Der Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg hat den Blindgänger im Feuerbacher Tal am Samstag in rund zwei Stunden entschärft. Der Zünder war nach Angabe der Experten einfach zu entschärfen.

Gespenstisch ruhig ist es am Samstagmorgen gegen neun Uhr am Rande des Feuerbacher Tals. Die Anwohner haben ihre Häuser verlassen. Die meisten Rollläden sind heruntergelassen. Der öffentliche Nahverkehr ruht, und Spaziergänger sowie Autofahrer werden angewiesen, umzukehren. Grund für die Evakuierung des Gebiets mit einem Radius von rund 500 Metern ist der Fund einer Fliegerbombe aus dem zweiten Weltkrieg auf dem Gelände des Vereins für Hundesport. Der metallene Riese wiegt rund 250 Kilogramm und wurde bei routinemäßigen Blindgängersuchen im Januar gefunden. „Er hätte eine Sprengkraft von rund 10 Metern gehabt“, erklärt Experte Christoph Rottner vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg, der mit seinem Kollegen am Samstag gegen 10.15 Uhr mit der Entschärfung der Bombe beginnt.

 

Bevor die Experten das explosive Fundstück genauer untersuchen, stellen die Polizeibeamten sicher, dass alle Anwohner aus ihren Häusern gegangen sind. Dafür gehen die Beamten, etwa 80 sind an diesem Tag im Einsatz, von Haus zu Haus, klingeln und fordern die Anwohner auf, zu gehen. „Wenn jemand nicht geht, haben wir theoretisch das Recht, die Personen zu verweisen,“ so der Pressesprecher der Polizei, Timo Brenner. „Es liegt dann eine Selbstgefährdung vor“, erklärt er weiter. So weit kommt es bei der Räumung des Gebietes mit rund 170 Anwohnern aber nicht. Alle Anwohner sind bereits weg oder gehen zügig, nachdem die Beamten geklingelt haben.

Um 10.15 Uhr übernimmt der Kampfmittelbeseitigungsdienst

„Wir gehen einkaufen“, sagt eine Anwohnerin, die sich mit ihren beiden Nachbarinnen auf der Straße unterhält, bevor sie das Gebiet verlassen. Die beiden Nachbarinnen fahren zu Bekannten. Von der Entschärfung erfahren haben die drei zuerst von Bekannten. Den Zettel der Stadt fanden sie erst später im Briefkasten, berichten sie kritisch. Sorgen haben sie sich dennoch keine gemacht. „Nur gestern Abend habe ich kurz darüber nachgedacht, was ist, wenn da was schiefgeht“, so eine Anwohnerin. Und die Nachbarin macht sich Sorgen um die älteren Anwohner, die kein Internet haben und nicht selbst aus dem Haus können.

Dass diese Sorge unbegründet ist, zeigt der weitere Verlauf des Vormittags. Ein Stück weiter fährt gerade das Rote Kreuz mit zwei Fahrzeugen vor, um zwei älteren Anwohnerinnen aus ihren Häusern zu helfen und sie ins Pflegeheim beziehungsweise zu Verwandten zu bringen. „Die Stadt hat das super organisiert, ich habe da angerufen, zehn Minuten später hat man mir zugesichert, dass man meine Mutter abholt“, so die Tochter der 97-jährigen Seniorin.

Sobald alle Anwohner dann gegen 10.15 Uhr ihre Häuser geräumt haben und der angrenzende Wald, der mit Drohnen überflogen wurde, frei ist, übernimmt der Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg. Nach rund einer Stunde ist das Werk vollbracht und die Bombe ist entschärft. „Es handelte sich um einen Standardzünder. Die Bombe war deshalb einfach zu entschärfen. Nur die Kappe des Zünders hat gefehlt“, berichtet die Mitarbeiterin, die der Bombe ihre Sprengkraft genommen hat. „Man musste hier nur mit einer Rohrzange drehen“, ergänzt ihr Kollege Christoph Rottner und zeigt auf den oberen Teil des Zünders.

Gut möglich, dass man hier noch weitere Bomben findet

Die Kappe sei wohl, so der Experte, beim Eintreten in den felsigen Boden kaputtgegangen. Außerdem vermutet der Fachmann Christoph Rottner nach der Bergung, dass die Bombe zwar ein amerikanisches Fabrikat sei, jedoch gegebenenfalls von britischen Flugzeugen abgeworfen wurde. Doch egal, wer die Sprengladung geworfen hat, explodiert ist der Blindgänger nicht. Und so geht es für den 250 Kilogramm schweren Koloss nun in einen Bunker des Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg. Hier wird der Blindgänger gelagert, bevor er dann schließlich vernichtet wird.

Dass dies für die Experten der letzte Einsatz im Feuerbacher Tal war, glauben sie übrigens nicht. Es sei gut möglich, dass man hier noch weitere Bomben finden werde, erklärt Christoph Rottner.