Die rund 220 Millionen Jahre alten geologischen Besonderheiten sind nicht weitverbreitet.

Weissach - Strahlender Sonnenschein am wolkenlosen Himmel, moosbedeckte Felsblöcke am Waldboden, und 40 Naturinteressierte, die zwischen diesen Felsen hindurch wandern. Der BUND-Ortsverband Weissach und Flacht hatte zur Exkursion „Blockmeere – Zeugen aus der Eiszeit“ eingeladen. Blockmeere sind aus dem Waldboden ragende Felsblöcke, die als verwitterte Reste einer ehemals zwei Meter großen, festen Kalksteinbank des Oberen Muschelkalks übrig geblieben sind. Wer einmal in den Gewannen Schellenberg, Stahlbühl und Steinsberg westlich von Weissach spazieren gegangen ist, dem sind Steinblöcke im Waldboden vielleicht schon aufgefallen. An einigen Stellen sind die Blockmeere nämlich auch vom Waldweg aus zu entdecken.

 

Pünktlich um 14 Uhr startet die Veranstaltung am ausgemachten Treffpunkt, dem Flachter Waldhäusle. Jörg Herter, Vorsitzender des BUND-Ortsverbandes Weissach und Flacht, begrüßt die interessierten Besucher. Nach der Begrüßung übernimmt Max Urlichs das Wort. Der Geologe hat selbst einmal sieben Jahre in Weissach gelebt und führt nun die Exkursion zu den Blockmeeren. Mitgebracht hat Max Urlichs eine geologische Karte, auf der er vor Beginn der Wanderung zeigt, wie weit verbreitet der Muschelkalk in der Region damals war. Außerdem im Gepäck hat er ein beeindruckendes Leitfossil des Muschelkalks, Ceratites nodosus, das er einst eigenhändig in der Nähe des Geländes der Firma Porsche gefunden hat.

Es geht querfeldein

Anschließend geht es los. Trotz des fortgeschrittenen Alters des einen oder anderen Exkursionsteilnehmers werden nicht nur die ausgeschriebenen Waldwege genutzt. Querfeldein müssen einige Äste zur Seite geschoben und so mancher Baumstumpf überquert werden, um den vollen Anblick der Blockmeere genießen zu können. An der ersten Station warten unzählige mit Moos bedeckte Steine. Dies denkt zumindest der Laie.

Was auch auf den zweiten Blick aussieht, wie einzelne Felsbrocken, hängt unter der Erde in einer riesigen Kalksteinbank zusammen. „Wir sehen hier also nur die Spitze des Eisberges“, merkt einer der Teilnehmer an und trifft damit voll ins Schwarze. Die Felsblöcke sind mit 28 unterschiedlichen Moosarten bewachsen.

„Einige Arten sind heller, andere dunkler. Diesen Unterschied sieht man sogar mit bloßem Auge“, erklärt Max Urlichs. Unter dem Moos sind die Blockmeere von breiten Rinnen, sogenannten Karren, zerfurcht. Da Kalkstein bei niedrigen Temperaturen und kräftigen Niederschlägen leichter aufgelöst wird, können diese Rinnen nur in der Eiszeit vor 20 000 bis 100 000 Jahren entstanden sein, und zwar während dem Regen der Sommerzeit.

Die Felsblöcke sind Naturdenkmale

Bis zur nächsten Station müssen die Teilnehmer fast einen Kilometer den Waldweg entlang in Richtung Mönsheim wandern, denn zwischen diesen beiden Stationen befindet sich eine große Verwerfung, also eine tektonische Bruchstelle im Gestein, die aus den Bewegungen der Erdkruste resultiert.

Die Station am Steinsberg ist die größte und am wenigsten ausgeplünderte Fläche mit Blockmeeren in diesem Wald. „Da die Felsblöcke als Naturdenkmal gelten, denken einige direkt, dort gebe es etwas zu finden“, erzählt Max Urlichs. „Deshalb gibt es leider hin und wieder jemanden, der die Blockmeere auseinandernimmt.“

Nach der gut zweistündigen Exkursion, in der die Teilnehmer viel über die Blockmeere als Zeugen der Eiszeit lernen konnten, sehen sie den Wald rund um das Flachter Waldhäusle mit anderen Augen. „Die Kalksteinbank des Oberen Muschelkalks war nicht wirklich weitverbreitet“, merkt Max Urlichs an. „Wir können also von Glück reden, diese etwa 220 Millionen Jahre alte geologische Besonderheit in unserer Region besichtigen zu können.“