Kann man mit 25 und erst einem Jahr Berufserfahrung schon Bürgermeister werden? Diese Frage bekommt Daniel Töpfer in diesen Tagen oft gestellt, wenn er in Weissach unterwegs ist. Er antwortet darauf, so wie er auch der Presse antwortet: „Es ist auch eine Chance, unbelastet in ein solches Amt zu gehen.“

Weissach - Kann man mit 25 und erst einem Jahr Berufserfahrung schon Bürgermeister werden? Diese Frage bekommt Daniel Töpfer in diesen Tagen oft gestellt, wenn er in Weissach unterwegs ist. Er antwortet darauf, so wie er auch der Presse antwortet: „Es ist auch eine Chance, unbelastet in ein solches Amt zu gehen.“ Er traut sich zu, auf Augenhöhe mit einem Porsche-Manager zu verhandeln, und den zerstrittenen Gemeinderat wieder zu befrieden. „Weissach muss raus aus den Schlagzeilen“, sagt Töpfer, der seit Juli vergangenen Jahres die Geschäftsstelle des Böblinger Gemeinderates leitet.

 

Dass er schon ein Politprofi ist, beweist auch Töpfers weitere Antwort auf die Frage. Er verweist auf bekannte Vorbilder, die schon mit Mitte 20 als Bürgermeister gewählt wurden. Erwin Teufel in Spaichingen etwa, oder Lothar Späth, ohne sich mit ihnen vergleichen zu wollen. Oder im Kreis Böblingen Daniel Gött in Deckenpfronn oder Marcel Hagenlocher in Mötzingen. Dennoch räumt er ein, dass er wegen seines Alters auf Vorbehalte stoße. „Sind Ihre Schultern breit genug?“, wird er oft gefragt.

Töpfer versucht, es mit guter Vorbereitung auszugleichen. Fast wie einstudiert scheint er auf jede Frage die politisch korrekte Antwort zu haben. Wie er gegen die Amtsinhaberin Ursula Kreutel antreten will? „Ich trete gegen niemanden an, sondern nur für Weissach. Alles andere interessiert mich nicht“, sagt er.

Ob er sich nicht abgeschreckt fühlt von den jahrelangen Querelen? „Das ist eine Herausforderung, die gerade deswegen reizvoll ist“, antwortet er. Vielleicht ist es kein Zufall, dass der 25-Jährige gerne Schach spielt. Früher in der Landesliga, an seiner Schule hat er eine Schach-AG aufgebaut. Was man davon für die Politik lernen kann? „Man muss sehr solide nachdenken, es geht um Taktik, und man braucht Geduld“, antwortet Daniel Töpfer.

Warum er nach gerade mal einem Jahr Berufserfahrung Bürgermeister werden will? „Ich wollte das schon von den ersten Minuten meines Studiums an“, kommt prompt die Antwort, „es wäre nicht ehrlich gewesen, noch ein paar Jahre etwas anderes zu machen, nur damit die Vita auf dem Papier gut aussieht.“

Man merkt also: Dieser junge Mann ist ziemlich ehrgeizig und hat einen Plan. Dabei ist ihm die Politik nicht in die Wiege gelegt worden: Geboren ist er in München, aufgewachsen in Herrenberg. Der Vater selbstständiger Unternehmer, die Mutter Sekretärin. Am Andreae-Gymnasium hat er Abitur gemacht, sich in Vereinen engagiert, Badminton gespielt. Nach einem Motorradunfall 2008 fing er an, Schach zu spielen – und betrieb es mit Leidenschaft.

„Wenn Sie sechs Stunden einem Gegner gegenübersitzen, darf man nicht die Nerven verlieren“, sagt Daniel Töpfer. Er studierte in der „Bürgermeisterschmiede“ in Ludwigsburg, und wurde 2009 mit dem Politikvirus infiziert. „Ich habe mir alle Jugendorganisationen angeschaut und bin bei der Jungen Union gelandet“, erzählt er. Er wurde Stadtverbandschef in Herrenberg, seit 2010 Kreisvorsitzender.

Diese Erfahrung prägt ihn. „Ich habe gelernt, zu verhandeln, mich argumentativ in einer Gruppe durchzusetzen“, beschreibt er seine politische Sozialisation. Die Junge Union sei ein „ideales Spielfeld“ gewesen. Nach dem Studium hat er sich gezielt auf Führungspositionen beworben, auch mit einer gewissen Chuzpe, wie er einräumt. So wurde er Leiter der Gemeinderats-Geschäftsstelle und führt ein kleines Team mit zwei Angestellten und zwei Azubis.

Nicht erst hier hat er die Faszination von Kommunalpolitik kennengelernt – in Deckenpfronn hat er ein halbes Jahr Seite an Seite mit dem Bürgermeister gearbeitet, und auch in Böblingen mit OB Wolfgang Lützner. So kam der Sprung nach Weissach. Ob er von den Kreutel-Gegnern geholt wurde? Auch auf die Frage kommt – natürlich – die passende Antwort.

„Mein Name wurde im Ort gehandelt, das hat mich selbst überrascht“, sagt er lächelnd. Natürlich habe er mit den Fraktionen inzwischen gesprochen und viel Sympathie erfahren, erzählt er weiter. Nun will er ganz viele Gespräche führen, und erst einmal hören, wo der Schuh drückt.

Aber was will er denn tun, sollte er am 13. Juli gewählt werden? Auch hier kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen. „Es braucht einen verlässlichen Ansprechpartner für alle“, sagt Daniel Töpfer. Mehr Transparenz der Kommunalpolitik, eine vernünftige Homepage, Berichte über Ratssitzungen im Amtsblatt. „Ich werde viel von Bürgern angesprochen, die seit Jahren auf Antworten warten“, sagt er. Immerhin, ein Hauch von Kritik an der Amtsinhaberin, wenn auch diplomatisch verklausuliert. „Ich pflege einen kooperativen Führungsstil und will motivieren“, sagt er.

Das sei eine große Baustelle, die beackert werden müsse. Als junger Mensch bringe er eine andere Denkweise ein, die Verwaltung müsse Dienstleister sein. Und Töpfer analysiert: „Weissach geht es gut, aber wir brauchen eine Haushaltspolitik mit Augenmaß.“ Auch Porsche will er selbstbewusst entgegentreten. „Das ist der größte Gewerbesteuerzahler, aber man muss verhandeln“, sagt Töpfer.

So bereitet er systematisch seine Kampagne vor. Den Wahlkampf finanziert er mit seinen Ersparnissen, Spenden will er keine annehmen. „Ich habe dafür die letzten Jahre auf Urlaub verzichtet“, sagt er. Wenn es nicht klappt, ist das Geld weg. Volles Risiko also. Und so lautet der nächste Zug wohl: Schach der Königin.