Zum 500-Jahr-Jubiläum des Armen Konrads studiert das Weinstädter Theaterensemble Hebebühne zusammen mit zahlreichen Freiwilligen ein Stück ein. Bei der Premiere Ende Juni machen die Darsteller den gesamten Schlossgarten zur Bühne.

Weinstadt - Schaffa, schaffa, Häusle baua – so se mir, wir Schwaben von hier“, ruft Albrecht Rühle in der Rolle des Bauernaufstand-Anführers Peter Gaiß aus. „Schaffa, schaffa, schaffa, schaffa – mir schaffa jeden Tag ond kommet doch auf keinen grünen Zweig“, schallt es ihm daraufhin im Chor von seinen rund 30 Schauspielerkollegen entgegen. Die Weinstädter Theatergruppe Hebebühne probt, unterstützt von zahlreichen Freiwilligen, im Alten Rathaus in Großheppach den Aufstand, oder besser gesagt den „Schwabenaufstand“, wie ihr neues Stück heißt.

 

Anlässlich des 500-Jahr-Jubiläums der Armer-Konrad-Bewegung, zu dessen Rädelsführern der Beutelsbacher Peter Gaiß gehörte, will das Ensemble die Historie dramaturgisch aufarbeiten. Barbara Schüßler vom Theater unter der Dauseck in Oberriexingen (Kreis Ludwigsburg) hat das Stück eigens für die Weinstädter Kollegen geschrieben. Darin geht es allerdings nicht allein um Peter Gaiß und den Bauernaufstand, wie Anne Fabriz von der Hebebühne erklärt. Auch andere schwäbische Widerständler werden dargestellt: der als Remstalrebell bekannte Helmut Palmer beispielsweise und die Widerstandskämpferin Lina Haag, die als Mitglied des Kommunistischen Jugendverband Deutschlands von den Nationalsozialisten in Konzentrationslagern gefangen gehalten wurde und später zusammen mit ihrem Mann Fred Haag Verfolgte des Regimes bei sich zu Hause versteckte.

Frauenpower heute und damals

Wenn man sich die Liste der Persönlichkeiten anschaut, fällt auf, dass es vor allem starke Frauen sind, von denen das Stück handelt. Zu diesen zählt unter anderem auch die Frauenrechtlerin Clara Zetkin, die während der Weimarer Republik Reichstagsabgeordnete war und als Initiatorin des Internationalen Frauentags gilt. Wenn man wiederum einen Blick auf die Darsteller des Schwabenaufstands wirft, wundert dies nicht: Die Gruppe besteht ebenfalls überwiegend aus Frauen, mit Albrecht Rühle und dem Regisseur Michael Heinsohn als Hähne im Korb. Zudem spielen einige Kinder mit.

Michael Heinsohn haben sich die Hebebühne-Damen – Anne Fabriz, Renate Gröner, Monika Plag, Gisela Pfohl, Heike Mayer-Roth und Iris Förster – als Profi dazu geholt, ebenso Jochen Ehmann, der sonst als Dozent für Animation an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Luzern (Schweiz) lehrt. Ehmann hat für die Weinstädterinnen das Bühnenbild entworfen.

Seine Skizzen hängen im Proberaum der Schauspielgruppe im obersten Stockwerk des Alten Rathauses. Auf Fotografien der Aufführungsorte hat er mit wenigen Strichen seine Gestaltungsideen zu Papier gebracht, ergänzt mit ein paar Stichworten zur Ausstattung – ein paar wenige Gegenstände. Es sind keine Bühnen im herkömmlichen Sinn, vor denen die Theaterbesucher, wenn das Stück Ende Juni erstmals zur Aufführung kommen wird, stehen werden. „Es ist ein modernes, mobiles Bühnenbild“, erläutert Anne Fabriz.

Gesamter Schlossgarten wird zum Theater

Das braucht es auch. Denn nicht nur die Darsteller werden in Bewegung sein, auch die Zuschauer. Zunächst geht es vom Jacobi-Areal zum Schlossgarten in Großheppach, wo dann die einzelnen Szenen an verschiedenen Orten vorgeführt werden, teilweise sogar parallel. Dabei spiele es keine Rolle, welche Szene sich die Besucher zuerst anschauten, sagt Fabriz. Einen durchgängigen Handlungsstrang gebe es ohnehin nicht. Viel mehr könnten die Zuschauer im Schlossgarten von Aufführungsort zu Aufführungsort spazieren.

Dies entspreche ganz dem Prinzip des Ensembles, so Fabriz: „Deswegen nennen wir uns auch Hebebühne, weil wir einfach jeden Ort zur Bühne erheben.“

Die Uraufführung des Schwabenaufstands findet am Freitag, 27. Juni, von 19 Uhr an statt. Nähere Informationen zu weiteren Vorstellungen und Vorverkaufsstellen gibt es im Internet unter www.theater-hebebuehne.de. Die Eintrittskarten kosten jeweils 19 Euro.