„Wie kann es sein, dass uns mit dem Argument der Nachhaltigkeit der Zugang zu Energie verweigert wird?“, fragt bei der Vorstellung der Studie ein aufgebrachter Vertreter eines afrikanischen Staates. 1,3 Milliarden Menschen weltweit haben derzeit keinen Zugang zu Elektrizität. Das würde sich aber auch nicht vollständig ändern, wenn es nur der Markt richten würde – selbst dann bliebe schätzungsweise mehr als 300 Millionen Menschen der Zugang verwehrt. Im „Symphonie“-Modell wären es sogar 530 Millionen. Der Grund für die unterschiedlichen Effekte ist, dass im freien Marktszenario die Wirtschaft viel stärker wächst als im staatlich dirigierten. Für Karl Rose, den Studiendirektor des Weltenergierates, ist aber noch ein anderes Ergebnis wesentlich: die regionalen Unterschiede. „Wir glauben viel zu oft, dass die Welt eine Einheit ist, und suchen allgemeingültige Lösungen“, beobachtet er. Doch die Realität sei eine andere. Eine der massivsten Energiewenden hat beispielsweise Island erlebt, wo schon die Ölkrise in den 1970er Jahren zu einem Umlenken geführt hat. Die naheliegende Lösung im Land der Vulkane und Geysire hieß Geothermie. Heute deckt der Inselstaat 80 Prozent seines Energiebedarfs mit Wasser und Erdwärme. Strom kostet dort 80 Prozent weniger als Benzin, wie der Leiter der Energiebehörde, Gudni Jóhannesson, berichtet, der in Daegu den langfristigen Nutzen erneuerbarer Energiesysteme beschwört. Jóhannessons Forderung, im Zweifel energieintensive Industrien dorthin ziehen zu lassen, wo Energie umweltfreundlich und günstig zu produzieren ist, will jedoch keiner so recht hören.

 

Japans Antwort auf die Energiefrage ist die Atomkraft

Ganz anders ist die Ausgangslage in Japan, wo die Katastrophe im Atomkraftwerk Fukushima das Energiesystem in Frage gestellt hat. Der Chef des Energieversorgers Kepco, Makoto Yagi, entschuldigt sich gleich mehrfach beim Publikum für die – wie er sagt – „Unannehmlichkeiten“, die durch den Unfall entstanden (auch wenn der Meiler seinem Konkurrenten Tepco gehört); Japans Antwort auf die Energiefrage bleibt jedoch die Atomkraft. Dem dicht besiedelten Inselstaat bleiben auch kaum Alternativen: Er verfügt nicht über eigene Rohstoffe, und Stromleitungen oder Gaspipelines zu anderen Ländern gibt es auch nicht.

„Wir sollten von der Vorstellung Abstand nehmen, dass wir wissen , was richtig ist für die Welt“, sagt denn auch der Eon-Manager Birnbaum. „Lasst jede Region die richtige Lösung finden, die passt und bezahlbar ist.“