Zwischen 1935 und 1945 sperrte die Gestapo im so genannten Polizeigefängnis 15 000 Menschen ein. Die Gefangenen wurden zur Arbeit gezwungen, mindestens 65 von ihnen kamen zu Tode. An sie erinnert nun eine neue Gedenkstätte.

Welzheim - Zur Stadt Welzheim gehört ein Geheimnis, das wenig Rühmliches hat, wie Heinrich Lindauer vom Historischen Verein der Stadt sagt. Zwischen 1935 und 1945 funktionierte die Geheime Staatspolizei das ehemalige Amtsgefängnis zur Terrorhaftanstalt um, die im Volksmund „KZ“ genannt wurde. Mehr als 15 000 Häftlinge wurden im Laufe der zehn Jahre dort eingesperrt und zur Arbeit gezwungen. In manchen Zeiten waren in dem Sandsteingebäude bis zu 200 Häftlinge eingepfercht, bis zu 20 je Zelle. Nach dem Kriegsende wurde die Erinnerung rasch getilgt, doch Heinrich Lindauer ist sich sicher: „Die Leute wussten vom KZ, es war gut sichtbar.“

 

Jetzt wird das Gedenken noch ein wenig sichtbarer: Seit 1965 gibt es eine Gedenkstätte für die 65 nachgewiesenen Todesopfer des Konzentrationslagers auf dem alten Welzheimer Friedhof an der Rudersberger Straße. Dessen Steine hätten mit der Zeit gelitten, zudem seien die Hecken in die Gedenkstätte gewuchert, sagt Ulrich Finke, der Bauamtsleiter der Stadt. Nun liegen neue Platten an dem Weg, zudem hat eine Mauer die Hecke ersetzt. In ihre Aussparungen sollen rot eingefärbte Gläser mit dem Namen der hingerichteten Häftlinge eingesetzt werden. „Diese Gedenkstätte wurde nach 50 Jahren nun grundlegend saniert und neu gestaltet und soll beim Festakt am 19. April ebenfalls ihrer Bestimmung übergeben werden“, so Welzheims Bürgermeister Thomas Bernlöhr.

Mit der Erneuerung der Gedenkstätte, die laut Bernlöhr als Kulturdenkmal eingetragen ist, reagiert die Stadt auf den 70. Jahrestag der Auflösung des Lagers. Geplant ist ein Festakt am Sonntag, 19. April, zu welchem Landtagspräsident Wilfried Klenk und der Regierungspräsident Johannes Schmalzl erwartet werden. Nicola Wenge, die Leiterin des Dokumentationszentrums und der KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg in Ulm, wird auf die Bedeutung des sogenannten Polizeigefängnisses aufmerksam machen.

Im damaligen Ort Welzheim sei die Bedeutung des Gefängnisses gut bekannt gewesen, sagt Dietrich Frey vom Historischen Verein. Die Häftlinge, die mit bemalten Polizeiunformen bekleidet waren, wurden zur Arbeit durch den Ort getrieben. „Man hat die politischen Häftlinge Meckerer genannt“, sagt Heinrich Lindauer. Die Gefangenen mussten nicht nur in den Haushalten der Aufpasser arbeiten, sie wurden für den Wege- und Straßenbau und sogar zum Bau eines Milchhäusles im  Ortsteil Steinbruck eingesetzt. Sogar ihren eigenen, fahrbaren Galgen sowie eine transportable Treppe für ebendiesen mussten Häftlinge errichten, erzählt Heinrich Lindauer.

Am Hinrichtungsort, einem alten Steinbruch an der Straße nach Rudersberg, will die Stadt ebenfalls ein Mahnmal errichten. Dieser Tage werden dort Stelen und eine Hinweistafel aufgestellt. Auch das alte Kommandanturgebäude am Gottlob-Bauknecht-Platz, das heutige Notariat, bekommt eine eigene Hinweistafel. Man denke noch darüber nach, ob das Gebäude vielleicht zur Heimat einer anderen Gedenkstätte werden könnte, sagt Dietrich Frey.

Das eigentliche Gefängnis steht nicht mehr. 1954 wurde dessen Grundstück verkauft und das Haus abgerissen. Damit sei ein Schandfleck entfernt worden, hieß es damals im Amtsblatt der Stadt.