Der Wendlinger Bürgermeister Steffen Weigel bezweifelt, dass sich der mittlere Neckarraum als Endpunkt für eine Höchstspannungsstromtrasse eignet. Er fordert von dem Netzbetreiber Tansnet BW konkrete Informationen.

Wendlingen - Steffen Weigel wehrt sich gegen die Pläne, eine Stromtrasse in seiner Stadt oder in deren näheren Umgebung enden zu lassen. Der Grund für den Ärger des Wendlinger Bürgermeisters: der Netzbetreiber Transnet BW hat in seinem neuesten Entwurf zum Netzentwicklungsplan angekündigt, die den Raum Stuttgart bedienende Höchstspannungsleitung vom ursprünglich geplanten Endpunkt Goldshöfe (Ostalbkreis) in den Raum Wendlingen zu verlegen. Damit komme man mit der Trasse nahe an den Bereich heran, wo der Strombedarf mit am größten sei, erklärt die Transnet-Sprecherin Regina König. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie man das in dem hochbesiedelten mittleren Neckarraum umsetzen kann, dass es verträglich für Mensch und Umwelt ist“, entgegnet Weigel.

 

Transnet definiert den Begriff Raum mit rund zehn Kilometern Umkreis zu der Stadt am Neckar. „Rund 20 Kommunen könnten davon betroffen sein“, erklärt Weigel. Deshalb habe er seine Kollegen in den Rathäusern sowie das Landratsamt zu einem Termin eingeladen, bei dem sie Informationen sammelt und über die noch nicht sehr konkreten, aber möglicherweise weitreichenden Trassenpläne diskutieren wollen.

Der Endpunkt ist relativ genau definiert

Der Korridor, in dem die Hochspannungsleitung verlaufen soll, ist freilich noch sehr breit gefasst. Der Anfangs- und der Endpunkt hingegen sind relativ genau definiert, wie auch Regina König einräumt. Die Trasse würde in einem Konverter enden, der der Transnet-Sprecherin zufolge einen Platzbedarf von rund zehn Hektar benötigen würde. „Das wären unsere letzen freien Gewerbeflächen, die wir noch haben“, merkt Steffen Weigel dazu an. Die Argumentation Königs, der Endpunkt sei „noch nicht konkretisiert und noch nicht bestätigt“, so lange die Bundesnetzagentur den Entwurf zum Netzentwicklungsplan noch nicht geprüft habe, erachtet der Bürgermeister als „nicht akzeptabel“. Zwar befinde sich das Projekt noch in einem frühen Planungsstadium, wie Weigel einräumt, doch er erwarte von Transnet, „sofort mit den betroffenen Kommunen zu sprechen und konkrete Vorstellungen zu benennen“. Denn es falle ihm schwer, zu glauben, dass das Unternehmen „sich nicht wenigstens ungefähre Gedanken darüber gemacht hat, wo der Konverter hin soll“.

Schließlich müsse doch geprüft werden, ob ein Endpunkt im Raum Wendlingen in der Praxis überhaupt umsetzbar sei, bevor der Standort explizit genannt werde. Diese Überlegungen seien entweder nicht angestrengt worden – „das wäre schlecht“. Oder aber sie seien angestrengt worden „und wir wissen nichts davon – das wäre noch schlechter“. Regina König betont, dass der Netzentwicklungsplan zunächst allein den Strombedarf im Blick habe. Bevor überhaupt in die Planungsphase eingetreten werde, würden Informationsveranstaltungen angeboten. Zudem werde den Menschen die Möglichkeit zur Stellungnahme geboten, und es werde auf die Gegebenheiten vor Ort eingegangen.

Umsetzung muss „verträglich machbar“ sein

Steffen Weigel ist klar, dass die Energiewende nicht zu schaffen ist, wenn sich alle weigerten, die entsprechenden Maßnahmen zu dulden. Aber man könne den Standort für einen Trassenendpunkt nicht allein nach „netzlogischen und betriebswirtschaftlichen“ Gesichtspunkten festsetzen. Es müsse darauf geachtet werden, dass die Umsetzung „verträglich machbar“ sei – selbst, wenn es dann mehr koste. Der mittlere Neckarraum sei ohnehin schon über die Maßen belastet mit Straßen- und Flugverkehr, mit großen Stromtrassen und mit der Neubaubahnstrecke Wendlingen-Ulm.