Die Janusz-Korczak-Schule in Welzheim entdeckt die Wildnispädagogik für sich. Die Rektorin Gisela Bulant verspricht sich von den Erlebnisse im Wald bessere Konzentration im normalen Unterricht.

Welzheim - Normaler Unterricht in der Schule ist auch okay, aber nicht so gut wie hier im Wald. Ich bin gern draußen“, sagt die neunjährige Madeleine, derweil sie mit einem Zweig ein Stück Glut auf einen Holzscheit presst. Aus diesem soll einmal eine Schale werden, erklärt das Mädchen. Doch nur langsam frisst sich die heiße Glut in das Holz. Aber Madeleine hat Geduld. Konzentriert bleibt sie bei der Sache, ebenso wie ihre Mitschüler, die im Rahmen des neuen Wald- und Wildnisprojekts der Janusz-Korczak-Schule Welzheim ebenfalls den Vormittag im Wald statt im Klassenzimmer verbringen. Dabei werden sie von dem diplomierten Forstwirt und Wildnispädagogen, Matthias Kitzmann, angeleitet. „Nachher werden wir Fichtennadeltee kochen und ihn aus den Schalen trinken“, erklärt er den Kindern.

 

Auch Backnanger Schüler lernen im Wald

Neu ist die Idee des Unterrichts im Wald nicht, von dem sich die Leiterin der Förderschule, Gisela Bulant, verspricht, dass er durch vielfältige Sinneserfahrungen das Denken und die Konzentrationsfähigkeit der Kinder fördert. Auch mit Schülern der Backnanger Tausschule ist Kitzmann im Wald bereits auf Entdeckungstour gegangen und hat ihnen so Wissen über dieses Ökosystem mit seinen Tieren und Pflanzen vermittelt, aber auch über Gefahren, beispielsweise durch Feuer. Das Kooperationsprojekt der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW), des Kreisverbands Rems-Murr, der Wildnisschule Wildniswissen und des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald wird in Zusammenarbeit mit der Kreisforstbehörde veranstaltet. Da es an der Backnanger Grund- und Werkrealschule im Jahr 2011 „auf großen Zuspruch gestoßen ist“, habe sie es auch an ihre Schule holen wollen, erklärt die Rektorin Bulant.

Im vergangenen Oktober war es dann so weit: Seither gehen die jüngeren Schüler der Janusz-Korczak-Schule aufgeteilt in Klassenverbänden regelmäßig einmal im Monat raus in den Tannwald am Stadtrand. „Für die Großen, die Acht- und Neuntklässler, gibt es eine Natur-AG. Die Teilnahme daran ist aber freiwillig“, ergänzt Bulant. Der SDW-Vorsitzende Gerhard Strobel begrüßt diese Ausweitung des Wald- und Wildnisprojekts, zumal sich auch die Tausschule vergangenes Frühjahr dafür entschieden hat, noch weitere drei Jahre daran teilzunehmen. Ursprünglich war das Projekt dort lediglich für das Schuljahr 2011/12 vorgesehen. „Wir wollen möglichst viele Schulen mit ins Boot holen“, sagt Gerhard Strobel.

Die Projektfinanzierung steht

Doch dies ist nicht nur eine Frage des guten Willens sondern auch der Kosten. 16 500 Euro müssen für das auf drei Jahre angelegte Wald- und Wildnisprojekt an der Janusz-Korczak-Schule aufgewendet werden. Zur Freude Gisela Bulants und des Welzheimer Bürgermeisters und Naturpark-Vorsitzenden, Thomas Bernlöhr, der sich dadurch „eine Nachhaltigkeit für viele Jahre“ erhofft, ist die Summe allerdings bereits finanziert. Zusätzlich zu Eigenmitteln der Schule, dem Einsatz des Fördervereins und einer Spende im Rahmen des Haller Naturpreises schießen vor allem die Baden-Württemberg Stiftung und der Lions Club Welzheim Gelder zu – eine Investition, die sich wohl auch über die kommenden rund zweieinhalb Jahre hinaus rechnen wird.

Denn Bulant hat ein klares Ziel vor Augen: „Wir wollen uns als Naturparkschule zertifizieren“, kündigt sie an. Daher werde Kitzmann im zweiten Projektjahr die Lehrer der Janusz-Korczak-Schule anleiten, damit sie den Wildnisunterricht mehr und mehr selbst übernehmen können.