Das neue Schulkonzept, bei dem alle Abschlüsse möglich sind, könnte den Schulstandort der Bürgermeisterin Ursula Kreutel zufolge dauerhaft sichern.

Weissach - Das Projekt Gemeinschaftsschule (GMS) beschäftigt die Verwaltung, den Gemeinderat und die Eltern in Weissach schon eine ganze Weile. Vom Schuljahr 2013/2014 an sollen an der Ferdinand-Porsche-Schule langes gemeinsames Lernen und sämtliche Schulabschlüsse bis zum Abitur möglich sein. Bis 1. Oktober hat die Gemeinde Zeit, beim Kultusministerium einen entsprechenden Antrag zu stellen. Noch aber sind nicht alle nötigen Rahmenbedingungen für eine Gemeinschaftsschule an der Ferdinand-Porsche-Schule geschaffen.

 

Die Zeit drängt, bis zur nächsten Gemeinderatssitzung Ende Juli müsse noch einiges auf den Weg gebracht werden, sagte die Weissacher Bürgermeisterin Ursula Kreutel. Dann nämlich stimmt der Gemeinderat noch einmal über das Projekt ab. Ganz oben auf der Liste steht ein Besuch externer Experten, darunter Vertreter der staatlichen Schulämter in Böblingen und Backnang, die sich ein Bild von der Schule machen und sie bewerten.

Auch am pädagogischen Konzept der Schule, das die Lehrer zusammen mit der Rektorin Ingrid Seilacher ausgearbeitet haben, werde noch etwas gefeilt, erklärte Markus Conrad, der Fachbereichsleiter Jugend und Bildung, in der Gemeinderatssitzung. Zudem werde ein dem Bedarf angepasstes Raumkonzept gefordert. Für eine Gemeinschaftsschule mit Ganztagsangebot reichten die Räumlichkeiten in der Porsche-Schule nicht aus, erläuterte Conrad. Es fehlten Räume für die naturwissenschaftlichen Fächer und eine ausreichend große Mensa. An einem Konzept werde mit Hochdruck gearbeitet.

Die Entscheidung, ob es in Weissach künftig eine Gemeinschaftsschule geben wird, hängt jedoch maßgeblich von der Schülerzahl ab. Das machten der stellvertretende Leiter des Staatlichen Schulamtes in Böblingen, Gerd Grafen, und seine Kollegin Siglinde Kiesel am Montag deutlich. Die Gemeinde müsse mindestens 40 Schüler vorweisen können, die von der vierten in die fünfte Klasse wechseln. „Es muss eine stabile Zweizügigkeit gewährleistet werden“, sagte Kiesel.

Ein Blick auf die aktuellen Anmeldezahlen zeigt: im kommenden Schuljahr gibt es für Klasse 5 gerade einmal fünf Anmeldungen. Für die Rektorin der Ferdinand-Porsche-Schule reicht das als Argument gegen die Gemeinschaftsschule aber nicht aus. Zähle man die Drittklässler der Grundschulen Weissach und Flacht zusammen, komme man auf mehr als 70 Schüler. Wenn im Schuljahr 2013/2014 nur die Hälfte davon in die fünfte Klasse wechselte, sei die notwendige Zweizügigkeit fast erreicht, sagte Seilacher.

Sie ist optimistisch, dass Weissach die Zusage vom Stuttgarter Regierungspräsidium bekomme. Ihr Kollegium habe ein pädagogisches Konzept ausgearbeitet, das sich sehen lassen könne. In der Gemeinschaftsschule gibt es Noten erst von der neunten Klasse an, in den Klassen sieben bis neun lernen die Schüler in altersgemischten Gruppen – ohne einen herkömmlichen Stundenplan. Die Kinder könnten sich ihren Neigungen entsprechend entwickeln, sagte Seilacher – ohne Leistungsdruck und Angst.

Markus Conrad hält die Gemeinschaftsschule ebenfalls für eine große Chance – nicht nur für die Schüler, auch für die Gemeinde selbst. Es sei vielleicht die einzige Chance, langfristig den Schulstandort Weissach zu sichern. Wegen des Wegfalls der verbindlichen Grundschulempfehlung sterbe die Hauptschule aus (siehe Artikel links). Ohne die Gemeinschaftsschule gebe es dann irgendwann nur noch die Grundschulen. Damit das nicht passiert, hält die Gemeinde weiter an dem Projekt fest. „Auch wenn das Ziel ambitioniert ist, wir können das schaffen“, betonte die Bürgermeisterin Ursula Kreutel.