Weltmeister Guido Buchwald zeigt sich negativ überrascht vom Auftritt der deutschen Nationalmannschaft gegen Mexiko. Was er personell verändern würde, und warum er trotzdem an die Mannschaft von Joachim Löw glaubt.

Moskau - Guido Buchwald, der Weltmeister von 1990, würde im zweiten Gruppenspiel Marco Reus eine Chance von Anfang an geben. Im Interview erklärt er, was er im WM-Auftaktspiel gegen Mexiko vermisst hat und was er anders machen würde.

 
Herr Buchwald, muss man sich nach der Niederlage gegen Mexiko Sorgen um den Titelverteidiger machen?
Man muss das Spiel sicher erst einmal sacken lassen und in Ruhe analysieren. Aber ich bin – wie Sie und sicher viele andere auch – einigermaßen negativ überrascht von dieser Leistung.
Was missfiel Ihnen am meisten?
Die Raumaufteilung im Mittelfeld hat überhaupt nicht gestimmt. Mexiko konnte immer relativ leicht von hinten heraus spielen und mit hohem Tempo auf unsere Abwehrspieler zulaufen. Die konnten am allerwenigsten dafür, dass es im deutschen Strafraum teilweise vogelwild zuging.
Dass Mexiko aggressiv zur Sache geht und schnell kontert, dürfte den Bundestrainer aber nicht überrascht haben.
Ich hatte den Eindruck, so mancher Spieler ging die Sache zu sorglos an. In der Körpersprache hat mir der letzte Wille, der letzte Biss gefehlt. Unsere Angreifer wurden oftmals mit einer einfachen Finte ausgespielt, Druck auf den ballführenden Spieler wurde kaum aufgebaut. Das muss man wollen – leider hat man es vor allem in der ersten Halbzeit so gut wie gar nicht gesehen.
Eine ganz schön lange Mängelliste.
Dribblings, intelligente Pässe in die Nahtstelle – auch das habe ich vermisst. Ja, es lag schon einiges im Argen. Kaum jemand hat Normalform erreicht.
Und nun? Gegen Schweden wird es auch nicht leicht. Was würden Sie ändern?
Grundsätzlich war Mexiko schon der stärkste Gegner in der Gruppe. Schweden könnte unangenehm werden, eine defensivstarke Mannschaft. Marco Reus hat sich für die Startelf aufgedrängt, mit ihm kam mehr Schwung ins Spiel. Aber wer weiß: Vielleicht gibt der Bundestrainer seiner Startelf auch eine zweite Chance.
Den Schwung eines Auftaktsieges – wie bei Ihnen 1990 – kann die Mannschaft jedenfalls nicht mehr mitnehmen.
Ja, aber deswegen ist noch lang nicht aller Tage Abend. In der Mannschaft steckt so viel Erfahrung und Qualität. Ich bin überzeugt, dass sie die Kurve kriegt.