Wie ist die Luft in der Strudelbachgemeinde? Hat ihre Qualität wegen der Porsche-Baustelle abgenommen? Kann man in Weissach überhaupt noch tief durchatmen, wenn das Entwicklungszentrum fertig gebaut ist und mehr Autos durch den Ort fahren?

Weissach - Wie ist die Luft in der Strudelbachgemeinde? Hat ihre Qualität wegen der Porsche-Baustelle abgenommen? Kann man in Weissach überhaupt noch tief durchatmen, wenn das Entwicklungszentrum erst einmal fertig gebaut ist und mehr Autos durch den Ort fahren? Das alles hat das Ingenieurbüro Dröscher aus Tübingen überprüft, eine Fachfirma für Luftverschmutzung. Das Ergebnis: derzeit liegen die Stickstoffdioxid- und die Feinstaubbelastungen unterhalb der vorgegebenen Grenzwerte. „Das wird sich auch dann nicht ändern, wenn der Verkehr nach der Werkserweiterung zunimmt“, erklärt der Geograf Markus Faiß, der das Luftschadstoffgutachten für Weissach erstellt hat, während der Gemeinderatssitzung am Montagabend.

 

Zwar schweben dann mehr Stickstoffdioxid und Feinstaub in der Luft. Je nach Streckenabschnitt zwischen fünf und maximal 15 Prozent mehr, sagt Faiß. „Das aber ist irrelevant, Grenzwerte werden deswegen keine überschritten“, betont der Geograf. Ob das die Weissacher Bürgerschaft und die kritischen Gemeinderäte zufrieden stellt?

Nicht gemessen, hochgerechnet werden die Werte

Anfang des Jahres hatten sie bei der Gemeindeverwaltung angeregt, die Feinstaubbelastung im Ort zu messen. Denn seit die Bagger über die Porsche-Baustellen rollen, fahren auch mehr Autos und Lastwagen durch Weissach und Flacht. „Die Menschen haben befürchtet, dass die Luftbelastungen deswegen deutlich zu hoch sein könnten“, erklärt der Weissacher Ortsbaumeister Klaus Lepelmann. Mit Zustimmung der Gremien habe die Verwaltung das Büro Dröscher beauftragt, die Luftqualität zu überprüfen.

Die Experten haben dabei jeweils drei Abschnitte in den Ortskernen von Weissach und Flacht unter die Lupe genommen, an denen die Luft besonders stark belastet ist. Dabei hat der Fachmann Markus Faiß die Belastungswerte nicht gemessen, sondern die Daten mit einem speziellen Computerprogramm berechnet. „Eine zuverlässige Messung hätte sich mindestens über ein Jahr hingezogen“, erklärt er.

Als Grundlage dienten ihm die Verkehrszahlen des Weissacher Verkehrsplanungsbüro Kölz. Derzeit sind täglich bis zu 11 000 Fahrzeuge in den Ortsdurchfahrten Weissach und Flacht unterwegs. Zudem haben die Planer ausgerechnet, wie viele Autos mehr täglich auf den Straßen unterwegs wären, wenn das Porsche-Entwicklungszentrum im Jahr 2014 erweitert ist. Dabei sind sie von 4500 zusätzlichen Parkplätzen im Norden an der Landstraße in Richtung Mönsheim ausgegangen.

Stickstoff-Dixoidbelastung ist hoch

Anhand dieser Zahlen hat Markus Faiß die Ist-Situation berechnet und einige Unterschiede festgestellt. Während die Feinstaubbelastung deutlich unter dem zugelassenen Grenzwert liege, komme an einigen Stellen die Stickstoffdioxidbelastung schon jetzt bis zu 90 Prozent an den Grenzwert heran, sagt er. Grund dafür sei die Anzahl der Autos und Laster. Aber auch die Landwirtschaft und die gewerblichen Betriebe sowie die Straßenführung in den Ortsdurchfahrten spielten eine Rolle. „An einigen Stellen sind die Straßen einfach sehr eng“, erklärt Faiß. So entsteht Stau, und die Autos müssen oft abbremsen und wieder anfahren. Mit den zusätzlichen Pendlern steigt die Belastung noch.

Dennoch macht der Fachmann den Menschen Mut. Im Vergleich mit anderen Gemeinden in der Region und sogar bundesweit stehe Weissach immer noch gut da. „Sie müssen noch lange nicht mit Überschreitungen rechnen“, so Faiß.

Der innerörtliche Verkehr wird den Gemeinderat und die Verwaltung in Weissach indes noch eine Weile beschäftigen. Denn noch gibt es kein umfassendes Verkehrskonzept. Die Freien Wähler plädieren für eine Ortsumfahrung, bei der bestehende Feldwege ausgebaut werden sollen. Kritiker verweisen dagegen auf den Naturschutz und die hohen Kosten. „Wir werden die verschiedenen Vorschläge und Möglichkeiten prüfen“, berichtet der Ortsbaumeister Klaus Lepelmann. Auch über ein Tempolimit werde nachgedacht, sagt er. Wodurch die Feinstaubbelastung der Luft wiederum etwas reduziert würde.