Namenstafeln und Stelen erinnern auf dem Welzheimer Friedhof und dort wo Gefangene der Gestapo im sogenannten Henkersteinbruch hingerichtet worden sind an 62 ermordete Menschen.

Welzheim - Der Todesmarsch der letzten Insassen des mitten in Welzheim im ehemaligen Oberamtsgefängnis eingerichteten Konzentrationslagers beginnt am Morgen des 19. April 1945. Angesichts der anrückenden amerikanischen Truppen wird das Lager zwangsgeräumt. Wenige Tage zuvor, am 9. April, so erinnert der Regierungspräsident Johannes Schmalzl bei einer Gedenkveranstaltung 70 Jahre später am Mahnmal auf dem Welzheimer Friedhof, sei der schwäbische Schreiner und Widerstandskämpfer Georg Elser in Dachau erschossen worden. Der Bezug zu Welzheim: der Steinbruchbesitzer Georg Vollmer, aus dessen Betrieb Elser den Sprengstoff für sein gescheitertes Attentat auf Hitler entwendet hatte, und dessen 16-jähriger Sohn Ernst waren Häftlinge in Welzheim. Ihnen wurde vorgeworfen, nicht sorgfältig genug auf den Sprengstoff geachtet zu haben. Das NSDAP-Mitglied Vollmer ist einer der Glücklichen, die ihren KZ-Aufenthalt am Ende überlebt haben.

 

Direkt in Welzheim sind bis zum Kriegsende 62 Menschen ermordet worden. „Hinrichtungen in Welzheim, zum Teil auch an Häftlingen, fanden im sogenannten Henkersteinbruch an der Straße zwischen Welzheim und Rudersberg statt“, erläutert Heinrich Lindauer vom Historischen Verein Welzheim am Sonntag bei der Gedenkveranstaltung an der historischen Stätte. Rund 200 Menschen machen sich nach der Gedenkfeier auf dem Welzheimer Friedhof zu dem Ort der Hinrichtungen auf. Sie gedenken der etwa 15 000 Häftlinge, für die das 1935 im ehemaligen Oberamtsgefängnis eingerichtete Konzentrationslager meist eine Durchgangsstation auf dem Weg nach Dachau war – und natürlich der 62 Menschen, die bis 1945 in jenem Henkersteinbruch erhängt oder erschossen wurden. Unter den Gästen ist auch der Landtagspräsident Wilfried Klenk. „Wer vergessen will, begibt sich auf die Seite der Täter“, sagt er. „Die volle Wahrheit zu akzeptieren und auf sich zu nehmen ist keine Zumutung, sondern der einzige Weg, mit der Welt und der Zukunft ins Reine zu kommen. Das Versprechen lautet: Nie wieder!“

Offiziell trug das Lager in Welzheim den Namen Polizeigefängnis. Im Volksmund hieß es aber zutreffender KZ Welzheim. Zehn Jahre lang war die Folterstätte mitten in der Stadt in Betrieb. Bis das Lager angesichts der anrückenden amerikanischen Truppen geräumt wurde. Die verbliebenen Insassen mussten sich auf einen Todesmarsch in Richtung Oberschwaben begeben. Bei Riedlingen wurden noch drei Männer erschossen – die letzten Todesopfer unter den Lagerhäftlingen. Die anderen entkamen, als sich die Wachleute aus dem Staub machten.

Auf dem Welzheimer Friedhof ist 1965 eine Gedenkstätte eingerichtet worden – mit Steinplatten, die namentlich an alle erinnern, die in Welzheim als Gestapo-Häftlinge getötet wurden. Und, so die Leiterin der KZ-Gedenkstätte Oberer Kuhberg bei Ulm, Nicola Wenge, nachdem in den Nachkriegsjahren, das Thema KZ in Welzheim verdrängt worden war. Zum 70. Jahrestag des Todesmarsches ist diese Gedenkstätte saniert und neu gestaltet worden. Auch am Henkersteinbruch zeugen nun neben der Gedenktafel zehn farbige, zum Galgenstandort hin ansteigende Stelen vom NS-Terror.