Nach über drei Monaten Zwangspause in Costa Rica haben Silke und Ulrich Lechler aus Stuttgart-Schönberg ihre Weltreise auf ungewöhnliche Weise fortgesetzt.

Sport: David Scheu (dsc)

Stuttgart - Irgendwann wollten sie nicht mehr warten. 145 Tage hingen die Weltreisenden Silke und Ulrich Lechler aus Stuttgart-Schönberg in Costa Rica fest, eine Weiterreise auf dem Landweg war angesichts der Grenzschließungen infolge der Corona-Pandemie nicht absehbar (wir berichteten). Die Lösung brachte der „Juice Express“: Mit dem 100 Meter langen Fruchtsaft-Tanker verschifften die beiden ihr Wohnmobil quer durch die Karibik und den Golf von Mexiko bis nach Florida.

 

Die Lechlers selbst flogen ihrem Wohnmobil in die USA hinterher: Von San José in Costa Rica ging’s erst nach Houston in Texas und von dort weiter nach Tampa, die drittgrößte Stadt Floridas. Alles im Zeichen der Corona-Pandemie in menschenleeren Terminals. „Auf dem Flughafen in Costa Rica war es gespenstisch“, sagt Ulrich Lechler.

Kein Zimmerservice im Hotel in Florida

Geplant war die Reise ursprünglich ganz anders: Im Oktober 2019 war das Ehepaar zur Weltreise aufgebrochen, von Argentinien sollte es die Panamericana bis nach Alaska hochgehen. Dann kam im März 2020 auf halber Strecke das Coronavirus dazwischen. Die Grenzen wurden dicht gemacht, die Lechlers mussten sich in Costa Rica einquartieren. Das 14 Quadratmeter große Wohnmobil wurde das neue Zuhause. „Wir sind selbst erstaunt, wie gut das klappt“, sagt Ulrich Lechler, „ein Lagerkoller ist nicht eingetreten“. Wohl auch, weil in Costa Rica sukzessive etwas Normalität einkehrte: Die Strände öffneten zumindest von 5 bis 8 Uhr morgens wieder, auch das Land mit seinen Bergregionen und Karibikstränden konnten die Lechlers von Juni an bereisen. „Wir hatten eine wunderschöne Zeit in diesem fantastischen Land und haben jeden Tag genossen. Alle Menschen sind uns sehr freundlich begegnet“, sagt Ulrich Lechler.

Inzwischen ist das Ehepaar samt Wohnmobil in Florida angekommen, das besonders stark vom Coronavirus betroffen ist. „Das merkt man im Alltag“, sagt Lechler, „die Stadt Tempa ist sehr leer, viele Einrichtungen haben geschlossen“. Im Fernsehen werde fast ausschließlich über das Virus berichtet, selbst der Zimmerservice im Hotel sei ausgesetzt. „Aber auf Nachfrage wird man mit allen notwendigen Dingen wie Handtüchern versorgt“, sagt Lechler.

Das Ziel: Alaska im Jahr 2021

Und wie geht die improvisierte Weltreise jetzt weiter? Ein grober Plan steht zumindest: Bis November wollen die Lechlers die USA in Richtung Westen bis Nevada durchqueren und dort das Wohnmobil in Las Vegas lagern. Dann soll es für einige Wochen zurück nach Deutschland gehen: Die Reisepässe müssen erneuert werden, vor allem aber wird ihr erstes Enkelkind gegen Jahresende erwartet. Für Mitte Januar ist dann der Rückflug nach Las Vegas anvisiert, um die Tour wie ursprünglich geplant durch Kanada bis nach Alaska zu Ende zu bringen. „Im Herbst 2021 sind wir dann wahrscheinlich wieder zurück in Europa“, sagt Lechler. Es wäre dann eine fast zweijährige Reise der etwas anderen Art.