Für rund 1,5 Millionen Euro hat die Gemeinde Weissach in Flacht ein neues Haus für Flüchtlinge erbaut. Hier sind auch Wohngruppen vorgesehen. Die ersten Bewohner ziehen in der demnächst dort ein. Sie waren bisher in der Weissacher Turnhalle untergebracht. Am Freitag, 30. September, kann das Haus in der Leonberger Straße 30 ab 18 Uhr besichtigt werden.

Weissach - Nein, wirklich gemütlich sind die Zimmer nicht. Und doch hat die neue Flüchtlingsunterkunft in Flacht nichts mit den Holzhäusern oder Containern zu tun, wie man sie aus anderen Orten kennt. „Wir wollen Wertigkeit“, erklärt Daniel Töpfer. „Und deshalb haben wir uns für einen Massivbau entschieden.“

 

Keine Frage: der Weissacher Bürgermeister ist stolz auf jenes Haus in der Leonberger Straße, das zumindest in seinen Formen an ein traditionelles Bauernhaus erinnert. Doch nicht nur die Qualität des dreigeschossigen Hauses, in dem maximal 56 Menschen Platz finden, überzeugt Töpfer.

Auch dass das Projekt, um das er sich persönlich gekümmert hat, mit nun rund 1,5 Millionen Euro um 150 000 Euro günstiger ist als ursprünglich geplant, erfreut den Verwaltungschef. Sein Mittel: „Man kann auch mit Kleinigkeiten sparen.“

Auch bei der Finanzierung unterscheidet sich das Flachter Flüchtlingshaus von ähnlichen Vorhaben in anderen Kommunen. Der Neubau ist ohne jeden Kredit komplett von der Gemeinde finanziert. Und damit auch im kommunalen Besitz.

Bis zu elf Wohneinheiten sind im Haus möglich. Es gibt Räume für vier Personen mit aufgestockten Doppelbetten, Zwei-Bett-Zimmer und auch Einzelzimmer. Damit es unter den Bewohnern, die unterschiedlichen Religionen angehören, nicht zu Konflikten kommt, können bis zu drei Wohngruppen separiert werden.

Ansonsten gibt es Gemeinschaftsküchen mit Kochzeilen, Kühlschränken, Waschmaschinen und großen Tischen. Die Gemeinschaftsbäder sind jeweils mit Duschen und Toiletten ausgestattet.

Die Möbel sind aus Stahl: Betten, Spinde, einfache Tische und Stühle. „Das ist besser als Holz“, sagt Töpfer. „So sind sie länger haltbar.“ Die Böden sind in hellem grün, die Wände weiß.

Einen Luxus hat das Flüchtlingsheim aber. Sämtliche Etagen sind mit W-Lan ausgestattet. „Das Handy ist oft die einzige Verbindung der Menschen in ihre Heimatländer“, erklärt der Bürgermeister. „Diesen Kontakt wollen wir ihnen ermöglichen.“

Der Verwaltungschef verschweigt nicht, dass es im Ort Diskussionen um das neue Flüchtlingsheim gegeben hat. Er steht zu dem Projekt: „Wir wollen den Menschen vermitteln, dass sie hier gerne gesehen sind. Sie sollen die Unterkunft ein Stück weit wie ihre eigene kleine Wohnung empfinden.“ Das hat in Töpfers Augen nicht nur einen emotionalen Effekt, sondern auch einen praktischen: „Wer sich wohl fühlt, hält die Dinge auch in Ordnung.“

Die ersten 30 Bewohner werden schon in wenigen Tagen einziehen. Es sind keine Unbekannten. Bisher waren sie in der Weissacher Sporthalle untergebracht. In ihrem neuen Domizil in Flacht sollen sie dauerhaft, aber nicht unbegrenzt leben. „Alle sind angehalten, sich eine eigene Wohnung zu suchen“, sagt Töpfer. Er hat keine Zweifel daran, dass dies auch gelingen wird. „Die meisten von ihnen sind schon ein Jahr bei uns und gut integriert.“

Der Bürgermeister lobt in diesem Zusammenhang das Engagement des Forums Asyl. Gerade bei anfangs rivalisierenden Gruppen hätten die Helfer hervorragende Arbeit geleistet.

Sollte das Haus irgendwann einmal nicht mehr für Flüchtlinge benötigt werden, so könnten die Räume in Sozialwohnungen umgewidmet werden.

Dort wo jetzt die Flüchtlinge einziehen, stand einst ein baufälliges Bauernhaus. Der mittlerweile verstorbene Ede Berndt hatte sich vergeblich für dessen Erhalt eingesetzt. Danach war das Gelände eine Art Müllhalde. „Wir mussten dort sogar einen abgestellten Fiesta wegschleppen“, erinnert sich Töpfer. Dann ging es ganz schnell. Am 23. Februar wurde die Baugrube ausgehoben, jetzt ist das Haus fertig.