Eine tote Maus auf der Fußmatte ist also ein Geschenk. Doch was bedeutet ein Mäusedarm im Wohnzimmer? Wie soll ich es deuten, wenn meine Katze die bereits verdaute Maus sanft neben meinem Kopfkissen ablegt. Und was ist davon zu halten, wenn sie es bevorzugt, die Beute lebend nach Hause zu bringen, um nach Herzenslust mit ihr zu spielen? Gerne um drei Uhr nachts, gerne im Badezimmer, gerne zwischen den frisch gewaschenen Handtüchern – dort, wo man es am wenigsten braucht? Klingt ekelhaft, ist aber mein täglich Brot. Ist all das wirklich ein Liebesbeweis oder nur Bosheit? Ich tippe auf Letzteres, schließlich putzt sich meine Katze auch demonstrativ den Hintern, sobald ich nur an Nahrung denke. Liebkosungen der Katze wirken nicht mehr ganz so süß, wenn man weiß, wo ihre Zunge zuvor war. Im Angebot: ihr eigenes Hinterteil oder eine ausgeweidete Maus. Das alles schmälert die blutdrucksenkende Wirkung einer Katze natürlich spürbar. Manchmal ertappe ich mich bei Mordgedanken. Da hilft dann auch ein beruhigendes Schnurren nicht weiter. Jede quietschende Tür lässt mich inzwischen hektisch nach einem Eimer und einer Zeitung suchen, um die Maus fangen und im Garten aussetzen zu können. Man ist ja schließlich Tierfreund. Da! Da war es wieder! Haben Sie es gehört? Dieses Fiepen. Das muss eine Maus sein. Ganz sicher! Ist denn schon wieder drei Uhr?