Der Weltklimarat präsentiert seinen neuen Bericht: Ob das Ziel der Vereinten Nationen erreicht werden kann, den Temperaturanstieg auf zwei Grad zu begrenzen, erscheint fraglich. Zur gegenwärtigen „Pause“ im Temperaturanstieg äußert er sich verhalten.

Stuttgart - Der Weltklimarat unterstreicht das Ergebnis seines letzten Berichts vor sechs Jahren: Seit Mitte des 20. Jahrhunderts würden die Temperaturen in einer beispiellosen Weise steigen und es sei „extrem wahrscheinlich“, dass der Mensch die entscheidende treibende Kraft dafür sei. Hunderte Klimaforscher und die Delegationen von 195 beteiligten Staaten senken mit dieser Formulierung die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich in diesem Punkt irren, von zehn auf fünf Prozent ab. Sie haben die politisch relevante Zusammenfassung des Weltklimaberichts in der Nacht zum Freitag nach langwierigen Verhandlungen verabschiedet. „The heat is on“, sagte der UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in einem Grußwort. Nun müsse gehandelt werden.

 

Einen kritischen Punkt, um den lange gerungen wurde, erwähnt der Weltklimarat nicht: Seit dem ungewöhnlich warmen Jahr 1998 sind die Temperaturen kaum gestiegen, so dass man von einer „Pause“ des Klimawandels spricht. Der englische Fachbegriff für die Pause, „hiatus“, kommt in der 36-seitigen Zusammenfassung nicht vor. Auch der Umweltphysiker Thomas Stocker von der Universität Bern, einer der Hauptautoren des Berichts, geht am Freitag in seiner Präsentation in Stockholm darauf nicht ein. Er hebt vielmehr hervor, dass das vergangene Jahrzehnt dennoch das wärmste war seit 1850. Auf Nachfrage erläutert er, dass es bisher zu wenig Forschung dazu gebe, um die Pause zu erklären. Eine Möglichkeit sei, dass die zusätzliche Energie durch den Treibhauseffekt in den Tiefen der Ozeane gespeichert werde. Doch dort sei bisher nur selten nachgemessen worden.

Eine Änderung zum letzten Bericht sind neue Computermodelle, mit denen das Klima der Zukunft simuliert wird. Sie berücksichtigen erstmals mögliche Maßnahmen zum Klimaschutz. Ein Szenario, das mit dem Kürzel RCP 2.6 bezeichnet wird, geht von sehr ehrgeizigen politischen Zielen aus. Sollten diese Ziele erreicht werden, sieht der Weltklimarat eine gute Chance, dass der Temperaturanstieg zwei Grad nicht übersteigt. Zu diesem Ziel haben sich die Vereinten Nationen verpflichtet. In allen anderen Szenarien liegt die Wahrscheinlichkeit jedoch bei mehr als 50 Prozent, dass das Ziel in diesem Jahrhundert verfehlt wird. In dem Szenario mit dem größten Klimaeffekt durch Treibhausgase, RCP 8.5 genannt, rechnet der Weltklimarat mit einer weiteren Erwärmung um rund 3,7 Grad. Seit Beginn der Industrialisierung sind die Temperaturen weltweit bereits um etwa 0,8 Grad gestiegen. Der Weltklimarat rechnet auch damit, dass der Meeresspiegel schneller ansteigen wird als in den vergangenen Jahren.

Alternativen Erklärungen für den Klimawandel erteilt der Weltklimarat eine Absage. Es sei zwar möglich, dass der elfjährige Zyklus der Sonnenaktivität zu kleineren Schwankungen im Klima führe, heißt es in der Zusammenfassung. Doch weder die Sonnenstrahlung noch Strahlung aus dem Weltraum beeinflussten das Klima in erkennbarer Weise.