Am 8. August, dem Weltkatzentag, sollen die Samtpfoten in den Mittelpunkt gerückt werden. Das tut Not, denn die Katzenhilfe Stuttgart hat derzeit besonders viele Tiere zu vermitteln. Das hat mehrere Gründe.

Stadtleben und Stadtkultur : Alexandra Kratz (atz)

Fünf kleine Katzenbabys wuseln derzeit durch Bärbel Scheib-Wanners Wohnung. Als sie zu ihr kamen, waren sie gerade einmal eine Woche. Die Tierliebhaberin hat sie mit der Flasche großgezogen. Nun sollen sie in liebevolle Hände vermittelt werden. Doch das ist nicht einfach, denn es gibt derzeit sehr viele Katzen, die ein neues Zuhause suchen.

 

Bärbel Scheib-Wanner ist die Vorsitzende der Katzenhilfe Stuttgart und kennt die Gründe dafür nur zu gut. Der Verein kämpft seit vielen Jahren für eine Kastrationspflicht – bisher ohne Erfolg. Das führt dazu, dass sich die Katzen unkontrolliert vermehren. Das betrifft vor allem die Streuner draußen. Die Mitglieder der Katzenhilfe fangen sie ein, bringen sie zum Tierarzt, lassen sie untersuchen und kastrieren. Die meisten Tiere sollen danach vermittelt werden. Bis das passende Zuhause gefunden ist, kommen sie bei Mitgliedern des Vereins unter, den sogenannten Pflegestellen. Manchmal hätten die Streuner aber auch schon so lange draußen gelebt, dass sie sich nicht mehr zähmen lassen, sagt Bärbel Scheib-Wanner. Für diese Tiere richtet die Katzenhilfe Futterstellen ein. Hinzu kommen seit einiger Zeit die Folgen von Corona. Während der Pandemie hätten sich viele Menschen ein Tier zugelegt. Jetzt melden sich einige von ihnen bei der Katzenhilfe. „Manche haben plötzlich eine Allergie gegen das Tier. Andere geben ganz offen zu, dass sie nun wieder vermehrt ins Geschäft gehen würden und darum keine Zeit mehr haben“, erzählt Bärbel Scheib-Wanner.

Manchen fällt das Haustier schon nach kurzer Zeit zur Last

Scharfe Kritik übt Bärbel Scheib-Wanner am immer weiter zunehmenden Internetgeschäft. Sie kann nicht verstehen, wie Menschen Tiere bei Ebay verkaufen oder kaufen können. „Die Katzen werden dort wie Waren gehandelt“, sagt sie. Nur selten seien verantwortungsvolle Züchter die Anbieter. Viele würden nur schnelles Geld machen wollen. Und sie würden auch nicht kontrollieren, in was für ein Heim die Tiere kommen. „Häufig fallen sie ihren neuen Besitzern dann schnell zur Last und diese werden dann bei uns vorstellig“, so die Erfahrung der Tierliebhaberin.

Die Auswirkungen der gestiegenen Kosten

Zuletzt hatte die Katzenhilfe auch einige Tiere aus der Ukraine. Meistens sind es Hauskatzen, die von ihren Besitzern zurückgelassen und später von Tierschutzorganisationen eingesammelt wurden. Einige der Geflohenen haben ihre Haustiere auch mitgebracht, können sie hier aber nicht weiter versorgen.

Ein weiterer Grund für die vermehrten Anfragen bei der Katzenhilfe seien die gestiegenen Kosten in nahezu allen Lebensbereichen. Manche Leute wüssten nicht mehr, wie sie selbst über die Runden kommen sollen, sagt Bärbel Scheib-Wanner. Und dabei gelte es zu bedenken, dass auch die Preise für Futter und Streu gestiegen seien. Das Katzenfutter beim Discounter habe vor einem Jahr 35 Cent gekostet, jetzt seien es 55 Cent, nennt sie ein Beispiel.

Das trifft freilich auch die Katzenhilfe als Verein. Er muss derzeit mehr Tiere denn je aufnehmen und hat gleichzeitig höhere Kosten. Zum Glück sei die Spendenbereitschaft nach wie vor hoch, sagt Bärbel Scheib-Wanner. „Es gibt Menschen, die wollen sich gerne engagieren, können bei sich aber keine Pflegestelle einrichten. Die spenden uns dann Geld.“ Hätte Bärbel Scheib-Wanner zum Weltkatzentag am 8. August einen Wunsch frei, „dann würde ich mir wünschen, dass wir einmal ausverkauft sind und keine Katzen zum vermitteln haben“. Aber das werde wohl nie passieren, so ihr Fazit.