Mit Blick auf Washington halten sich die Regierungsoberhäupter in aller Welt mit Kommentaren noch zurück. Aber die Staatsmedien sprechen von Peking bis zum Nahen Osten eine deutliche Sprache.

Stuttgart - Weltweit wird das Wahlrennen in den USA aufmerksam verfolgt – doch Großmächte wie China und Russland hielten sich mit offiziellen Kommentaren zunächst zurück. Der britische Sender BBC sammelte am Mittwoch durch seine Korrespondenten Stimmen.

 

Chinas Medien weisen auf Gefahr sozialer Unruhen hin

In China gilt das Verhältnis zu den USA als gespannt. Und beide Kandidaten – Donald Trump wie Joe Biden – haben klargemacht, in Fragen des wirtschaftlichen Wettbewerbs weiter eine harte Linie gegenüber Peking zu fahren. Vor diesem Hintergrund mag es nicht verwundern, wenn Chinas Staatsmedien die US-Wahlen als „spaltend, angespannt und chaotisch“ bezeichnen, die von „Unruhe, einer Schlammschlacht und Geldgeschäften“ geprägt gewesen seien.

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Die staatliche Agentur Xinhua schreibt: „Viele Medien und Bürger sind besorgt, dass im Falle einer Anfechtung der Wahlergebnisse Chaos und sogar soziale Unruhen ausbrechen könnten.“ Und die „Global Times“ aus Peking schreibt laut BBC: „Spannung und Chaos überschatten den Wahltag.“

In Lateinamerika fragt man nach dem Votum der Exilgemeinde in Florida

In Lateinamerika weisen viele Medien darauf hin, dass in Florida erst die Unterstützung von Amerikanern mit hispanischen Wurzeln den Aufwind für Trump ermöglichte. „Mit Trumps Sieg in Florida werden die Aussichten auf einen demokratischen Triumph beerdigt“, glaubt die brasilianische Zeitung „Folha de São Paulo“.

Dass Trump den Demokraten Biden mit dem Sozialismus in Verbindung gebracht habe, so schreibt ein Kommentator der Zeitung „El Espectador“ aus Kolumbien, das habe bei vielen Exilvenezolanern und -kubanern in Florida offenbar verfangen. Sie seien davon überzeugt worden, dass sie mit Trump „sicher vor einer sozialistischen Regierung“ seien.

Russische Moderatoren witzeln über die USA

In Russland berichtet der staatseigene Fernsehsender Rossiya 24 umfassend über die US-Wahlen – und ein Moderator äußerte sein Unverständnis: „Wir machen jetzt weiter damit, uns diesen Irrsinn anzuschauen.“ Unvergessen ist der Vorwurf der US-Geheimdienste, dass Russland versucht habe, die US-Wahl 2016 zugunsten von Trump zu beeinflussen – was Moskau dementiert.

Ein Moderatorenduo bei Rossiya 24 spielte auf diese Vorwürfe jetzt an – auf ironische Art: „Manche Genossen hören uns zu, sie schlussfolgern, dass wir Trump schon zum Gewinner erklärt haben“, sagte ein Moderator. Der andere sagte: „Es handelt sich um pure Mathematik, nichts anderes.“

Reaktionen auch schon aus dem Nahen Osten und Afrika

Im Nahen Osten betonte der saudische TV-Sender Al-Arabiya, dass es noch Tage bis zum Wahlergebnis dauern könne. Frühe Freude äußerten ägyptische Zeitungen, die bereits von einem „historischen Ergebnis“ sprachen. Trump hatte sich im Streit Ägyptens mit Äthiopien über einen Nilstaudamm klar auf die Seite von Kairo gestellt. Im Staatsfernsehen des Iran war vom „Drohen eines Bürgerkriegs“ in den USA die Rede gewesen. Ein Kommentator sagte, für Außenstehende sehe die Wahl „unheimlich“ aus.

Aus unserem Plus-Angebot: Reaktionen aus Baden-Württemberg

Einen spöttischen Ton hatten Reaktionen aus Afrika. Früher habe sich Afrika an der amerikanischen Demokratie orientiert, nun orientierten sich die USA an Demokratien in Afrika, twitterte der nigerianische Senator Shehu Sani. Ein Sprecher der Regierungspartei in Simbabwe sagte: „Wir können von früheren Sklavenhaltern nichts über Demokratie lernen.“