Dem Leonberger Rathauschef wird vorgeworfen, einen Rabatt von fast 88 000 Euro erhalten zu haben, nachdem er auf sein Amt Bezug genommen haben soll.

Gegen den Oberbürgermeister Martin Georg Cohn (SPD) stehen erneut schwere Vorwürfe im Raum. Dieses Mal geht es offenbar unter anderem um „Vorteilsnahme“ und darum, dass er beim Kauf eines Aston Martin – ein britischer Luxussportwagen – im Jahr 2020 einen Rabatt von fast 88 000 Euro erhalten haben soll, nachdem er auf sein Amt als Oberbürgermeister Bezug genommen haben soll. Die Bild-Zeitung berichtete zuvor darüber. Laut dem Artikel liegt ein entsprechendes Schreiben dem Regierungspräsidium (RP) wie auch der Staatsanwaltschaft Stuttgart vor. Der Neupreis des Aston Martin wird auf 212 590 Euro beziffert.

 

Martin Georg Cohns Anwalt weist alle Vorwürfe zurück. „Der Preisnachlass stand in keinerlei Zusammenhang mit der Dienststellung meines Mandanten als Oberbürgermeister der Stadt Leonberg.“ Vielmehr habe Cohn beim privaten Erwerb des Aston Martin aufgrund einer Sonderaktion für Vorjahresfahrzeuge einen Preisnachlass gewährt bekommen. Den hätten nach Auskunft der Firma Aston Martin auch weitere Kunden erhalten, da der gesamten Händlergruppe insgesamt neun Fahrzeuge für diese Rabattaktion zur Verfügung gestellt worden seien. Eine schriftliche Bestätigung hierzu liege den Ermittlungsbehörden bereits vor.

Cohns Anwalt spricht von „völlig realitätsfern“

Weiter betont Cohns Anwalt, weder unterhalte die Stadt Leonberg amtliche oder geschäftliche Kontakte mit der Firma Aston Martin noch seien solche Kontakte angestrebt oder praktisch denkbar. „Darüber hinaus wäre die Annahme, mein Mandant sei als Oberbürgermeister einer schwäbischen Gemeinde ein geeigneter Werbeträger für die Marke Aston Martin, völlig realitätsfern.“

Das RP als zuständige Rechtsaufsichtsbehörde über die Stadt Leonberg bestätigt den Eingang des Schreibens und verweist auf ein laufendes Verfahren, weshalb weitere Auskünfte nicht möglich seien. Die Staatsanwaltschaft konnte am Mittwoch zu dem Schreiben keine Details nennen.

Im Oktober war bekannt geworden, dass Martin Georg Cohns Stellvertreterin Josefa Schmid (FDP) ihren Chef angezeigt hat, weil er unter anderem ein Bußgeldverfahren gegen seine Person wegen zu schnellen Fahrens stoppen wollte. Auch Vorwürfe von Mobbing im Rathaus wurden laut. Besonders brisant ist der aktuelle Fall mit Blick auf Cohns Buch „Vetternwirtschaft“, das ebenfalls im Oktober erschienen ist, und in dem er lokalen Politikern – anonym – Klüngelei und Missgunst vorwirft.