Lesenwert aus dem Plus-Archiv: 750 Millionen Menschen können weltweit nicht lesen und schreiben. Die Afghanin Farida Fazeli erzählt zum Weltalphabetisierungstag, was es heißt, eine Analphabetin zu sein.

Stuttgart - Was für andere ein Kinderspiel ist, treibt Farida Fazeli die Schamesröte ins Gesicht. Wieder einmal steht sie in einer Bank und möchte einen Kundenberater dazu bewegen, dass er ihr das Überweisungsformular ausfüllt. Doch seit es Selbstbedienungsterminals gibt, hat die 53-Jährige keine Chance mehr. Unverrichteter Dinge verlässt sie die Bank, nimmt ein Formular mit und lässt es von Sohn oder Freunden ausfüllen. „Ich habe mich nicht getraut, den Bankangestellten um Hilfe zu bitten. Es standen so viele Kunden hinter mir“, sagt sie und erzählt, wie jeder Einkauf, jeder Brief zur Belastung wird. Sie könne noch die Adresse lesen, aber beim Inhalt habe sie Schwierigkeiten, ihn vollständig zu verstehen.