Ein gewagtes Experiment: Die heimatlos gewordene Traditionsparty zieht in den Vorzeigesaal um. Ob dafür der hochwertige Boden geschützt werden soll, steht noch nicht fest.
Weissach - Kirbe 2016 – bloß wo?“ hatten sich einige Jugendliche auf ihre T-Shirts geschrieben, als sie im März die letzte große Party in der Festhalle feierten. Danach wurde das Traditionsgebäude, seit Jahrzehnten Veranstaltungsort der berühmt-berüchtigten Kirbe, abgerissen. Das benachbarte Busunternehmen Wöhr erweitert dort das eigene Firmengelände.
Immerhin: Die Frage nach dem „Wo“ ist seit dem späten Montagabend beantwortet. Die Kirbe steigt in diesem Jahr in der Strudelbachhalle. Der Kirbejahrgang muss dafür eine pauschale Nutzungsgebühr von 1000 Euro bezahlen, in der Miete und Hausmeisterkosten enthalten sind. Nebenkosten wie Wasser oder Strom werden entsprechend dem Verbrauch abgerechnet. Bei einer Gegenstimme beschloss der Gemeinderat die Nutzung der heimischen Vorzeigehalle für die rustikale Party.
Vorschlag stammt von Daniel Töpfer
Der Bürgermeister selbst hatte sich des in Weissach höchst bedeutsamen Themas angenommen und diesen Raumvorschlag gemacht. Daniel Töpfer stellte aber zugleich klar, dass es sich zunächst um einen einmaligen Versuch handelt: „Es ist eine Ausnahme, weil wir die Strudelbachhalle für solche Veranstaltungen grundsätzlich für nicht geeignet halten.“
Letztlich liege es an den Veranstaltern selbst, ob aus dem Test vielleicht eine längerfristige Lösung wird, meinte Töpfer mit Blick auf die anwesenden Vertreter des Kirbe-Jahrgangs. „Wir warten ab, ob die Feier anständig und schadenfrei verläuft.“
Ob das allerdings möglich ist, daran hatten einige Gemeinderäte, womöglich aus eigener Anschauung, ihre Zweifel. Karl Schäfer von den Freien Wählern sorgte sich um den wertvollen Holz- und Parkettboden in der Strudelbachhalle. Besser wäre es, einfach einen Bodenbelag darüberzulegen. „Da müsste es einen im Besitz der Gemeinde geben“, erklärte Schäfer. Den gibt es nicht mehr, entgegnete Töpfer.
„Ich habe selbst schon einmal den Boden nach einer Kirbe gereinigt“, erinnerte sich der Freie Wähler Steffen Lautenschlager an einstige Festeinsätze. „Da ist es wirklich besser, gleich einen neuen anzuschaffen.“
Karl Schäfer wiederum berichtete von guten Erfahrungen bei den Kleintierzüchtern. „Bei Ausstellungen haben wir PVC-Boden unter die Käfige gelegt. Das hat einwandfrei geklappt.“
Im Schadenfall haftet der Veranstalter
Doch der Rathauschef ließ sich von all den praktischen Erfahrungen nicht beirren. Auch beim Hexenball in der Strudelbachhalle gebe es keine Probleme. Außerdem: „Wir haben dafür einfach kein Geld im Haushalt.“ Im Schadensfall müsse ohnehin der Veranstalter haften, also der Kirbejahrgang, und nicht die Gemeinde. Gleichwohl versprach Töpfer, die Kosten für einen Bodenbelag zu ermitteln. Vielleicht gebe es ja einen Sponsor für den Boden.
Verständnis für die Haltung des Bürgermeisters zeigte Marga Schmälzle von der Bürgerliste: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dort so schlimm zugeht, dass ein neuer Boden nötig ist.“ Eine Aussage, die im Rat wie im Publikum größere Heiterkeit auslöste. „Das sind halt Flachter“, meinte eine Zuhörerin. „Die wissen nicht, wie das ist.“ Wobei der Kirbeverein unzweifelhaft auch eine Spende eines Wohltäters aus Flacht annehmen würde.