Maschinenbauingenieur und Hobbyastronom Matthias Engel aus Feuerbach fordert auf unnötige und umweltschädliche Außenleuchten zu verzichten.

Feuerbach - Zugegeben: Feuerbach ist bei Nacht nur ein kleines Licht. Tausendfach heller strahlen im Vergleich dazu Metropolen wie Tokio, Dubai oder Shanghai, deren nächtliches Geglitzer und Gefunkel teilweise noch vom Orbit aus betrachtet werden kann.

 

Mit den ökologischen, gesundheitlichen und finanziellen Schattenseiten der Kunstlichtflut beschäftigt sich seit Jahren Matthias Engel aus Feuerbach: „Gesetzliche Regelungen, mit denen die Lichtemissionen eingedämmt werden können, gibt es nicht. Beim Lärm ist das anders“, sagt er. Das Problem sei nicht die Außenbeleuchtung an sich, sondern dass sie im öffentlichen Raum oft falsch und nicht zielgerichtet eingesetzt werde. Ein Negativbeispiel sind die zylinderförmigen Straßenlaternen auf der Feuerbacher Einkaufsmeile, der Stuttgarter Straße. Dort werden große Mengen des bläulich-weißen LED-Lichts zur Seite und nach oben in den Nachthimmel abgestrahlt.

Umweltgerechte Außenbeleuchtung spart Geld und Energie

Wie eine energieeffiziente und umweltgerechte Außenbeleuchtung aussehen sollte, hat der promovierte Maschinenbauingenieur im publizistischen Zentralorgan der örtlichen Kommunen, dem Gemeintag Baden-Württemberg, veröffentlicht: „Sorgfältig geplante und ausgerichtete Beleuchtung spart viel Energie und Geld, da bei der Vermeidung unnötiger Lichtabstrahlung eine geringere Lichtleistung ausreicht. Somit ist nicht nur das Leuchtmittel für die Effizienz einer Beleuchtung entscheidend, sondern auch die Lichtlenkung. So strahlen zum Beispiel bei einer Kugelleuchte 50 Prozent des Lichtes ohne Beleuchtungszweck nach oben“, schreibt Engel in dem Artikel.

Statt den Nachthimmel zu beleuchten oder Häuserfassaden zu beschimmern, sollte der Lichtstrahl einer Straßenlaterne in erster Linie nach unten auf die Straße gerichtet sein. „Grundlage für zielgerichtete, blendungsreduzierte und komfortable Beleuchtung ist der Einsatz voll abgeschirmter Leuchten mit flachem Schutzglas, die kein Licht in den oberen Halbraum abstrahlen“, beschreibt Engel exakt die passende Lampen-Konstruktion. Doch genau daran mangelt es an vielen Stellen im Feuerbacher Zentrum.

Ein mehr an Licht bedeutet keine bessere Sicht

Hinzu kommt: An manchen Stellen wird schlichtweg zu hell beleuchtet. Das soll Sicherheit bringen, kann aber gegenteilige Wirkungen haben. „Es kann zu Blendung und Überbeleuchtung führen und damit zu einer schlechteren Wahrnehmung der Umgebung“. Ein Mehr an Licht bedeute also nicht zwangsläufig eine bessere Sicht. „Bisher ausreichend beleuchtete Straßen wirken daneben viel dunkler, weil sich die Augen nicht so schnell adaptieren können“, sagt Engel. Die Folge sei häufig ein ständiges Wettrüsten bei der Leuchtstärke und damit ein unnötiger Mehrverbrauch an Energie.

Die Auswirkungen solchen Hochrüstens sind im Bereich des Wohngebietes Alte Steige/Happoldstraße/Feuerbacher Weg zu besichtigen. Dort wurde ein Nebenweg mit ziemlich starken und hellen LED-Lichtern ausgerüstet. Dazu kommen die Kugellichter im Eingangsbereich der Häuser: „Deren Kauf kann man aber keinem Hausbesitzer krumm nehmen. Denn im Baumarkt wird in der Regel wenig anderes angeboten“, sagt Engel. Aber auch in Industriegebieten plädiert der Ingenieur dafür, die Beleuchtung in vertretbaren Grenzen zu halten. Werbetafeln an abgelegenen Stellen rund um die Uhr zu bestrahlen, hält er für unnötig. Auch Firmenparkplätze aus Sicherheitsgründen die ganze Nacht in Licht zu tauchen, sei kontraproduktiv: „Bewegungsmelder bringen deutlich mehr Aufmerksamkeit und Abschreckwirkung als eine Dauerbeleuchtung.“

Hohe Blauanteile im LED-Licht

An manchen Stellen im öffentlichen Raum wird mit weiß-blauem LED-Licht und einer Farbtemperatur bis zu 4000 Kelvin oder mehr regelrecht die Nacht zum Tag gemacht. Matthias Engel findet bedauerlich, dass die Natriumdampflampen mit ihrem warmen gelblichen Lichtton aus der Mode kommen. Denn die Blauanteile im LED-Licht greifen laut wissenschaftlichen Untersuchungen auch in den Hormonhaushalt und den Tag-Nacht-Rhythmus des Menschen ein: „Während uns die Blauanteile am Tag wach halten, rauben sie uns nachts den erholsamen Schlaf“, sagt Engel. Doch nicht nur der Mensch, auch Insekten und Pflanzen werden in Mitleidenschaft gezogen. Milliarden von Insekten fallen alljährlich dem Lichtsmog zum Opfer. Die in Mode gekommenen Bodenstrahler verändern den biologischen Rhythmus der dort in direkter Nähe wachsenden Pflanzen.

Auch deshalb kämpft der passionierte Hobbyastronom in einem ehrenamtlichen Projekt namens „Sternenpark Schwäbische Alb“ um den Erhalt des dortigen Nachthimmels. Im Lautertal bei Indel- und Anhausen oder auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen könne man bei klarer Nacht bereits mit einem guten Fernglas sehr viele Himmelsobjekte anschauen. Diesen einzigartigen Sternenpark gegen die wachsende Lichtflut in Stadt und Land zu verteidigen, sieht Engel als eine wichtige Aufgabe an. Denn im Stuttgarter Stadtgebiet haben passionierte Sternbeobachter wie er ziemlich schlechte Karten.