Nach dem Streit mit den Schweizern über eine gemeinsame Vermarktung wollen die großen Schifffahrtslinien auf dem Bodensee wieder an einem Strang ziehen.

Konstanz - Anfang des Jahres sah es so aus, als ob die gemeinsame Schifffahrt untergehen würde. Erstmals seit 15 Jahren sollte es keinen gemeinsamen Fahrplan mehr geben. Anders als 1997, wo wegen Querelen nur die Verbindung Lindau–Rorschach fehlte, bricht nun gleich fast die gesamte Schweizer Seite weg. Die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) in Konstanz waren als größter der vier großen Anbieter so empört über den Alleingang der eidgenössischen Kollegen bei der Querverbindung von Hagnau (Bodenseekreis) nach Altnau (Kanton Thurgau) gewesen, dass sie den Katalog ohne die Abfahrts- und Anlegezeiten der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt (SBS) drucken ließen. Nicht gerade die besten Bedingungen für die neue Saison auf dem Bodensee, die am 1. April beginnt.

 

Der größte Ärger aber scheint inzwischen verraucht zu sein. So waren denn alle vier großen Anbieter der Vereinigten Schifffahrtsunternehmen für Bodensee und Rhein (VSU) bemüht, den Zusammenhalt zu beschwören und Gesprächsbereitschaft zu bekunden. Doch wie mühsam ein erneutes Zusammenfinden offenbar ist, zeigt die Tatsache, dass man sich erst am Nachmittag zu einem intensiven Austausch zurückgezogen hat, dem weitere Treffen folgen sollen. Es gibt anscheinend noch weiteren Gesprächsbedarf, wie man die Schifffahrt auf dem See künftig auf Kurs bringen will.

Der Konflikt scheint noch nicht vollständig beigelegt

Der Konflikt wird der Bodenseeschifffahrt wohl erhalten bleiben. Die privat betriebenen SBS und auch die Vorarlberg-Lines, an denen der Vorarlberger Unternehmer Walter Klaus beteiligt ist, wollen sich nicht vorschreiben lassen, was ein Geschäft sein kann und was nicht. „Wir möchten etwas mehr Mut und Risiko“, sagte der SBS-Verwaltungsrat Hermann Hess.

So war die strittige, nun seit Mai 2010 betriebene saisonale Fährverbindung zwischen Hagnau (Bodenseekreis) und Altnau im Kanton Thurgau bei der BSB wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit abgelehnt worden. Die Schweizer hatten diese Querverbindung über den See einfach eingerichtet, ohne sich mit den Partnern abzustimmen. Das wurde dort als Affront und Tabubruch verstanden. Die SBS-Verbindungen blieben im VSU-Fahrplan unberücksichtigt. Der wird immerhin mit einer Auflage von einer Million verteilt. Für 2013 verkündete der neue VSU-Sprecher und BSB-Vorstand Konrad Frommer, die Partner hätten den festen Willen, wieder einen gemeinsamen Fahrplan anzubieten.

Vergangene Saison ist positiv verlaufen

Trotz der Streitigkeiten ist für die VSU die vergangene Saison positiv verlaufen. Mit 3,7 Millionen Fahrgästen kamen 116 000 oder drei Prozent mehr als im Vorjahr an Bord. Auch hier profitiert die BSB überdurchschnittlich. Der größte Schifffahrtsbetrieb auf dem See verzeichnete mit 2,26 Millionen Fahrgäste das beste Jahr seit seinem Bestehen. Die Vorarlberger und Schweizer Kursschiffe mussten aufgrund von Niedrigwasser und Wetter Einbußen hinnehmen. Die zwischen Schaffhausen und Kreuzlingen verkehrende Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein (URh) vermeldete sogar erstmals einen Verlust von 134 000 Schweizer Franken (111 230 Euro).