Mit der Planung einer Zentralkelter will Manfred Felger, der Vorstandsvorsitzende der Remstalkellerei, die Weichen neu stellen. Im Interview berichtet er über das Großprojekt und weitere Zukunftspläne anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums der Genossenschaft.

Herr Felger, 2015 verspricht für die Remstalkellerei ein ereignisreiches Jahr zu werden, nicht nur wegen des 75-Jahr- Jubiläums sondern auch wegen der Pläne für eine neue Zentralkelter. Wie steht es um das Bauprojekt?
Jetzt haben wir erst einmal Aufklärungsversammlungen für die Mitglieder in den einzelnen Ortsgenossenschaften, bevor deren Generalversammlungen stattfinden. Auf diesen wird darüber entschieden. Die erste in Strümpfelbach haben wir bereits hinter uns. Sie war quasi die Probe.
Und wie ist diese Probe ausgefallen?
Die Mitglieder haben sich dafür ausgesprochen. Auch die anderen Ortsgenossenschaften werden für sich auf ihren Generalversammlungen über das Thema abstimmen. Wir brauchen jeweils 75 Prozent der Stimmen. Wenn das alles dann so weit geschehen ist, werden wir ein Fazit ziehen, wie viele Ortsgenossenschaften dabei sind oder auch nicht. Danach werden wir unsere Planung ausrichten und schauen, ob der Bau der Zentralkelter möglich ist oder alles so bleibt wie es ist.
Es müssten also nicht alle mitmachen?
Müssen nicht, aber mit nur ein oder zwei, lohnt es sich nicht. Es sollten schon fünf bis sechs sein. Momentan ist es so, dass die großen Wengerter wollen und die kleinen sagen, eher nicht. Denn im Weinbau steht ein Generationswechsel an. Die älteren Mitglieder hören auf und geben ihre Rebflächen ab. Diese werden derzeit von unseren Haupterwerbsbetrieben aufgenommen. Um künftig als Haupterwerbsbetrieb zu überleben ist eine Betriebsfläche von 10 bis 15 Hektar nötig.
Wie möchten Sie die Mitglieder überzeugen? Der Neubau ist ja nicht unumstritten, zumal die Investitionskosten mit acht Millionen Euro auch nicht unerheblich sind.
Zum einen rechnen wir mit EU-Mitteln. Zum anderen wenden die Genossenschaften insgesamt für die Herbsterfassung der Lese 650 000 Euro auf. Mit dem Neubau wird die Summe anfangs ähnlich hoch sein in den ersten acht Jahren. Ab dem achten Jahr nach der Inbetriebnahme sinken die Kosten, durch die geringere Abschreibung der Gebäude auf 150 000 Euro. Wer logisch rechnen kann, für den ist das ein schlüssiges Konzept.
Die Investition zahlt sich also letztlich für die Mitglieder aus?
Ja, und zwar rechnet es sich auf jeden Fall auch für die nächsten Generationen durch die moderne Einrichtung, Produktionsausstattung und Vinifizierung.
Sie sehen in dem Projekt also die Chance die Kellerei nach den vergangenen Turbulenzen in den schwarzen Zahlen zu halten?
Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht und schließen bald auch die Gebäudesanierungen ab. Derzeit werden das Verwaltungsgebäude und der Trollingersaal renoviert, beides soll bis Anfang März beendet sein. Ein großer Baustein ist aber sicher der Kelterneubau. Doch diese Entscheidung liegt bei den Mitgliedern. Schließlich würde die Zentralkelter von ihnen getragen. Dafür wird dann eine neue Genossenschaft gegründet, in der die sich beteiligenden Ortsgenossenschaften verschmelzen. Seitens der Kellerei machen wir nur die Projektplanung.
Wie sieht es mit der Finanzierung aus?
Die EU-Mittel, mit denen wir rechnen, werden nur einen Teil abdecken. Wenn es gut läuft, sind es 25 Prozent der Investitionskosten. Der Rest muss von den Wengertern getragen werden. Diese zeichnen Geschäftsanteile einer neuen Genossenschaft. Die neue Kelter wird aber auch durch den Verkauf der Grundstücke der bisherigen Ortskeltern finanziert. Je mehr Ortsgenossenschaften also mitmachen, desto mehr Eigenkapital haben wir.
Anlässlich des Jubiläums kündigen Sie an, dass die Kellerei einen neuen Anstrich erhält. Wie wird dieser aussehen?
Wir haben neues Logo, mit dem wir der Flaschengestaltung ein modernes, einheitliches Bild geben möchten. Früher hatten wir 10 bis 20 verschiedene Etiketten. Für eine einheitliche Ausrichtung in der Außendarstellung haben wir seit einem Jahr für die Pressearbeit zudem Profis engagiert. Und wir sind dabei unseren Online-Auftritt zu überarbeiten. Denn im Jubiläumsjahr wollen wir voll durchstarten, auch in den Kellern mit frischen und fruchtigen Weinen. Dabei ist es uns wichtig, die Verbraucher darauf hinzuweisen, dass es nicht nur darum geht, einen guten Wein im Glas zu haben, sondern auch um die Pflege der Kulturlandschaft, die mit dem Kauf regionaler Produkte mitfinanziert wird.
Jubiläumsweine soll es ebenfalls geben. Verraten Sie schon etwas über sie?
Es wird einen Trollinger und einen Riesling in limitierter Auflage von je 7500 Flaschen geben. Beide sind Jahrgang 2013, stammen aus den Höhenlagen und sind sehr fruchtig. Der Trollinger etwa hat Anteile aus unserer Premiumerzeugung, ist daher kräftiger rubinroter Trollinger. So hebt er sich vom normalen Trollinger ab.
Haben Sie mit den Jubiläumsweinen schon auf das 75-Jährige angestoßen?
Nein, bisher habe ich sie nur verkostet. Anstoßen werden wir damit bei unserer Jubiläumsgala am 14. Februar. Da wollen wir dann in den 15. Februar reinfeiern, das offizielle Gründungsdatum.