Hans Peter Unkauf hat sich einen Traum erfüllt und ein Wohnfass gebaut. Bis zu vier Personen können darin Urlaub machen, sogar eine Kochnische findet Platz. Gäste finden viel unbehandeltes Holz, liebevolle Einrichtungsdetails und einen Höhlencharakter.

Welzheim - Ein kalter Wind bläst an diesem Nachmittag über die Wiese am Rande des Welzheimer Teilorts Eberhardsweiler. Kuschelig ist es dagegen im Wohnfass von Hans Peter Unkauf, das im Bauerngarten des Biohofs Vogel steht. Der 58-Jährige hat eingeheizt, aber nicht nur deswegen strahlt die ungewöhnliche Übernachtungsmöglichkeit jede Menge Wärme aus. „Das Fass hat einen beschützenden Höhlencharakter“, sagt Unkauf. Um diesen hinzubekommen, hat der Hobby-Zimmermann ein Jahr lang geplant, entwickelt und gebaut. „Ich will mir nicht ausrechnen, wie viel Zeit und Geld das Wohnfass gekostet hat. Das ist mir eigentlich auch egal, ich habe mir damit einen Traum erfüllt.“

 

Eine Nacht im Gurkenfass war der Auslöser

Die Idee hat er vor einigen Jahren von einem Campingplatz im Spreewald mitgebracht. „Dort stand ein ausgemustertes Gurkenfass, in dem man auch seinen Schlafsack ausrollen konnte“, erzählt Hans Peter Unkauf. Danach ließ ihn der Wunsch nicht mehr los, selbst ein solches Fass zu bauen – allerdings ein größeres, in dem man länger bleiben kann. „Ich musste mir erst die Erlaubnis meiner Familie holen, ob ich mir die Zeit und das Geld dafür nehmen darf“, sagt er.

Als er grünes Licht bekam, legte Hans Peter Unkauf los. Die nötigen Fertigkeiten waren zwar teilweise vorhanden, das meiste aber lernte er beim Tun. Eine Herausforderung war zunächst, die Bretter und die ovale Fassform zusammenzubringen. Die Außenhaut besteht aus Lärchenholz. „Das ist zwar teurer, aber ich wollte etwas Langlebiges schaffen. Und Fichte müsste man jedes Jahr streichen.“ Einen großen Aufwand bedeutete seine Entscheidung, die Fassrundung in anderen Elementen fortzuführen. „Aber Eckiges hätte mich gestört“, berichtet er. Die Türen und Fenster nehmen deswegen die ovale Form auf und sind außerdem so konstruiert, dass sowohl Kinder als auch Erwachsene einen Blick nach draußen haben. Durch ein Klappfenster vorne und an der Rückwand kann das Fass gelüftet werden. „Mehr Fenster wollte ich nicht, damit der Höhlencharakter bestehen bleibt.“

Aus der Sitzecke wird abends eine große Liegefläche

Obwohl es von außen recht klein wirkt, findet in dem 2,30 Meter breiten und 2,40 Meter hohen Fass so einiges seinen Platz. Mittelpunkt sind die drei Sitzbänke um den Tisch. In diesen kann zum einen das Gepäck verstaut werden, „denn ich wollte die Wände nicht mit hohen Schränken zubauen“, erläutert Unkauf. Zum anderen kann die Sitzecke mit wenigen Handgriffen in eine zwei mal zwei Meter große Liegefläche umgebaut werden. „Ich denke, dass dort zwei Erwachsene und zwei kleinere Kinder übernachten können“, sagt der Tüftler.

Und weil auch ein mehrtägiger Urlaub möglich sein soll, verfügt das Fass zudem über eine Kochecke. Das Wasser zum Spülen und Zähne putzen kommt aus zwei 20-Liter-Kanistern. Neben dem Wohnfass steht eine Trockentoilette, die über einen im Fass angebrachten Schalter vorgeheizt werden kann. Dass jede Menge Herzblut in dem Wohnfass steckt, ist an vielen liebevollen Details zu sehen. Die Küchenschränke etwa haben Griffe aus Birkenästen. Das indirekte Licht kommt von Lampen, die hinter einem Brett unterhalb der Decke versteckt sind.

Bisher hält sich der Ansturm in Grenzen

Hans Peter Unkauf könnte sich sein Wohnfass gut auf Campingplätzen, in Vergnügungsparks oder Weingütern vorstellen. „Die Pläne sind fertig, ich kann loslegen.“ Seit etwa September hat der Prototyp einen Platz im Bauerngarten der Familie Vogel. „Die Lage ist toll, weil man von dort aus viel im schwäbischen Wald unternehmen kann. Und Kinder können auf dem Bauernhof jede Menge Tiere erleben.“ Bisher allerdings haben nur wenige Gäste den Weg nach Eberhardsweiler gefunden. Schade, findet Hans Peter Unkauf, der sich selbst immer wieder in das Wohnfass zurückzieht – zum Lesen oder Entspannen. „Ich find’s schön. Es riecht nach Holz und ist einfach angenehm.“