Der HdM-Student Michael Hering und sein Freund Thomas Warbeck sind zwei Monate lang quer durch die USA geradelt. Von ihren Erlebnissen berichten die beiden jungen Männer in ihrem Blog www.wildridewest.blogspot.de.

Vaihingen Am 1. März sind die beiden jungen Männer auf der Brooklyn Bridge in New York gestartet. Auf ihrer 60 Tage langen Tour durchquerten sie 19 Staaten. Ende April kamen sie an ihrem Ziel, der Golden Gate Bridge in San Francisco an.
Herr Hering, Sie sind zusammen mit einem Freund in 60 Tagen von New York nach San Francisco geradelt. War die Reise denn so, wie Sie sich diese vorgestellt hatten?
Auf einer Reise, bei der man täglich neue Landschaften sieht, jeden Tag andere Menschen trifft und vor allem sich komplett abseits des touristischen Massengeschäftes bewegt, dann hat man keine konkreten Vorstellungen oder Erwartungen. Man fängt einfach an zu fahren und freut sich jeden Tag über landschaftliche Details, menschliche Begegnungen und das ein oder andere Tier, das man noch nie zuvor gesehen hat.

Gab es Zwischenfälle?
Es gab natürlich einige Vorfälle, die nicht geplant waren und uns teilweise ein bis zwei Tage Verzögerung einbrachten. Aber wir hatten genügend zeitlichen Puffer, um dennoch einen Tag vor dem Plan in San Francisco anzukommen.

Was war denn die größte Herausforderung auf der insgesamt rund 7100 Kilometer langen Strecke?
Es war teilweise eine Herausforderung, weiter zu fahren – aber nicht, weil wir keine Lust zum weiterfahren hatten, sondern weil es unterwegs so viel zu sehen gab, was wir gar nicht alles mitnehmen konnten. Selbst eine Reise über ein Jahr würde nicht langweilig werden und selbst dann wird man nicht genug Zeit für alle Sehenswürdigkeiten haben.

Gab es Pannen oder gar einen Moment, in dem Sie ans Aufgeben gedacht haben?
Aufgeben war nie eine Option. Es gab natürlich technische Defekte am Rad, die wir meist selbst beheben konnten. Alles wofür Spezialwerkzeug notwendig war, haben wir entweder in Fahrradwerkstätten machen lassen oder es gab hilfsbereite Menschen mit einer großen Werkstatt, die uns ausgeholfen haben.

Die Bilder von der Reise, die in Ihrem Blog www.wildridewest.blogspot.de zu sehen sind, sind beeindruckend. Welcher Anblick wird Ihnen denn besonders in Erinnerung bleiben?
Besonders beeindruckt hat mich während der Fahrt, wie sich die Landschaft ändert, wie sie sich am Betrachter vorbei bewegt und sich dabei Hintergrund und Vordergrund zueinander verschieben und man dadurch erst die teilweise gigantischen Ausmaße der Landschaftsformen erfährt. So etwas lässt sich auf Fotos nicht festhalten, denn es ist ein Eindruck, der erst durch Bewegung entsteht. Zum Beispiel wenn ich durch einen Urwald von 100 Meter hohen Mammutbäumen fahre und sehe, wie die Wipfel über mir nur ganz langsam weiterziehen. Selten gelingt es mir mit der Kamera die Schönheit einer Szene so einzufangen, wie ich sie wahrnehme. Für mich ist das Bild dann nur eine Gedankenstütze an die Erinnerung. Für den Betrachter, der nicht vor Ort war, sieht es trotzdem atemberaubend aus.

Sie und Ihr Freund hatten sich fest vorgenommen, auf Ihrer Reise durch die USA mit vielen Menschen ins Gespräch zu kommen. Ist daraus auch die ein oder andere Freundschaft entstanden?
Ja, wir haben eine relativ lange Liste mit Kontaktdaten von fast allen, die wir unterwegs getroffen haben. Sicherlich werden wir auch mit einigen Menschen länger in Kontakt bleiben, vor allem mit denen, die sowieso eine Deutschlandreise geplant hatten und durch uns nun noch einen weiteren Grund zur Reise haben.

Wie erfolgreich war denn Ihr Blog? Wird es diesen auch weiterhin geben?
Ich plane, den Blog für den zweiten Teil meiner Reise weiterzuführen, doch durch einen technischen Defekt gab es seit unserer Ankunft keine Updates mehr.

Ihr Freund ist bereits wieder nach Deutschland geflogen. Doch für Sie ist das Abenteuer noch nicht beendet, oder?
Im September beginnt für mich ein Austauschsemester an einer Partneruniversität der HdM in Toronto. Ich werde mit dem Fahrrad bis dahin zurückfahren und will auch die letzten Kilometer zurück nach New York radeln und den Kreis schließen.

Haben Sie denn nicht auch mal die Nase voll vom Radfahren?
Ich bin gerade ziemlich erkältet, die Nase ist ständig voll. Das macht das Radfahren nicht leichter, ich muss mich schonen und fahre nur etwa 100 Kilometer am Tag.

Nach all den Wochen und Monaten in den USA, vermissen Sie nicht so langsam Ihre Familie und Ihre Freunde in Deutschland?
Ich hab natürlich mit vielen Leuten über Mail und Skype Kontakt. Ansonsten erlebt man auf einer solchen Reise jeden Tag so viel und muss abends die Eindrücke verarbeiten, dass Heimweh nicht aufkommt.