In Baden-Württemberg sind im Jahr 2012 rund 89 500 Kinder geboren worden. Damit ist fast ein Negativrekord erreicht worden. 1964 kamen im Südwesten noch 161 000 Kinder zur Welt.

Stuttgart - In Baden-Württemberg wird der Nachwuchs knapp. 2012 sind im Südwesten rund 89 500 Kinder auf die Welt gebracht worden. Das sind 700 mehr als im Jahr zuvor. Das ist der zweitniedrigste Wert seit Bestehen des Landes. 1964, dem geburtenstärksten Jahrgang auch im Land, wurden 161 000 Kinder geboren. Das machte das Statistische Landesamt jetzt bekannt.

 

Der Rückgang ist nicht darauf zurückzuführen, dass die Gebärfreudigkeit noch weiter nachlässt als zuletzt, so die Statistiker. Die Geburtenrate, also die Zahl der Kinder pro Frau, schwankt seit Jahrzehnten nur in engen Grenzen. Sie lag im Jahr 2012 bei 1,36 Kindern pro Frau. 2010 waren es noch 1,38, so viele wie 1995. 1985 betrug der Wert sogar lediglich 1,32. 1970 hingegen wurden 2,07 erreicht, 1960 sogar 2,47.

Um die Bevölkerung konstant zu halten, wäre eine Geburtenrate von 2,1 Kinder je Frau notwendig. Dieser Wert, so die Statistiker, sei in Baden-Württemberg letztmals 1970 erreicht worden. Seit Ende der 1990er Jahre ist als Folge „ein deutlicher Rückgang der Geburten zu beobachten, weil seither die Zahl der Frauen im gebärfähigen Alter zurückgegangen ist“. Sie werde aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung auch weiter zurückgehen.

Tuttlingen ist Spitze

Innerhalb des Landes beobachten die Statistiker aber „durchaus bemerkenswerte Unterschiede“. So war im Jahr 2012 unter den 44 Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg der Spitzenreiter mit einer Geburtenrate von 1,59 Kindern je Frau der Landkreis Tuttlingen. Die Landkreise Biberach (1,50) und Sigmaringen sowie Ortenau (jeweils 1,49) folgten.

Am niedrigsten ist die Rate in den Stadtkreisen Heidelberg und Stuttgart mit 1,06 respektive 1,18 Kindern je Frau ausgefallen. Urbanes Umfeld wirkt offenbar nachwuchsverhindernd, denn auch die Stadtkreise Baden-Baden, Mannheim, Freiburg und Karlsruhe liegen mit Geburtenraten von jeweils knapp über 1,2 Kindern pro Frau am Ende der Skala.

Warum das so ist, sei nicht einfach zu erklären. Auffällig ist „noch immer ein traditionelles ,Land-Stadt-Gefälle‘“, so die Statistiker. In den meisten ländlich geprägten Gebieten kämen pro Frau mehr Kinder auf die Welt als in Ballungsräumen. „In Hochschulstandorten wie Heidelberg ist die Geburtenrate besonders niedrig, weil dort viele jüngere Frauen leben, bei denen Studium und Berufseinstieg im Vordergrund stehen und deshalb (noch) keine Familiengründung geplant ist.“

Unterschiede schwächen sich ab

Diese regionalen Unterschiede schwächen sich im Laufe der Jahre allerdings ab. Im Jahr 2000 habe der Unterschied zwischen dem Kreis mit der geringsten und dem mit der höchsten Kinderzahl je Frau noch fast ein Kind betragen. Bis heute hat sich diese Spannweite fast halbiert. Die Extreme waren übrigens schon damals Tuttlingen und Heidelberg.

Auch ausländische Frauen werden statistisch gesehen deutschen Frauen immer ähnlicher, denn „das generative Verhalten der Ausländerinnen“ gleiche sich „im Laufe der Zeit dem der einheimischen Bevölkerung mehr und mehr an“. Aber noch haben ausländische Mütter mehr Kinder als deutsche. 2012 lag die Geburtenhäufigkeit der Ausländerinnen bei 1,53; bei deutschen Frauen waren es 1,33.