Über ihr Wohnungsunternehmen kann die Stadt künftig das Schicksal der Weißenhofsiedlung bestimmen. Das ist eine tolle Chance – aber auch eine Verpflichtung, meint unser Redakteur Josef Schunder.

Stuttgart - Eigentlich eine hervorragende Nachricht: Die grandiose Weißenhofsiedlung kommt ins Eigentum der SWSG. Die Landeshauptstadt hat es künftig in der Hand, dass die Häuser mit Denkmal- und Kultstatus so gehegt und gepflegt werden, wie sie es verdienen.

 

Umso überraschender und irritierend sind die Signale von Mietern. Sie selbst müssten ja glücklich sein, dass das Auf und Ab der Verkaufsüberlegungen in den Bundesbehörden endlich vorbei ist. Sie müssten sich außerdem daran erinnern, dass die Stadt schon vor gut zwei Jahren mit der SWSG den Erwerb anstrebte. Dass nun ein Mieter sich beim Bundesfinanzminister beklagt, dass nur mit der städtischen SWSG verhandelt wurde, dass andere Interessenten ausgeschlossen wurden und dem Bund womöglich ein höherer Verkaufserlös entgeht – das muss man nicht verstehen.

Man kann die SWSG als privatwirtschaftlich betrachten, aber in ihrem Aufsichtsrat haben die Stadträte das Sagen. Es spricht aber auch nichts dagegen, dass die Ratsfraktionen außerhalb des Kaufvertrags noch ein Statut beschließen, worin sie für künftige Generationen Eckwerte vorgeben: dass es um die Sicherung eines wichtigen Kulturguts ging. Und dass diese Siedlung kein Spielball von Kommunalpolitikern und kein normales Handelsgut sein soll.