Weitere Kostensteigerung Stuttgart 21 verteuert sich auf mehr als elf Milliarden Euro

Bei Stuttgart 21 steigen zum wiederholten Mal die Kosten Foto: Julian / Rettig

Die nächste Kostenexplosion für den neuen Stuttgarter Bahnknoten steht ins Haus. Unbestätigten Meldungen zufolge lautet das neue Preisschild auf mehr als elf Milliarden Euro.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Das Bahn-Projekt Stuttgart 21 soll mehr als elf Milliarden Euro kosten. Wie aus Aufsichtsratskreisen verlautet, macht der Konzern enorme Steigerungen bei den Baukosten geltend. Ein Projektsprecher wollte dies nicht kommentieren. Bereits Ende letzter Woche hatte Bahninfrastrukturvorstand Berthold Huber im Kreis der Stuttgart-21-Finanziers von Land, Stadt und Region davon gesprochen, dass sich die Anzeichen mehren, dass der bisherige Finanzierungsrahmen von rund 9,8 Milliarden Euro nicht ausreichen wird.

 

Bis zum Sommer mehr als 8 Milliarden Euro ausgegeben

Am Montag in einer Woche soll der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn AG die neuen Zahlen diskutieren. Erst danach wird der aktualisierte Preisstand offiziell gemacht. Bis dahin blockt die Bahn jede Nachfrage ab. Die einzige belastbare Zahl über bisher ausgegebenes oder fest verplantes Geld stammt aus dem Sommer 2023. Ende des zweiten Quartals waren demnach 8,068 Milliarden Euro in den neuen Bahnknoten geflossen oder vertraglich gebunden.

Mit den neuen Zahlen würde die Bahn sogar noch die Annahme des Bundesrechnungshofs überschreiten. Die Kassenprüfer hatten im Jahr 2016 Kosten in einer Höhe von zehn Milliarden Euro prognostiziert, als die Bahn noch glauben machen wollte, das Projekt sei für 6,5 Milliarden Euro zu haben. Kritiker hatten ebenfalls schon früh basierend auf Annahmen eines Münchner Beraterbüros Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe vorausgesagt.

Streit über Kosten vor Gericht

Sollten sich die mehr als elf Milliarden Euro bestätigen, so wäre die ursprüngliche Kostenprognose um fast sieben Milliarden Euro überschritten. Im Jahr 2009 schlossen die Projektpartner eine Finanzierungsvereinbarung, die die Verteilung von Kosten in Höhe von 4,5 Milliarden Euro regelt. Seit diese Marke überschritten ist, schießt die Bahn die Baukosten vor. Seit diesem Jahr verhandelt das Verwaltungsgericht in Stuttgart eine Klage der Deutschen Bahn gegen ihre Projektpartner. Sie sollen sich an den Mehrkosten beteiligen, lehnen dies aber kategorisch ab. Zuletzt wurden zwei Verhandlungsterminen der Sache abgesagt.

Probleme bei der technischen Ausstattung

Die davonlaufenden Kosten sind nicht das einzige Problem des Projekts, dessen Beginn im kommenden Jahr 30 Jahre alt wird. Vor allem die Ausrüstung der Tunnel und der Bahnsteighalle mit der neuen digitalen Sicherungstechnik ETCS läuft alles andere als geplant. Trotz dieser Unwägbarkeiten hält die Bahn am Eröffnungstermin im Dezember 2025 fest. Klarheit über das Datum und den Umfang der Betriebsaufnahme herrscht in einem halben Jahr. Im Juni 2024 müssen die Fahrpläne festgezurrt werden, die von Dezember 2025 an gelten sollen. Das Land hatte vor Kurzem einräumen müssen, dass die dafür bestellten neuen Regionalzüge erst verspätet geliefert werden.

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