Am 14. Juni ist Weltblutspendetag. Daniel Schnell, der die Spendeaktionen in der Region koordiniert, erzählt, wie früher eine Polizeieskorte die Spender ins Krankenhaus brachte. Und er erklärt, warum die noble Tat auch gut für einen selbst ist.

Böblingen: Leonie Schüler (lem)

Filder - Kühl und regnerisch – das Wetter am heutigen Weltblutspendetag ist schlecht für Freibadfans, aber optimal für Blutspendedienste. „Das ist bestes Spendewetter. Die Leute können ihren Hobbies im Freien nicht nachgehen. Das merken wir massiv“, sagt Daniel Schnell. Er koordiniert die Spendeaktionen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) für das Gebiet rund um Stuttgart, Esslingen und Göppingen. Historisch betrachtet ist die Region von großer Bedeutung: „In Leinfelden war am 14. Januar 1958 die erste Blutspende außerhalb eines Instituts in ganz Baden-Württemberg“, sagt der 39-Jährige.

 

Dass Menschen sich gegenseitig Blut spenden, ist eine wichtige medizinische Errungenschaft. Denn bis heute kann der rote Lebenssaft nicht künstlich hergestellt werden. „Früher sind die Leute einfach verblutet“, sagt Daniel Schnell. In den 1960er Jahren sei noch direkt von Mensch zu Mensch gespendet worden: „Mir hat jemand berichtet, dass er damals von der Polizei abgeholt und ins Krankenhaus gebracht wurde. Dort trennte nur ein Vorhang den Spender vom Empfänger, das Blut lief durch einen Schlauch direkt vom einen zum anderen“, erzählt Schnell. Dem Spender sei anschließend recht schwindelig gewesen – vermutlich sei ein bisschen zu viel abgenommen worden.

Nur drei Prozent der Deutschen gehen spenden

Das kann heute nicht mehr passieren. Wer wann wem wie viel spenden darf, ist genau geregelt. Nicht mehr als 500 Milliliter Blut werden dem Spender entnommen, er muss zwischen 18 und 73 Jahre alt sein, mindestens 50 Kilogramm wiegen, zwölf Stunden zuvor keinen Alkohol getrunken haben und darf als Mann höchstens sechsmal, als Frau bis zu viermal im Jahr spenden. Laut DRK halten zwar 94 Prozent der Deutschen Blutspenden für wichtig, doch nur drei Prozent gehen tatsächlich selbst zum Aderlass. Daniel Schnell vermutet, dass viele Angst vor einer „blutrünstigen Aktion“ haben, was aber überhaupt nicht der Fall sei. „Impfen tut mehr und länger weh“, sagt er. „Wir saugen auch niemanden aus, das Blut läuft einfach raus. Und umfallen tut keiner, denn das Ganze findet im Liegen statt.“ Lieber benennt Daniel Schnell die Vorteile des Blutspendens: Regelmäßige Spender berichten ihm, dass sie keine Infekte mehr bekommen. Und auch Leistungssportler zählten zum regelmäßigen Spenderkreis, um mehr rote Blutkörperchen zu bilden. „Sie finden, dass sie dann mehr Ausdauer haben.“ Außerdem gebe es quasi umsonst einen Gesundheitscheck, da jede Blutkonserve auf Infektionen und Auffälligkeiten getestet werde.

Erste Spende am 18. Geburtstag

Schöne Spende-Geschichten kennt Daniel Schnell aus seiner mehrjährigen Erfahrung viele: Zum Beispiel von einem jungen Mann, der am Tag seines 18. Geburtstages extra nach Plochingen fuhr, um endlich zum ersten Mal Blut spenden zu dürfen. Oder von einem Zwillingspaar, das in Ostfildern immer gemeinsam vorbeikommt, und das schon mehr als hundert Mal. Beeindruckt hat ihn auch eine junge Frau, die zum dritten Mal vorbei kam und trotzdem noch Erstspenderin war. „Sie meinte, beim ersten Mal sei ihre Vene nicht gefunden worden und beim zweiten Mal sei sie vor Aufregung kollabiert. Aber sie wollte es unbedingt wieder versuchen.“ Beim dritten Mal habe es dann geklappt – obwohl die junge Dame hinterher erneut umgekippt sei. Doch wiederkommen wollte sie auf jeden Fall, erzählt Schnell und lacht.

Wer spontan spenden möchte, kann am Donnerstag, 14. Juni, zwischen 15.30 und 19.30 Uhr nach Musberg in den Bürgersaal, Filderstraße 54, kommen. Personalausweis nicht vergessen.