Wie sieht die Kirchengemeinde der Zukunft aus? Ein modernes Gemeinde-haus ist die Antwort der Katholiken.

Weissach - Cäcilia Riedißer geht vorsichtig zwischen Bauzäunen und über Kies und Schotter. Noch ist hier Baustelle, aber bald ist alles fertig. Die Mauern stehen schon, das Dachgebälk ebenso, an Ostern will die katholische Kirchengemeinde Weissach ihr neues Domizil beziehen und sich im neuen Pfarrbüro und Gemeindehaus einrichten.

 

Bis es so weit ist, wollen noch einige Wände gestrichen, Böden verlegt und Gartenarbeiten erledigt werden. Ein vierjähriger Prozess der Kirchengemeinde in Weissach geht dann zu Ende, bei dem Gläubige ihre Kirche sattelfest für die Zukunft gemacht haben. 2013 standen erste Überlegungen im Raum, das alte Pfarrhaus neben der Kirche zu sanieren. Aus den 50er Jahren stammt es, genauso wie die Weissacher katholische Kirche, die der damalige Rottenburger Bischof Carl Joseph Leiprecht am 23. Mai 1954 geweiht hatte. Wie die meisten katholischen Kirchengemeinden in der pietistischen Diaspora bestand auch die Weissacher Gemeinde vor allem aus Flüchtlingen, in Weissach vor allem Heimatvertriebene aus Südmähren. Vor 1945 hatten gerade mal vier katholische Familien in dem Dorf am Strudelbach gelebt.

300 000 Euro hätte die Sanierung gekostet

„Das Pfarrhaus von damals hätte man umfangreich sanieren müssen“, sagt Cäcilia Riedißer, die Pastoralreferentin in Weissach und nennt die Zahl von 300 000 Euro. Aber soll man wirklich so viel Geld in ein altes Haus stecken? Diese Frage jedenfalls hat der Kirchengemeinderat 2013 heftig diskutiert, sind doch kirchliche Bauten immer auch mit vielen Erinnerungen verbunden. Seit 1957 hatte in dem Pfarrhaus Alfons Miller gewohnt, seit 1964 Pfarrer Ulrich Hosch. Der war allerdings 1975 zusätzlich Pfarrer von Rutesheim geworden, ist dorthin auch umgezogen. „Nach menschlichem Ermessen werden wir in Weissach keine Wohnung für einen Pfarrer mehr brauchen“, sagt Cäcilia Riedißer. Eine Überlegung, die eine wesentliche Rolle gespielt hat, als sich die Gläubigen in den vergangenen Jahren über ihre Zukunft Gedanken gemacht haben. Wie könnte die Gemeinde in Zukunft stattdessen aussehen? Was brauchen wir? Alles Fragen, die die Mitglieder auf Gemeindeversammlungen diskutiert haben. Die Fakten: 1300 Katholiken wohnen in Weissach, die Gemeinde wird immer älter.

„Die Gläubigen sind auch nicht mehr so konstant bei allen Aktivitäten dabei“, stellt Pastoralreferentin Cäcilia Riedißer fest. „Wir als Kirchengemeinde müssen stattdessen interessante Angebote machen, die dann angenommen werden.“ Und dafür braucht es eben Räume. All dies sei in die Planungen für ein neues Zukunftskonzept eingeflossen, an dessen Ende ein Architektenwettbewerb gestanden hat.

Ein Wettbewerb bringt die Idee

Vier Entwürfe sind bei der Gemeinde eingegangen. „Durch den Wettbewerb kam die Idee auf, alles noch mal neu zu denken“, erinnert sich Cäcilia Riedißer. Denn ein Gemeindehaus hat die Kirchengemeinde eigentlich bereits, hinter der Kirche steht es, erst im März 1991 ist es eingeweiht worden – und auch dieses Gebäude ist bei vielen mit emotionalen Erinnerungen verbunden, denn viele Gemeindemitglieder hatten sich sehr für den Bau dieses Hauses eingesetzt. „Das war aber nie so richtig ideal für uns“, sagt Cäcilia Riedißer. Denn von der Kirche aus sind es doch einige Schritte – und vor allem ist es nicht behindertengerecht. Denn auch das wird in der zunehmend älter werdenden Gemeinde eine Rolle spielen.

2014 schließlich stand die Entscheidung des Kirchengemeinderates fest: Das alte Pfarrhaus soll abgerissen und an dessen Stelle ein neues Gemeindehaus gebaut werden. „Dabei gehört der Verkauf des aktuellen Gemeindehauses zum Finanzierungsplan“, erklärt Cäcilia Riedißer, die die Geschäfte der Kirchengemeinde leitet, seit Pater Anton Wehrle im August 2014 in den Ruhestand gegangen ist.

Etwa 1,5 Millionen Euro wird das neue Gemeindehaus kosten. Zusätzlich zu dem Erlös des Grundstücksverkaufs gibt es geringe Zuschüsse von der Diözese – nicht aber von der Gemeinde Weissach. „Wir haben aber Rücklagen“, verrät Cäcilia Riedißer. Sie jedenfalls freut sich auf das neue Haus für ihre Gemeinde. Neben einem großen Saal wird es auch Räume fürs Pfarrbüro und Gruppenräume geben – und einen eigenen Jugendraum.