Vor 40 Jahren verlas mit Wibke Bruhns erstmals eine Frau die Nachrichten im deutschen Fernsehen.

Freizeit und Unterhaltung: Theresa Schäfer (the)

Stuttgart - "Die Nachricht verlangt sachlich unterkühlte Distanz. Bei einem Kriegsfoto muss eine Frau in Tränen ausbrechen, sie hat doch schließlich Gefühle, sonst wäre sie keine Frau." Allein diese Aussage des legendären ARD-Nachrichtensprechers Karl-Heinz Köpcke zeigt, welche Sensation es war, als mit Wibke Bruhns am 12. Mai 1971 erstmals eine Frau im deutschen Fernsehen die Nachrichten verlas.

Zwar durfte die Journalistin erstmal nur die Spätnachrichten um 22.15 Uhr präsentieren, doch das Tabu, dass eine Frau das Weltgeschehen verkündet, war mit Wibke Bruhns Auftritt in seriöser Safari-Bluse gebrochen. Mit Brille, adretter Frisur und hochgeschlossen hielt sich die damals 33-Jährige an den Tipp, den ihr Chefsprecher Wolfgang Behrendt mit auf den Weg gegeben hatte: "Wenig Busen und wenig Bein zeigen."

Beäugt von einer ganzen Nation

Wibke Bruhns hatte bald genug davon, Nachrichten zu verlesen und dabei von allen Seiten kritisch beäugt zu werden: "Den einen war ich zu blaustrümpfig, den anderen zu weiblich, mal war ein Knopf zu viel auf, mal einer zu wenig", erzählte die Journalistin später. Ende 1972 machte sie den "heute"-Moderatoren-Sessel frei, unterstützte Willy Brandts Kanzlerkandidatur und arbeitete schließlich als Korrespondentin in Israel und den USA.

Mit ihrem ersten "Guten Abend, meine Damen und Herren" hat Wibke Bruhns vielen Frauen bei Tagesschau und heute-Nachrichten den Weg geebnet - wie unsere Bildergalerie zeigt.