Seit Anfang Mai dürfen Heranwachsende im Haus der Jugendarbeit in Weinstadt-Beutelsbach im Rahmen des Projekts „Selbstorganisation“ mitbestimmen. Ein erstes Vorhaben ist schon im Gange.

Weinstadt - Wumm – mit voller Wucht haut der 18-jährige Felat mit einem großen Vorschlaghammer gegen eine Wand im ersten Obergeschoss des Hauses der Jugendarbeit in Weinstadt-Beutelsbach. Das Mauerwerk vibriert, doch zurückbleibt vorerst nur ein Abdruck des schweren Werkzeugs. Die Wand ist stabiler als gedacht, aber kein tragendes Bauteil, wie Daniel Menz versichert. Seit rund einem Jahr leitet er zusammen mit Caroline Heinze die städtische Einrichtung. Künftig werden sie indes nicht mehr alleine sagen, was im Jugendhaus abgehen soll. Die beiden haben Anfang des Monats das Projekt „Selbstorganisation“ ins Leben gerufen. „Wir haben junge Erwachsene eingeladen, aktiv zu werden, zu überlegen, was man im Jugendhaus machen kann“, erklärt Menz das Projekt, „denn die Jugendlichen wissen am besten, was sie wollen.“

 

Ein großer Seminarraum soll entstehen

Neun Mädchen und Jungen beteiligen sich bisher daran. Und das erste Vorhaben ist bereits im Gange. Im Obergeschoss soll ein großer Seminarraum entstehen, der auch für Geburtstagsfeiern genutzt werden darf. Zudem soll er Vereinen für ihre Jugendarbeit offen stehen und Kooperationen mit der städtischen Einrichtung ermöglichen. Den Gedanken zur Zusammenarbeit habe es zwar auch schon vorher gegeben, berichtet Menz. Aus diesem Grund sei das Jugendhaus Zehntscheuer vor ein paar Jahren bereits in Haus der Jugendarbeit umbenannt worden. Einige wenige Veranstaltungen, etwa Backaktionen mit Schulen, hätten ebenfalls stattgefunden. Aber für mehr fehle es bislang am Raum. „Mit dem Umbau wollen wir diesen nun schaffen“, sagt Menz.

Dazu muss die Trennwand zwischen Büro und Gemeinschaftsraum fallen. Ihre Schreibtische haben Menz und Heinze ohnehin längst in einen ehemaligen Werkstattraum im Erdgeschoss umgestellt, um auch während der Büroarbeit näher bei den Jugendlichen sein zu können.

Für Felat und Yakup ist es Ehrensache beim Umbau mitzuhelfen. Früher im Alter von zwölf bis 14 Jahren seien sie regelmäßig ins Jugendhaus gekommen, erzählen die beiden 18-Jährigen. Damals sei in diesem noch mehr abgegangen. Nun wollen sie dazu beitragen, dass die Jüngeren einen ebenso coolen Treffpunkt dort finden, wie sie ihn einst hatten. Für Mathis ist das Projekt „Selbstorganisation“ eine willkommene Gelegenheit, sich zu engagieren. „Man kann in den Ferien Besseres anfangen als im Bett zu liegen und zu chillen“, meint der 16-Jährige. Abgesehen davon möchte er mithelfen, dass es im Haus der Jugendarbeit wieder mehr Angebote für Jugendliche gibt und nicht nur für Kinder. Beispielsweise könne er es sich vorstellen, eigene Workshops anzubieten, etwa über den richtigen Umgang mit Medien und dem Internet.

Mit vereinten Kräften reißen die Jungs eine Wand ein

Derweil rückt Yakup der Wand nun mit elektrischem Power zu Leibe. Rattatatatatt frisst sich seine Schlagbohrmaschine in das Mauerwerk, fräst Schlitze hinein. Noch ein kräftiger Hieb von Felat mit dem Hammer und der erste große Brocken bricht aus der Wand und donnert zu Boden. Schlag auf Schlag folgen weitere, dass es nur so staubt und prasselt.

Die Idee für mehr Selbstverwaltung hat Menz von seiner vorherigen Arbeitsstelle, dem Jugendzentrum Murrhardt, mitgebracht. Dabei ist der Umbau erst der Anfang. Angedacht ist zudem, die Öffnungszeiten des Jugendcafés mit der Unterstützung der Projektteilnehmer zu erweitern. Zudem soll es ein eigenes Tonstudio geben und man will dem Jugendgemeinderat einen Besprechungsraum zur Verfügung stellen. Welche Vorhaben noch kommen? „Das hängt ganz von den Jugendlichen ab und wie sie sich einbringen wollen“, sagt Menz.