Robin Schoeller wollte ursprünglich nur zwei Jahre das Remstal verlassen – nun lebt er seit 2004 in den USA und ist eine der großen deutschen Hoffnungen auf eine Medaille bei der Reit-WM.

Tryon - Die Schwaben in Amerika sind ein Kapitel für sich. Alles können sie schaffen, können zu höchsten Höhen aufsteigen, sich aufschwingen vom Tellerwäscher zum Millionär – eines aber schaffen sie nie und nimmer: Das Schwäbisch bleibt die Grundfärbung ihrer Sprache, vermischt mit dem Sound des Amerikanischen. Prompt kontert Robin Schoeller (42) die Begrüßungsfrage „Können Sie noch Schwäbisch?“ mit heftigem Kopfnicken: „Klar, i schwätz‘ no Schwäbisch!“ Dabei lebt er seit 2004 im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und sagt von sich selbst: „Ich glaube fest an den amerikanischen Traum, dass jeder durch harte Arbeit etwas erreichen kann. Diesen Traum gibt es immer noch. Und er kann wahr werden.“

 

Die Karriere fängt erst richtig an

Schöller hat aus kleinen Anfängen als Hobbyreiter aus dem Remstal – Jugend in und Familie aus Beutelsbach – vieles erreicht und sieht sich noch lange nicht am Ende. Die Chance ist groß, dass seine Karriere in dieser Woche erst so richtig anfängt. „Ich besitze die deutsche und die amerikanische Staatsbürgerschaft, aber ich habe mich entschlossen, für mein Vaterland zu starten.“ Dabei hätten ihn die US-Cowboys liebend gerne in ihrem Team gehabt, um bei der Weltmeisterschaft im eigenen Land so gut abzuschneiden wie nur irgend möglich.

Schoeller sagt: „Im Westernreiten waren die Amerikaner viele Jahre führend, haben viele Jahre bei den Weltmeisterschaften dominiert. Aber andere Länder holen auf, etwa die Brasilianer, die Belgier – nicht zuletzt wir Deutschen.“ Sein Traum von einer Medaille ist kein Hirngespinst. In dieser Woche geht es in Tyron (North Carolina) um Mannschafts- und Einzeltitel.

Der Zufall verschlägt ihn in die USA

Wie so oft hat auch im Leben von Robin Schoeller der Zufall vieles gelenkt. Als Bub kam er zu den Pferden, wurde Voltigierer, wollte zunächst auf dem klassischen Weg Pferdewirt mit Schwerpunkt Zucht und Haltung werden. Dann traf er Westernreiter, im Rheinland und im bayerischen Vaterstetten. Schließlich holte ihn Volker Schmidt, der führende deutsche Westernreiter zu sich, vertraute ihm seine Pferde an. Auf einer Westernshow im bayerischen Kreuth begegnete er Shawn Flarida – lebende Legende im sogenannten Reining, vereinfacht ausgedrückt: der Dressur der Cowboys. Die Lektionen sind der praktischen Arbeit mit den Rinderherden in den endlosen Weiten der Prärie entlehnt.

2004 bekam Robin Schoeller von Shawn Flarida das einmalige Angebot, in die Staaten zu kommen, um bei ihm und für ihn zu arbeiten. „Er hat mir viele Pferde anvertraut, die sich in Wettkämpfen auf den großen Schauen vorgestellt haben.“ Aber eigentlich hatte er nur zwei Jahre in Amerika bleiben wollen, dann heimkehren zu seiner Mutter, den Geschwistern und Verwandten, die im Remstal leben und anderswo in der Region um Stuttgart.

Rückkehr nach Deutschland ist kein Thema mehr

Aber wie das Schicksal so spielt: „Ich habe dann meine Frau kennengelernt, auch eine Westernreiterin, wir haben geheiratet, Kinder bekommen – unser Jüngster kommt im November zur Welt.“ An eine Rückkehr ins Schwäbische war nicht mehr zu denken; Schoellers Mutter lebt mittlerweile auch in Springfield (Ohio). „Dort haben wir Land gekauft, ein Haus gebaut und eine Reitanlage“, berichtet Schoeller. „Wir verdienen unser Geld mit dem Training von Westernreitern und -pferden, natürlich auch mit dem Handel von Pferden.“

Robin Schoeller schaut versonnen vor sich hin und sagt: „Ich bin 2004 nur mit einer Sporttasche in die USA gekommen – jetzt reite ich bei der WM. Das war mein Traum, aber ich hätte es mir nicht träumen lassen, dass er auch eines Tages wahr wird.“ Kaum zu glauben: „Mein Pferd gehört einer Amerikanerin, die dafür bezahlt, dass ich es ausbilde und auf den Shows vorstelle.“ Und was passiert, wenn ein reicher Kunde einen Haufen Geld bietet für das Pferd, das Schicksal vieler Berufsreiter? Da bleibt der bodenständige US-Schwabe ganz sachlich: „Letztlich ist das, was wir da machen, ein Geschäft. Wir leben davon.“