Unterschiedliche Öffnungszeiten von Kiosk und Bad in Strümpfelbach treiben den Gemeinderat um. Mit den Hochsommeröffnungszeiten haben sie die Wogen aber flugs wieder geglättet.

Weinstadt - Seit dieser Woche ist die Welt, was das Strümpfelbacher Freibädle angeht, wohl auch aus Sicht des Gemeinderates wieder in Ordnung. Denn seit dem ersten Juli stimmen dort die Öffnungszeiten von Kiosk und Badbetrieb wieder perfekt miteinander überein. Von 10 Uhr an sind die Tore sowohl für den Kiosk als auch die Schwimmstätte offen. Im Juni war das noch anders gewesen, gegen Ende des Monats drang dies sogar bis ins Stadtparlament durch. Das gehe doch nicht an, dass dort im Freibad der Badebetrieb erst um 13 Uhr starte, aber der Kiosk schon von 12 Uhr an offen habe, monierte der Freie-Wähler-Fraktionschef Rolf Weller unter Verschiedenes. Man könne doch niemandem vermitteln, dass er zwar etwas essen und trinken dürfe, aber nicht auf die Liegewiese und ins Wasser – „ich bin von Bürgern angesprochen worden“, sagte er.

 

Ein Teil der Badbesucher kommt nicht zum Schwimmen

Tatsächlich nehme der Bademeister seine Arbeit erst von 13 Uhr an auf, erläuterte die Verwaltung. In einer hoch aufgeregten Diskussion erörterte der Rat anschließend Schichtpläne, Arbeitszeiten sowie Haftungsrisiken: „Wenn da je mal was passiert!“, lautete der Tenor. Am Ende wurde „mehr Flexibilität“ angemahnt. Denn die Lösung, den Kiosk Karl Meiers womöglich erst um 13 Uhr aufmachen zu lassen, sei nun wirklich nicht wünschenswert, gab der Strümpfelbacher Stadtrat Gerhard Mödinger zu bedenken. Ein Einwand, der natürlich nur vor dem Hintergrund der im Rat der Stadt offenbar weitgehend unbekannten Eigenheit des Strümpfelbacher Freibads begründet liegt. Denn ein gut Teil derer, die dort im Sommer zu Gast sind, gehen eben nicht Schwimmen, sondern sie gehen zum Karle.

Karl Meier ist in den fast 25 Jahren, die er bereits Bädleskiosk-Wirt ist, zu einer festen Institution im Strümpfelbacher Ortsleben geworden. Er ist der Mann, der pünktlich zum 1. Mai vom Winteraufenthalt in Thailand ins Remstal einfliegt und ohne den das Strümpfelbacher Freibad eigentlich undenkbar geworden ist. Die große Thai-Suppe seiner aus Thailand stammenden Gattin ist legendär, ebenso die Frühlingsrollen beim Karle, von denen einige sagen, sie seien besser als diejenigen in Fernost. Beim Karle eine Stunde abzwacken, ausgerechnet, wenn man dort gemütlich zu Mittag essen kann – auf so eine Idee kann da wohl höchstens einer aus einem ausländischen Stadtteil kommen.

Ab Juli gilt die Hochsommeröffnungszeit

Wie gesagt, aktuell ist die Gefahr der Sperrzeitverlängerung für den kulinarischen Geheimtipp zwischen Kioskwand und Freibadzaun gebannt. Die Hochsommeröffnungszeit gilt nun täglich von 10 Uhr an, und kein Stadtrat muss fürchten, mit einem Bein im Knast zu stehen, weil der Karle womöglich einen Gast zu früh vom Kiosk auf die Wiese durchwitschen lässt.

Der Karle wiederum, der wundert sich gewaltig über den kurzzeitigen Aufruhr. Schließlich habe man sich auf die Sonderregelung in den ersten paar Öffnungswochen der Freibadsaison schon vor 24 Jahren geeinigt, als er den Kiosk übernommen habe. Probleme habe es nie gegeben – „da sperrt man halt hinterm Kiosk ab“. Und für einige derer, die am Kiosk hocken, braucht es das kaum. Denn beim Karle, sagen diese, macht man sich doch nicht von außen nass, sondern innerlich mit Weizen. Von der eigenen Badephilosophie kündet entsprechend oben am Parkplatz zwischen den Autos mit Waiblinger und vielen Esslinger Kennzeichen ein hintersinniges Plakat: „Hier muss man nicht, man kann baden.“