Die Gemeinde steckt jährlich 40 000 Euro in den Erhalt der Strecke zwischen Weissach und Heimerdingen. Eine Studie gibt aber nicht viel Hoffnung auf eine schnelle Reaktivierung.

Wenn der Feurige Elias fährt, ist am Bahnhof Weissach auf einmal viel Betrieb – abseits der Ausflüge des beliebten Museumszugs passiert auf der Bahnstrecke zwischen Heimerdingen und Weissach relativ wenig. Schon lange ist hier kein regulärer Personenzug mehr unterwegs, fast ebenso lange wird aber auch über eine mögliche Reaktivierung diskutiert. Aber lohnt sich diese?

 

Lohnt sich die Reaktivierung der Strecke Weissach-Heimerdingen?

Für die Gemeinde Weissach ist diese Frage nicht nur relevant, weil die Reaktivierung eine erneute Schienenanbindung für den Ort bedeuten würde. Vor rund zehn Jahren hatte die Gemeinde die Bahngrundstücke auf der Weissacher Gemarkung von der Württembergischen Eisenbahngesellschaft (WEG) gekauft, seitdem steckt man dort, gemeinsam mit dem Landkreis Böblingen, jedes Jahr bis zu 40 000 Euro in die Instandsetzung des Bahnabschnitts zwischen Weissach und Heimerdingen. Würde die Gemeinde das nicht tun und die Strecke verkommen lassen, würde eine Entwidmung drohen – und sich die Tür für eine potenzielle Reaktivierung endgültig schließen.

Dabei hatte das Verkehrsministerium erst 2020 insgesamt 42 stillgelegte Strecken in Baden-Württemberg untersucht, und der Strecke Weissach-Heimerdingen immerhin ein „mittleres Nachfragepotenzial“ zugeschrieben, außerdem eine vertiefte Untersuchung empfohlen. Stillgelegte Bahnstrecken wieder zu nutzen, ist durchaus Ziel der Landesregierung und wird teilweise stark gefördert, muss dafür aber bei einer Kosten-Nutzen-Rechnung überzeugen.

Zu wenig potenzielle Fahrgäste, zu hohe Kosten

Im Fall der Verlängerung der Strohgäubahn bis nach Weissach sind die Zahlen allerdings nicht gerade rosig: 310 beziehungsweise 450 zusätzliche Fahrten prognostiziert eine vertiefende Machbarkeitsstudie des Verkehrswissenschaftlichen Instituts Stuttgart (VWI), würde man die bestehende Strecke bis zum Weissacher Bahnhof wieder in Betrieb nehmen, jeweils im 60- oder 30-Minuten-Takt. Würde man die Bahnstrecke entweder südlich oder nördlich an Weissach vorbei und bis zum Porsche-Zentrum verlängern, könnte das zwar rund 750 zusätzliche Fahrten bringen. Trotzdem seien die Zahlen „nicht sehr hoch“, so Patrick Wernhardt vom VWI in der jüngsten Sitzung des Weissacher Gemeinderats. „Wir fallen hier nicht vom Hocker.“

Dem gegenüber stehen die teils hohen prognostizierten Kosten. 5,1 Millionen Euro könnte die reine Reaktivierung der bestehenden Strecke mit entsprechend nötigen Arbeiten am Weissacher Bahnhof und der Bahninfrastruktur kosten. Verlängert man die Strecke südlich bis zum Porsche-Zentrum, rechnet die Studie mit 61,7 Millionen Euro Kosten, unter anderem, weil aufwendig Bahnbrücken gebaut werden müssten – bei der nördlichen Streckenführung liegen die prognostizierten Kosten sogar bei 85,8 Millionen Euro. „Da steht die verkehrliche Wirkung in keinem Verhältnis zu den Ausgaben“, resümiert Wernhardt. Stellt man den verkehrlichen Nutzen den Kosten für Bau und Betrieb mit einem sogenannten Nutzen-Kosten-Indikator gegenüber, liegt dieser unter Null. Fazit: Keine Empfehlung.

Zweckverband hält an Wunsch fest

Ein „Aus“ für die Reaktivierung der Strecke Weissach-Heimerdingen bedeutet diese Studie trotz der ernüchternden Ergebnisse aber nicht. Denn der Gemeinderat beschloss in seiner jüngsten Sitzung auch einstimmig, die Strecke trotz der anfallenden Kosten weiterhin auf niedrigem Niveau instandzuhalten – weitestgehend im Konsens darüber, dass man sich die Option für die Zukunft weiterhin offenhalten müsse. Ändern sich die Rahmenbedingungen, etwa durch bessere Fahrzeugtypen, Elektrifizierung oder höhere Fahrgastzahlen, könnte die Reaktivierung durchaus noch einmal auf den Tisch kommen. Dass das so schnell passiert, daran wurden im Gremium aber auch Zweifel laut. „Ich würde ein fettes Fragezeichen dahinter stellen, dass wir das in den nächsten zehn oder 20 Jahren reaktivieren“, so Detlef Bausch, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler.

Hoffnungsvoll bleibt man unterdes beim Zweckverband Strohgäubahn – auch, wenn sich die Reaktivierung aktuell noch nicht lohnt. „Will man das gemeinsame Ziel, das Fahrgastaufkommen im ÖPNV bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln, erreichen, sind weitere Anstrengungen in vielen Bereichen des ÖPNV erforderlich. Dafür zählen für uns auch die Reaktivierung von Schienenstrecken“, sagt er Ludwigsburger Landrat und Zweckverbandsvorsitzender Dietmar Allgaier. „Wir hoffen also weiterhin, dass sich die Rahmenbedingungen so verändern, dass es in Zukunft einen Schienenverkehr von Korntal bis nach Weissach geben wird.“

Immerhin einer darf bleiben: Der Feurige Elias, ganz zur Freude des neuen Bürgermeisters Jens Millow. „Das hat einen großen Mehrwert für die Gemeinde.“