Mehr als 60 Aussteller buhlen bei der Kreisseniorenmesse um die Gunst der älteren Kundschaft.

Weinstadt - Die Generation 55 plus ist eine konsumfreudige, aber auch eine kritische Einkaufsgeneration, die sehr auf Qualität und Beratung achtet“, unterstreicht Jürgen Oswald die Bedeutung der älteren Kundschaft. Für die 64 Aussteller, die sich an diesem Sonntag an der Kreisseniorenmesse in der Beutelsbacher Halle beteiligen, sind die Worte des Oberbürgermeisters in seiner Begrüßungsrede wohl auch eine Aufforderung sich bei der späteren Information und Beratung der Besucher entsprechend ins Zeug zu legen. Mit rund 1500 Interessierten über den Tag verteilt rechnen die Veranstalter, die Stadt Weinstadt und der örtliche Seniorenrat. Welcher Stellenwert der Messe beigemessen wird, zeigt zudem die Tatsache, dass auch der Landrat Richard Sigel eigens gekommen ist, um die Besucher zu begrüßen.

 

Dicht an dicht drängen sich in der Halle die Stände von etwa Pflegeeinrichtungen, Hospizdiensten und Grabgestaltern nebst jenen von Reiseanbietern, Sozialverbänden und Unternehmen, die allerlei Produkte, die den Alltag für Senioren erleichtern sollen, vorstellen. Derweil schallen von der Bühne her flotte Beats. „I love Agilando“ steht auf den Shirts der Tänzerinnen, die beschwingt und mit sichtlicher Freude ihr Können dort darbieten. Agilando das sei, erklärt Daniel Zambon, Tanzlehrer und Inhaber der Tanzschule fun & dance, ein Angebot „für die ältere Jugend“, wie er seine betagten Schüler nennt.

Der älteste Tänzer ist 85 Jahre

„Zur einen Hälfte besteht Agilando aus Gymnastik und zur anderen aus Tanz.“ Dadurch würden Mobilität, Gleichgewichtssinn, Koordination und Ausdauer gefördert. Seit sechs Jahren biete er Agilando in seiner Tanzschule an sowie Zumba Gold, eine seniorenfreundliche Variante des derzeitigen Trendsports Zumba, in dem Elemente aus Aerobic und Tanz verbunden sind. Und beides laufe „wahnsinnig toll“.

Dies können seine „Mädels“ bestätigen. „Ich müsste schon den Kopf unter dem Arm tragen, dass ich damit aufhöre“, sagt Sabine Netzer. Seit vier Jahren tanzt die 79-Jährige Agilando und Zumba Gold und will beides nicht mehr missen. Zumal die Beschwerden, die sie in einem Arm gehabt habe, seither viel besser geworden seien. „Das macht sehr viel Spaß, ist nicht zu anstrengend und sehr zwanglos“, pflichtet Dorothea Heinrich, 61 Jahre, ihrer Tanzkollegin bei. Jeder in der Gruppe mache so mit, wie er es vermag. „Der älteste Tänzer ist 85 Jahre“, ergänzt Daniel Zambon. Denn ja, auch Männer besuchten seine Kurse.

Urbacher Tüftler bauen Segways zu Rollstühlen um

Wenn es mit dem Tanzen nicht mehr klappt und auch das Gehen beschwerlich ist, muss auf Mobilität aber dennoch nicht verzichtet werden, sagt Andreas Incorvaia von der Urbacher Firma Freee Mobility, der die neuste Generation des Elektro-Rollstuhls an seinem Stand präsentiert. Statt wie bisher üblich per Joystick werde dieser über die Verlagerung des eigenen Körpergewichts gesteuert, ähnlich wie beim Fahren eines Segways. Das kommt nicht von ungefähr: Die Gefährte, auf denen man sonst stehend unterwegs ist, haben die Urbacher Tüftler technisch modifiziert und zum Rollstuhl umgebaut. „Das bietet die Möglichkeit, aktiver zu bleiben.“

Am DRK-Stand gegenüber lassen sich derweil Dora und Jürgen Hardtmann das Prinzip eines Hausnotrufs erläutern. Noch bräuchten sie so etwas nicht, meinen die 76 und 74 Jahre alten Eheleute. „Aber wenn man Alleinstehend ist, dann ist so etwa absolut notwendig“, meint sie. „Noch sind wir aber ziemlich aktiv.“ So hätten sie sich bereits mit Interesse die Radausflugsangebote des Waiblinger Seniorenkreises angesehen. Doch nicht nur nach Freizeitaktivitäten hält das Paar aus Endersbach Ausschau. „Ich suche auch nach einer neuen Möglichkeit, mich ehrenamtlich zu engagieren“, sagt Dora Hardtmann. Und wie eine mit Infobroschüren der evangelischen Gesellschaft vollgestopfte Stofftasche beweist, ist sie auch schon fündig geworden.