In der Ferry-Porsche-Kita könnten die Kinder im großen Stil bekocht werden. Doch die Versorgung funktioniert viel günstiger. Trotzdem muss die Gemeinde weitere 78 000 Euro nachschießen. Warum, das weiß angeblich keiner so genau.

Weissach - Ein wenig erinnert die Geschichte an einen Millionär, der sich eine Luxusküche in seine Villa einbauen lässt, aber diese gar nicht nutzt, weil er jeden Tag auswärts essen geht.

 

Auch in Weissach gibt es eine mit allem Drum und Dran ausgestattete Küche, in der im großen Stil und unter professionellen Bedingungen gekocht werden kann. Sogar ein Kühlraum sowie Toiletten und Umkleideräume fürs Personal sind vorhanden. Trotzdem bleiben die Herdplatten fast immer kalt. Das Essen wird vorgekocht angeliefert und nur noch warm gemacht.

Ungenutzter Kochtempel

Der weitgehend ungenutzte Kochtempel steht in der Ferry-Porsche-Kita, einem Gemeinschaftsprojekt der Gemeinde und des Autobauers. 45 Plätze für die Kinder der eigenen Mitarbeiter hat sich das Unternehmen darin gesichert. Auch gibt es eine Vereinbarung, wonach „in der Regel vor Ort frisch gekocht wird“. Doch das, so befand die damalige Verwaltungsspitze, sei in einer normalen Einbauküche nicht machbar. Eine spezielle Küchenplanerin wurde vor fast vier Jahren angeheuert, die Grundfläche um 100 Quadratmeter vergrößert.

Kurz bevor das Großprojekt endlich startklar war, stellte sich heraus, dass ein entscheidender Punkt nicht berücksichtigt worden war: Die Stromleistung war zu gering. Die Küche hätte 87 Kilowatt benötigt. Zur Verfügung standen nur 60 Kilowatt. Weder die als Generalunternehmen auftretende Baufirma, noch der damalige Ortsbaumeister hätten die Diskrepanz bemerkt. So jedenfalls stellt es die heutige Rathausspitze dar.

Provisorische Stromzufuhr vom Bauhof

Kurz vor der Eröffnung der Tagesstätte Anfang November 2014 stellte der gemeindeeigene Bauhof die Stromversorgung provisorisch mit einer oberirdischen Leitung sicher. Die Kosten, rund 15 800 Euro, sollten dem verantwortlichen Generalunternehmen bei der Schlussabrechnung abgezogen werden. Trotzdem überwies der damalige Ortsbaumeister den kompletten Rechnungsbetrag an das Unternehmen.

Der eigentliche leistungsstarke Stromanschluss wurde parallel vom Netzbetreiber Netze-BW realisiert. Rund 73 000 Euro waren dafür fällig. Diese Rechnung wurde nicht etwa zeitnah beglichen, sondern musste jetzt vom Gemeinderat als außerplanmäßige Ausgabe freigegeben werden.

Gelder im Haushalt vergessen

Dabei war eigentlich Geld für die 87-Kilowatt-Leitung eingeplant. 250 000 Euro waren im Haushalt 2015 für restliche Arbeiten an der Kindertagesstätte vorgesehen, der Stromanschluss inbegriffen. Doch dann ging fast der komplette Betrag für die Außenanlagen drauf. Und bei der Planung des Haushaltes 2016 wurde im Ortsbauamt offenbar schlicht vergessen, entsprechende Gelder einzustellen. Erschwerend kam hinzu, dass der Netzbetreiber seine Forderung erst Ende des vergangenen Jahres an die Gemeindeverwaltung gerichtet hat.

All diese Geschehnisse, so betont der Bürgermeister, sind im Rathaus mühsam rekonstruiert worden. Gerade für die Entscheidung, statt der normalen Haushaltsküche nachträglich eine teure Großküche einzubauen, gebe es keine aussagekräftigen Unterlagen, geschweige denn vertragsähnliche Papiere mit Porsche.

Auf Nachfrage unserer Zeitung betont Daniel Töpfer, dass die Gesamtkosten von 4,2 Millionen Euro komplett von der Gemeinde Weissach bezahlt wurden. Die Firma Porsche, rechnet mit der Gemeinde pro Kita-Platz ab. Ansonsten sei vom Sportwagen-Hersteller kein Geld geflossen. Auch gebe es keine schriftlichen Vereinbarungen über weitere Zahlungen.

Hinters Licht geführt?

Der Gemeinderat, der die Kindertagesstätte einschließlich Küche auf den Weg gebracht hat, reagiert mit einer Mischung aus Verwunderung und Verärgerung. „Man könnte ja fast meinen, dass wir hinters Licht geführt wurden“, sagt der Fraktionschef der Freien Wähler, Volker Kühnemann. Sein Kollege Andreas Pröllochs von der Bürgerliste erinnert sich daran, dass „es Kritik an der Küche gegeben hat“. Aber letztlich müsse man den Vorlagen vertrauen, die man von der Verwaltung bekommt. „Wir haben keinen wissentlichen Fehler gemacht.“ So stimmen alle den nachträglichen Gesamtkosten von 78 000 Euro zu.

Die Küche mit Starkstrom ist jetzt also komplett bezahlt. „Trotzdem brauchen wir sie nicht“, meint Töpfer. „Sie ist überflüssig, steht einfach herum. Keiner kann Ihnen sagen, warum sie angelegt wurde.“