Ein Moskauer Gericht hat den Hausarrest für den missliebigen Film- und Theaterregisseur Kirill Serebrennikow bis 19. Juli verlängert. Damit ist auch dessen Teilnahme am Filmfestival von Cannes geblockt.

Moskau - Die Entscheidung war von den Freunden und Unterstützern Kirill Serebrennikow genau so befürchtet worden: Ein Moskauer Gericht hat am Mittwoch den seit August vergangenen Jahres anhaltenden Hausarrest regierungskritischen Film- und Theaterregisseurs Regisseurs bis zum 19. Juli verlängert. So kann der bei Putins Machtapparat in Ungnade gefallene Serebrennikow im Mai nicht zum Filmfestival von Cannes reisen, wo sein neuestes Werk „Leto“ im Wettbewerb um die Goldene Palme steht.

 

Serebrennikow darf zuhause nicht telefonieren, ist vom Internet abgeschnitten, darf Post weder versenden noch empfangen, und auch besuchen darf ihn – außer Behördenvertretern – einzig sein Rechtsanwalt. Ihm wird in einem äußerst undurchsichtigen Verfahren vorgeworfen, zwischen 2011 und 2014 am Theater rund zwei Millionen Euro an öffentlichen Geldern veruntreut zu haben. Er selbst und viele Kenner der Moskauer Theaterszene nennen das zwar eine absurde Fabrikation – die Drohung mit zehn Jahren Haft gilt aber angesichts anderer Gerichtsverfahren gegen Systemkritiker in Russland als durchaus ernst zu nehmen. Der Generaldirektor von Serebrennikows Theaterproduktionsfirma „Siebtes Studio“, Jurij Itin, sowie die Direktorin des Russischen Akademischen Jugendtheaters Sofia Apfelbaum befinden sich ebenfalls weiter unter Hausarrest, der Produzent Alexej Malobrodskij sitzt in Untersuchungshaft.

Solidarität bislang wirkungslos

Wegen des Hausarrests konnte Serebrennikow im vergangenen Herbst in Stuttgart die begonnene Inszenierung der Märchenoper „Hänsel und Gretel“ nicht zu Ende führen. Zur Premiere des in Stuttgart nach seinen Ideen vollendeten Werk durfte er trotz Bitten und Protesten aus Deutschland nicht reisen. Anfang April folgte das Moskauer Gogol-Center einer Einladung nach Berlin, um im Deutschen Theater zwei Serebrennikow-Inszenierungen zu zeigen. Solche Zeichen der Solidarität haben Moskaus Gericht so wenig beeindruckt wie der Umstand, dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den Fall im Kreml bei Putin bereits direkt angesprochen hat.

Die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Bärbel Kofler (SPD), hat auf die erneute Verlängerung des Hausarrests für Serebrennikow prompt reagiert: „Ich bin sehr enttäuscht“, sagte sie, es könne „nicht rechtsstaatlichen Grundsätzen entsprechen, dass der Hausarrest seit acht Monaten ständig verlängert wird.“ Sie forderte bei den Details der Vorwürfe, die sie so bisher nicht nachvollziehen könne, mehr Transparenz. durch die russische Justiz: „In der gegenwärtigen Lage brauchen wir mehr, nicht weniger Austausch mit Russland. Herr Serebrennikow ist eine der tragenden Säulen der deutsch-russischen kulturellen Zusammenarbeit.“