In der Alten Kelter haben am Wochenende Wengerter und probierfreudige Besucher dominiert – am Ökowein scheiden sich die Geister.

Rems-Murr: Simone Käser (sk)

Fellbach - Stefan Altenberger nimmt beim Thema Wein kein Blatt vor den Mund. Sachlich erklärt er den Besuchern in der Alten Kelter den Grund für die neu eingeführte Power-Point-Präsentation. „Da werden wir künftig während den kommentierten Weinproben die Flaschen zeigen, damit Sie auch nach dem fünfzehnten Probierschluck noch den Überblick behalten können“, sagt der Vorsitzende des Tourismusvereins Remstal-Route und Kernener Bürgermeister.

 

Zum ersten Mal gibt es bei der Traditionsveranstaltung Bioweine

Der Verein präsentierte am Wochenende gemeinsam mit der Stadt Fellbach den 17. Weintreff mit acht kommentierten Weinproben, für die sich SWR-Moderatorin Petra Klein mit Wengertern über ihre Produkte unterhielt. 54 Weingüter aus dem Remstal sowie aus Stuttgart und Esslingen verkosteten an ihren Ständen rund 300 edle Weine, darunter viele national und international hoch prämierte Tropfen.

Das Stelldichein der Wengerter und Weinfreunde ging nicht nur mit einem Weingut mehr als im vergangenen Jahr sowie mit moderner Technik an den Start. Zum ersten Mal konnten die insgesamt mehr als 2000 Besucher an den zwei Tagen der Traditionsveranstaltung auch Ökoweine probieren. „Das ist auf jeden Fall ein Trend, und der Weintreff bietet die Plattform dafür. Wir beobachten, wie die Ökoweine ankommen, und werden das Thema dann gegebenenfalls weiter verfolgen und ausbauen“, sagt Hubert Falkenberger, der Geschäftsführer des Tourismusvereins Remstal-Route.

Der Anbau ist für Ökoweine streng geregelt

Der Anbau ist für Ökoweine streng geregelt. Europaweit gilt: keine Kunstdünger, keine synthetischen Spritzmittel. Für Jörg Schwegler vom gleichnamigen Weingut aus Endersbach – er steht mit vier anderen Weingütern auf der Ökowein-Liste für die kommentierte Weinprobe – ist es „ein bisschen eine Glaubensfrage, ob einer einen Ökowein bevorzugt oder eben nicht“. Es sei ein wenig wie mit den Biolebensmitteln, denn einen Weinberg ganz ohne schädliche Einflüsse, also unter einem Vakuum, gebe es nun mal nicht. „Das Ganze muss kritisch hinterfragt werden. Darüber hinaus gilt: Am besten ist es, immer Weine aus dem direkten Umfeld zu beziehen“, sagt Jörg Schwegler. Er hat einen roten Ökowein, einen Cabertin, im Angebot. Und der wird eifrig verkostet. Er hat ihn auch deshalb, weil Öko-Weintrauben weniger behandelt werden müssen. „Wir haben steile Hänge. Bio-Reben bedeuten für uns, ein bis zwei gefährliche Fahrten weniger im Jahr .“

Bioweine sind nicht bei allen beliebt

Einige Stände weiter betreut Claudia Schmucker vom Weingut Markus Heid ihre Gäste. Das Fellbacher Unternehmen will nur noch Ökoweine machen und stellt momentan den gesamten Betrieb darauf um. Das sei eine andere Philosophie, man sei mit „mehr Herzblut“ dabei. Aber: „Es ist auch mehr Geschäft, und es ist ein Wagnis, denn es sind nur natürliche Helfer erlaubt. Bei einer Wühlmäuse-Plage hilft dann nur noch, ein paar Katzen loszuschicken“, sagt Claudia Schmucker und grinst. Und wie schmeckt ihr Öko-Sauvignon blanc? Viele probieren und sind angetan.

Die Schulfreunde Walter Kießling und Hans Ritter wollen nicht kosten. Zum Thema Bioweine haben sie eine gespaltene Einstellung. „Man muss sich fragen: Ist’s auch wirklich Bio, und außerdem sind die Weine schon sehr hochpreisig.“