Futsal gilt als die offizielle Variante des Hallenfußballs beim Weltverband Fifa. Darüber entbrennt ein Streit – auch unter den Vereinen in Württemberg.

Stuttgart - Reichlich Spaß hatte die Futsalmannschaft von NAFI Stuttgart am Samstag beim Finalturnier um die Süddeutsche Meisterschaft. Gegen starke Konkurrenz aus Bayern, Baden, Hessen und dem eigenen Verband setzten sich die Stuttgarter nach vier Spielen mit neun Punkten aufgrund des besseren Torverhältnisses knapp durch. Zum dritten Mal nacheinander feierten sie damit den Sieg bei der Süddeutschen Futsalmeisterschaft und gleichzeitig auch die Qualifikation fürs Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft.

 

Ihre Freude hatten auch die Zuschauer in der Sporthalle Stuttgart-Wangen, die technischen Finessen und Tore der teilnehmenden Teams anzuschauen. „Es war schwerer als gedacht, die Gegner hatten sich sehr gut vorbereitet. Aber durch unser gutes taktisches Verhalten haben wir letztlich gewonnen“, sagt der Stuttgarter Teammanager Akin Gümüssü und fügt hinzu: „Futsal macht einfach mehr Spaß als der herkömmliche Hallenfußball.“

Nicht ganz so spaßig finden allerdings viele Verantwortliche von Hallenfußballturnieren den Beschluss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), dass offizielle Verbandsturniere künftig nach Futsalregeln ausgetragen werden sollen. Der DFB folgt damit der Vorgabe des Weltverbandes Fifa. „Es kommt einem so vor, als wenn versucht wird, mit aller Macht etwas durchzusetzen“, sagt zum Beispiel Rainer Ruckh, Fußball-Abteilungsleiter des TSV Waldenbuch.

José Macias, beim Württembergischen Fußballverband (WFV) verantwortlich für Futsal, versucht zu beschwichtigen: „Oft herrscht in den Vereinen einfach Angst vor etwas Neuem. In Ditzingen beispielsweise wurde bereits auf Futsal umgestellt, und die Verantwortlichen waren hochzufrieden.“ Die Sorge der Vereine, dass Futsal bei Fans und Spielern nicht ankommt, hält Macias deshalb für unbegründet. „Die Zuschauerzahl wird sich nicht ändern, nur weil Futsal gespielt wird. Das zeigt das Beispiel Ditzingen.“

Im Juniorenbereich wurde bereits vieles umgestellt. Verbandsturniere werden bereits nach Futsalregeln ausgetragen. Und das Grätschverbot bei Hallenturnieren kommt ebenfalls aus dem Futsal. „Es ist nicht so, dass wir von null auf 100 gehen“, sagt Macias. Bis 2016 sollen die Pläne, die Ende Oktober auf dem DFB-Bundestag in Nürnberg beschlossen wurden, umgesetzt werden. Vor zwei Wochen wurde in einer Sitzung beim WFV zudem die Umstellung auf Futsal bei privat organisierten Jugendturnieren beschlossen. Nicht zuletzt aufgrund von organisatorischen Problemen wie Schiedsrichterschulungen ist der Aktivenbereich wohl zumindest im nächsten Jahr noch außen vor.

Das gilt auch für Turniere mit einem gewissen Stellenwert, zum Beispiel den Mercedes-Junior-Cup in Sindelfingen oder die Sindelfinger Hallenfußballgala, das größte Amateurturnier Deutschlands. Dafür gelten laut Macias Ausnahmeregelungen, die aber noch fixiert werden müssen. Gerd Klauß, Mitorganisator der Hallenfußballgala im Glaspalast, zeigt sich vom „Futsal-hype“ trotzdem genervt: „Das Ganze wird gerade ziemlich hochgekocht. Es muss sich auch erst zeigen, ob das die Zukunft sein soll. Was man aus dem Jugendbereich so hört, ist auch nicht alles das Gelbe vom Ei.“ Trotz aller Skepsis erkennen die Vereine aber auch positive Aspekte im Spiel ohne Bande und mit kleinerem Ball.

„Was mir an Futsal schon gefällt, ist das relativ körperlose Spiel. Dadurch wird viel Dampf rausgenommen“, sagt Rainer Ruckh. Dies verspricht man sich auch beim WFV mit der geplanten Umstellung. „Das Zusammenspiel, das taktische Verhalten und vor allem die Technik haben eine größere Bedeutung als beim Hallenfußball, bei dem mehr gebolzt wird“, sagt Macias.

Laut einer Studie der Universität Frankfurt ermöglicht das Training mit dem Futsalball nachweislich eine Verbesserung der individuellen Technik. Auch Max Meyer, der 18-jährige Senkrechtstarter des FC Schalke 04, ging zu Jugendzeiten beim MSV Duisburg vier Jahre lang parallel ins Futsaltraining: „Das war ganz wichtig für meine heutige Technik.“ Nicht nur für seine: mit Ausnahme des Italieners Fabio Cannavaro haben sämtliche Weltfußballer seit 1996 in ihrer Jugend Futsal gespielt.