Das Elektro-Fahrzeug mit dem Projektnamen Mission E bedeutet nicht nur für die Zentrale Zuffenhausen ein großes Bauprogramm. Im Forschungszentrum wird der Prototyp entwickelt. Der Standortleiter Wolfgang Hatz ist weiterhin beurlaubt.

Weissach - Dem Zuffenhausener Sportwagenbauer geht es so gut wie noch nie – das zeigen die Zahlen der Bilanz-Pressekonferenz (siehe auch Wirtschaftsteil dieser Zeitung). Für das Forschungszentrum in Weissach mit gut 6000 Mitarbeitern bedeutet das im Wesentlichen, dass weiter investiert wird. Vor allem das Projekt mit dem schönen Namen „Mission E“ wird die Ingenieure und Entwickler beschäftigen – gemeint ist die Vision, bis zum Ende des Jahrzehnts einen Sportwagen mit Elektroantrieb zu bauen, der bis zu 500 Kilometer weit fahren kann.

 

„Wir investieren dafür eine Milliarde Euro in Zuffenhausen und Weissach“, erklärte der Porsche-Chef Oliver Blume auf der Pressekonferenz. Davon werden 300 Millionen Euro in Weissach ausgegeben – hier wird der Elektro-Sportwagen schließlich von A bis Z entwickelt. Zudem wird das Entwicklungszentrum auch im Mittelpunkt der von Porsche ausgegebenen „Strategie 2025“ stehen. „Wir haben dazu viele neuen Ideen für Weissach“, erklärt Blume, „darüber werden wir weiter informieren.“

Auch werden 1,1 Milliarden Euro in den Ausbau und die Modernisierung der Standorte gesteckt, was in Weissach eine Sanierung des aus den 70erJahren stammenden Hauptgebäudes bedeuten könnte. Mit den Umbauten hat man schon angefangen – wie der Porsche-Sprecher Josef Arweck mitteilt, wird aktuell ein Bürogebäude saniert. Zudem wird an der Pforte-Nord eine neue Zufahrt gebaut – was die permanenten Verkehrsprobleme rund um das riesige Porsche-Areal in Weissach entzerren soll.

Derzeit errichtet der Sportwagenhersteller in Weissach bereits ein neues Antriebs-Prüfgebäude für 100 Millionen Euro, im vergangenen Sommer war Richtfest. Damit will das Unternehmen eigenständige Antriebe und deren Software prüfen können – was angesichts des Abgasskandals bei VW und Audi dringend nötig erscheint. Schließlich wurden in Weissach die manipulierten Diesel-Motoren in den Porsche Cayenne erstmals eingebaut.

Dass auf den Prüfständen etwa im Elektro-Integrationszentrum niemand die fehlerhafte Software bemerkt hat, erklärt die Porsche-Leitung auch damit, dass man dem Hersteller Audi vertraut habe. „Wir werden schauen, was wir prozessual verändern müssen“, sagt der Porsche-Chef Oliver Blume. Sprich: Wenn die Prototypen in Weissach zusammengebastelt werden, wird die Software genau geprüft.

Doch zunächst müssen erst noch die Folgen des VW-Skandals verarbeitet werden. Noch immer ist das Forschungszentrum Weissach ohne Chef und Leitung. Denn das für Forschung und Entwicklung zuständige Vorstandsmitglied Wolfgang Hatz, der in Personalunion auch als Leiter des Standorts fungiert, ist weiterhin beurlaubt. „Wir gleichen das durch die starke zweite Führungsebene aus“, beschreibt der Porsche-Chef die aktuelle Lage.

Über die Zukunft von Hatz verliert er kein Wort. Bezeichnenderweise wird das „Weissacher“ Vorstandsmitglied bei der Vorstellung der neuen Führungsmannschaft von Porsche aber nicht aktiv erwähnt, obwohl sein Konterfei noch auf dem Organigramm auftaucht. „Wir haben ihn vorsorglich beurlaubt, damit er den Vorwürfen entgegentreten kann“, wiederholt Blume die schon seit Monaten genannte Formel. Dass Hatz aber im Mai, wenn die Folgen des Abgasskandals aufgearbeitet sind, wieder auf seinen Posten zurückkehrt, halten Insider für unwahrscheinlich.

Eine gute Botschaft gibt es aber noch für die 7000 Beschäftigten in Weissach: Ihre Jobs sind auf weitere fünf Jahre gesichert. Porsche setzt in der Region immer noch auf Expansion – bekanntlich hat das Unternehmen eine zehn Hektar große Fläche in Friolzheim gekauft. Dort sollen die externen Dienstleiter konzentriert werden. Auch das ehemalige Drescher-Gelände in Rutesheim steht zur Verfügung, dort werden derzeit Fahrzeuge für Präsentationen und Ausfahrten vorbereitet.

Auch die Rennsport-Abteilung, die auf Flachter Markung liegt und intern auch „Flacht“ genannt wird, muss sich keine Sorgen machen – nach dem Sieg des Porsche-Teams in Le Mans wird auch hier weiter investiert. „Das war der emotionalste Moment des Jahres“, sagt Oliver Blume zu diesem sportlichen Erfolg. Der Weissacher Ehrenbürger und Rennfahrlegende Herbert Linge wird es gerne gehört haben.