte er sogenannte Plus-Energiehäuser bauen, die mehr Energie produzieren, als sie selbst verbrauchen, und die Siedlung per Elektromobilität erschließen. Die Jugendheimgebäude will er bis auf eine Scheune – in dem Klinkerbau soll ein Gemeinschaftszentrum eingerichtet werden – abreißen. Ein Elitewohnen, wie ihm Kritiker in der Vergangenheit öfters vorgeworfen haben, solle die Siedlung nicht werden, sagt Barth: „Ich kann mir auch geförderten Wohnbau für junge Familien im niedrigen Preissegment vorstellen.“

Abriss des Saffrichhofs ist endgültig vom Tisch

Stehen bleiben dürfen die Gebäude des Saffrichhofs. Diese Häuser hatte Barth ursprünglich ebenfalls abreißen lassen und dessen Fläche in Bauplätze aufgeteilt vermarkten wollen. Jetzt sagt er zu seinem ursprünglichen Vorhaben: „Das wäre eine Freveltat, nachdem die Gebäude aufwendig saniert wurden. Wenn alles nach Wohnraum schreit, dann kann man bestehenden doch nicht einfach zusammenschieben.“ Stattdessen möchte er nun die Wohneinheiten der Mehrfamilienhäuser als Eigentumswohnungen verkaufen „zu reduzierten Preisen“ – sofern der Landkreis, der den Saffrichhof für zehn Jahre gemietet hat, diesen nicht noch als Kaltreserve behalten will.

Das steht aber noch nicht fest. Über die Pläne des Landkreises sei er nicht informiert, sagt Barth. Laut der Landratsamtssprecherin Martina Nicklaus ist auch bisher nichts entschieden. „Wir sind in Gesprächen mit dem Investor über zwei Möglichkeiten“, teilt sie mit. Die erste sei, dass der Kreis die Räume als Reserve nutze für den Fall, dass die Flüchtlingszahlen wieder ansteigen. Möglichkeit zwei: Man löse den Mietvertrag vorzeitig auf.