Der Freie-Wähler-Chef Wolfgang Gohl zerschneidet mit harten Vorwürfen in einer Erklärung endgültig das Tischtuch zwischen der größten Fraktion im Rat, der Bürgermeisterin und auch den übrigen Räten. Ursula Kreutel will indes 2014 erneut antreten.

Weissach - Wenn Angriff eine Form der Verteidigung ist, scheint er aus Sicht der Weissacher Bürgermeisterin Ursula Kreutel überaus gelungen. „Mir hat meine Aufgabe schon mal mehr Spaß gemacht, aber ich habe immer noch große Freude daran, hier in Weissach mitzugestalten. Deshalb werde ich im Jahr 2014 wieder als Bürgermeisterin kandidieren“, sagte sie ihren Kritikern im Gemeinderat offen ins Gesicht.

 

Die hatte sie zuvor noch geehrt und dann mit ihnen heftig gestritten. Für den fast dienstältesten Gemeinderat in der Strudelbachgemeinde, den Freien Wähler Volker Kühnemann, hatte Kreutel noch eine Auszeichnung des Gemeindetages im Gepäck. Kühnemanns Fraktionskollege, der Freie-Wähler-Chef Wolfgang Gohl, zerschnitt dann jedoch mit harten Vorwürfen in einer vorgetragenen Erklärung endgültig das Tischtuch zwischen der größten Fraktion im Rat, der Bürgermeisterin und auch den übrigen Räten.

Für die Freien Wähler ist die Personalpolitik von Ursula Kreutel immer noch Stein den Anstoßes. Wie berichtet, hatte die Bürgermeisterin den Hauptamtsleiter Jürgen Troll vor die Tür gesetzt – ohne öffentliche Angabe von Gründen und laut ihrer Kritiker auch ohne den Gemeinderat ausreichend zu informieren. Die Freien Wähler erinnerten bei der Gemeinderatssitzung am Montagabend daran, dass „die vorläufige Suspendierung eines Beamten zusammen mit Hausverbot normalerweise die Folge des Vorwurfs einer Straftat“ sei.

Der Streit um Hauptamtsleiter Troll lebt weiter

Per Eilverfahren hatte sich Troll wieder an seinen Arbeitsplatz zurückgeklagt, eine Entscheidung in der Hauptklage steht noch aus. Weil Kreutel ihn auch als Geschäftsführer der gemeindeeigenen Baugesellschaft abgesetzt hatte, wollten die Freien Wähler hier eingrätschen. Gohl wiederholte seine Vorwürfe, dass die Protokolle über die nicht öffentlichen Sitzungen des Gemeinderates zu diesem Thema mutmaßlich manipuliert worden seien, „vermutlich, um das Vorgehen der Bürgermeisterin gegenüber der Aufsichtsbehörde zu rechtfertigen“. Weder seien den Freien Wählern Einsicht in die Protokolle gewährt worden, noch hätten sie eine Chance bekommen, sich bei einer nicht-öffentlichen Sitzung zum Thema zu äußern. Wie berichtet, hatten die Freien Wähler dann geschlossen den Saal verlassen – aus Protest, „mundtot“ gemacht zu werden. Auch bei der nächsten ordentlichen Gemeinderatssitzung hatten sie sich entschuldigt. In Fraktionsstärke mit zehn Mann hätten sie einem Termin ihrer Wählervereinigung beiwohnen müssen. Kreutel sagte daraufhin die Oktobersitzung ab, weil sie um die Beschlussfähigkeit fürchtete. Die Freien Wähler holten am Montagabend nach, was ihnen verwehrt worden war und betonten, dass „der Gemeinderat das Hauptorgan der Gemeinde“ sei – und dass dies von der Verwaltung auch künftig beachtet werden müsse. Zudem forderten sie Kreutel auf, den Hauptamtsleiter wieder öffentlich zu rehabilitieren. Zumal „die Verwaltung“ beachten müsse, dass die Arbeit des Rathauses „über die Wahlperiode des Bürgermeisters“ hinaus reiche.

Zwist auch im Gemeinderat

Andreas Pröllochs von der Bürgerliste wollte all das so nicht stehen lassen: „Wir sind gewählt worden, um Politik zu machen und nicht, um Grabenkriege zu führen“, sagte er und forderte die Freien Wähler auf, endlich einen Schlussstrich „unter die Geschichte“ zu ziehen. Persönlich forderte er seinen Ratskollegen Gohl auf, „den kalten Krieg“ zu beenden und nicht „immer weiter den Keil hier hinein zu treiben“. Auch Gerhard Strauß von der Bürgerliste „schämte“ sich für „das, was hier abgeht“ und griff die Freien Wähler an, weil sie mutmaßlich mit einem Rechtsvertreter in den Rat gegangen waren. Marga Schmälzle (Bürgerliste) berichtete aus der nicht-öffentlichen Sitzung, wie Wolfgang Gohl nach der abgeschmetterten Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Bürgermeisterin vorgegangen sei und weitere Schritte angedroht habe. Ursula Kreutel „wunderte“ sich, „in welcher Breite hier über Inhalte der nicht-öffentlichen Sitzung berichtet wird“. Sie sehe sich hier an die Vorschriften gebunden und werde deshalb nichts nach außen tragen – nur so viel: „Ich werde bei der nächsten Bürgermeisterwahl wieder kandidieren.“