Die geschulten Mitarbeiterinnen der Krebsberatungsstelle des Evangelischen Diakonieverbandes stehen den Betroffenen nicht nur im Brustkrebsmonat Oktober bei.

Leonberg - Die rosa Schleife steht weltweit als unverkennbares Symbol und hat ein Ziel: Gemeinsam die Sensibilität für Brustkrebs zu stärken. Auch der Brustkrebsmonat Oktober soll auf die Situation von Erkrankten aufmerksam machen. In diesem Zeitraum rücken verstärkt Prävention, Früherkennung und Erforschung von Brustkrebs in den Fokus. Im Landkreis Böblingen unterhält der Evangelische Diakonieverband eine ambulante Krebsberatungsstelle. Zur Hauptstelle in Böblingen gehören außerdem die beiden Außenstellen in Herrenberg und in Leonberg.

 

„Wir wollen nicht nur im Oktober den Betroffenen zeigen, dass wir für sie da sind“, sagt Susanne Maier. Die Fachbereichsleiterin der ambulanten Krebsberatung und Bezirksgeschäftsführerin im Haus der Diakonie in Leonberg macht darauf aufmerksam, dass im Kreis Böblingen rund 800 bis 1000 Menschen pro Jahr an Krebs erkranken, davon sind 30 Prozent Brustkrebs-Patienten. „Und auch Männer können an Brustkrebs erkranken“, sagt Susanne Maier und nennt einen Anteil von einem Prozent. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts in Berlin erhalten in Deutschland jährlich etwa 69 700 Frauen und 750 Männer diese Diagnose.

Auch Männer können an Brustkrebs erkranken

Im Evangelischen Diakonieverband können die Betroffenen die Hilfe von Psychologinnen und Sozialpädagoginnen in Anspruch nehmen. „Wir unterstützen an Krebs erkrankte Menschen und auch deren Angehörige in allen Phasen während und auch nach einer Erkrankung“, sagt die Sozialpädagogin Melanie Becker, die in Leonberg tätig ist. Dabei sei der Aspekt der Regionalität ein sehr wichtiger. „Nicht jeder Erkrankte, der vielleicht gerade die Chemotherapie durchmacht, ist so mobil und kann nach Böblingen fahren, deshalb bieten wir auch Hausbesuche an oder begleiten Menschen in palliativen Situationen.“

In Krisensituationen unterstützen

Eine der häufigsten Diagnosen, mit der sich Ratsuchende an die ambulante Krebsberatungsstelle wenden, ist tatsächlich der Brustkrebs. „Bei Frauen ist das die häufigste Krebsart überhaupt. Wenn sie rechtzeitig erkannt und behandelt wird, sind die meisten Erkrankungen heilbar“, sagt Susanne Maier und verweist auf die Möglichkeit der Krebsvorsorge der Früherkennung sowie die gezielten Behandlungsmethoden.

Ein Patentrezept, wie Betroffene damit umgehen können, wenn sie die niederschmetternde Diagnose bekommen, gibt es allerdings nicht. Melanie Becker geht auf jeden Menschen individuell ein, hört sich erst einmal dessen Geschichte und Lebenssituation an. Und die können unterschiedlicher nicht sein.

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Es gibt junge Frauen, die erwerbstätig sind und nicht wissen, wie es nach dieser Erkrankung im Job weitergeht. Es gibt Frauen mit kleinen Kindern, die kein unterstützendes familiäres Umfeld haben. Es gibt Frauen um die 50 Jahre, die ihren Beruf aufgeben müssen und als Frührentnerin in ein psychisches Loch fallen.

„In manchen Familien fällt im Krankheitsfall der Haupternährer weg, was zu großen finanziellen Nöten führen kann“, weiß die Sozialpädagogin, deren Aufgabe es ist, zu informieren, Orientierung zu geben, im sozialrechtlichen Themenbereich unter die Arme zu greifen und auch bei psychischen Belastungen und in Krisensituationen zu unterstützen. Bei Bedarf vermitteln sie und ihre Kolleginnen die Betroffenen an weitere Fachstellen.

Viele Fragen kommen auf

Wichtig sei, dass die Patientinnen vor allem nach der stationären Behandlung und nach der Reha – wo sie zunächst wichtige Unterstützung erfahren – eine Anlaufstelle haben. „In der Regel kommen ein halbes Jahr nach einer Chemo- oder Strahlentherapie viele Fragen auf, dann können sie sich an uns wenden“, erzählt Susanne Maier. Einer bestimmten Religionsgemeinschaft müssten die Betroffenen nicht angehören. „Wir sind für alle Menschen offen“, sagt die Fachbereichsleiterin.

Und nicht nur für die Krebspatienten dreht sich plötzlich der Alltag nur noch um die Krankheit. Auch für die Angehörigen – Ehepartner oder Partner, Kinder, Eltern, Verwandte oder enge Freunde – ist das eine schwere Belastung. Da ist die Angst vor der lebensbedrohlichen Erkrankung, die Unsicherheit, was in diesem Ausnahmezustand jetzt wichtig oder notwendig ist, oder auch eine gewisse Hilflosigkeit, die Last nicht abnehmen zu können. „Mit unseren Angeboten wollen wir für die Erkrankten und ihre Mitbetroffenen die Lebensqualität erhöhen“, sagt Susanne Maier.

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Die ambulante Krebsberatungsstelle des Evangelischen Diakonieverbandes kann relativ schnell Termine anbieten. „Ein Rückruf erfolgt innerhalb von zwei Tagen, ein Ersttermin je nach Dringlichkeit innerhalb von zwei Wochen, denn oft müssen im sozialrechtlichen Bereich Fristen eingehalten werden, da ist rasches Handeln erforderlich“, sagt die Fachbereichsleiterin.

Das Haus der Diakonie Leonberg befindet sich in der Agnes-Miegel-Straße 5 und ist unter der Rufnummer 0 71 52 / 3 32 94 00 zu erreichen. Termine gibt es nach Vereinbarung. Bei Bedarf auch per Telefon und Video-Chat. Auch Hausbesuche sind möglich.